Fundamentale Nachricht
11:30 Uhr, 12.12.2014

Chinas Notenbank pumpt Milliarden in das Bankensystem - Industrie sendet erneut schwache Signale

Chinas Notenbank will die schwache Kreditvergabe ankurbeln und pumpt weitere Milliarden in das Bankensystem. Derweil zeigen neueste Konjunkturdaten, dass sich das Wachstum in der chinesischen Industrie weiter abgeschwächt hat.

Peking (BoerseGo.de) – Die chinesische Zentralbank hat laut einem Pressebericht am Donnerstag rund 400 Milliarden Yuan (50 Mrd. Euro) in das Bankensystem des Landes gepumpt, um die Kreditvergabe der Institute anzukurbeln. Die nicht öffentlich gemachte Finanzspritze der People’s Bank of China erfolge über die China Development Bank, die die Gelder über den Interbankenmarkt als kurzfristige Darlehen an andere Institute weiterreiche, berichtete das „Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Finanzkreise. Die Finanzspritze sei nicht publik gemacht worden, weil sie an den Märkten nicht als Signal für eine weitere Lockerung der Geldpolitik verstanden werden sollte, hieß es weiter. Chinas Banken stören sich seit langem an der starken und einschränkenden Regulierung im Kreditwesen. Insbesondere verlangen die Institute, dass der Anteil der Einlagen gesenkt wird, der als Puffer für Notfälle rückgelegt werden muss. Die Währungshüter hingegen befürchten, dass bei einer Senkung dieser sog. Reserveanforderung zu viele Kredite unkontrolliert in Wirtschaftsbereiche geschleust werden, die ohnehin unter Überkapazitäten leiden.

Derweil wurde die zentrale Arbeitskonferenz zur Wirtschaft, die jährlich stattfindet und dazu dient, die Wirtschaftsziele für das nächste Jahr festzulegen, am Donnerstag in Peking beendet. So wurde von offizieller Seite besonders betont, dass der Stabilisierung des Wachstums im nächsten Jahr höchste Priorität eingeräumt würde, und dass die Fiskalpolitik „energischer“ sein müsste. Im Hinblick auf die Geldpolitik wurde hervorgehoben, dass man weiterhin umsichtig vorgehen werde, aber ein Gleichgewicht zwischen Straffung und Lockerung finden müsse.

Alles in allem deuteten die Äußerungen auf eine verstärkte Besorgnis über die jüngste Kette schwacher Konjunktursignale. Dass es auch in der Industrie nicht mehr ganz so rund läuft, hat sich bereits angekündigt und wurde heute mit neuesten Daten erneut bestätigt. So schwächte sich das Wachstum der chinesischen Industrieproduktion im November überraschend deutlich mit plus 7,2 Prozent ab. Im Vormonat lag der Zuwachs noch bei 7,7 Prozent, wie die Statistikbehörde am Freitag mitteilte. Gegenüber dem Vormonat kletterte die Produktion um 0,52 Prozent und damit ebenso so stark wie im Oktober. Ökonomen hatten zwar einen Rückgang erwartet, allerdings nicht in dieser Höhe.

Die Einzelhandelsumsätze zogen unterdessen um 11,7 Prozent im November gegenüber dem Vorjahr an; im Oktober lag das Plus bei 11,5 Prozent. Die Aktivität im wichtigen Bausektor stieg in der Zeit von Januar bis November wie erwartet um 15,8 Prozent. Die Regierung in Peking geht offenbar mittlerweile davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum von geschätzten 7,4 Prozent in diesem Jahr auf 7,0 Prozent in 2015 verlangsamen wird.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten