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13:18 Uhr, 08.03.2017

Chinas Exporte schwächeln: Erstes Handelsbilanzdefizit seit drei Jahren

Weil Chinas Einfuhren im Februar überraschend stark angezogen sind, hat die zweitgrößte Volkswirtschaft erstmals seit drei Jahren ein Defizit in seiner Handelsbilanz verzeichnet.

Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Rohstoffhunger führte im Februar zum ersten Defizit in der Handelsbilanz seit drei Jahren. Wie die Nationale Zollverwaltung am Mittwoch mitteilte, zogen die Importe auf Dollar-Basis im Jahresvergleich um satte 38,1 Prozent an. Vor allem die Lieferanten von Kupfer, Eisen und Rohöl Südafrika, Australien und Brasilien sorgten auf die Importseite für den starken Zuwachs.

Die Ausfuhren verzeichneten zugleich einen überraschenden Rückgang um 1,3 Prozent. In der Summe steht im Berichtsmonat somit erstmals seit Februar 2014 wieder ein negativer Handelsbilanzsaldo zu Buche. Dieser liegt bei 9,15 Mrd. US-Dollar. China werde wahrscheinlich auch in Zukunft weitere Handelsdefizite einfahren, sagte der Pekinger Wirtschafts-Professor He Xiaoyu.

„Das Defizit sollte nicht negativ interpretiert werden“, kommentierte hingegen die NordLB. Wesentlich bedeutender als diese aggregierte Zahl seien ohnehin die Details. Den Zollbehörden folgend habe der Außenhandel durchaus einen guten Jahresstart verzeichnet. In den Monaten Januar und Februar habe sich demnach insgesamt ein Zuwachs der in Dollar denominierten gesamten Handelsaktivitäten — Exporte plus Importe — um 13,3 Prozent ausgeweitet. Insbesondere die Binnennachfrage sei für diese Dynamik verantwortlich.

Laut Experte He Xiaoyu ist bei den Exporten kein Ende des Abwärtstrends zu erkennen: „Die Ausfuhren werden mehr und mehr zu einer Herausforderung.“, sagte er. Grund: Weil die Löhne steigen und andere Länder in Südostasien billiger produzieren können, sind Chinas Ausfuhren schon länger unter Druck. Das Land ist nicht mehr die Werkbank der Welt. Die Regierung versucht deshalb, einen stärkeren Dienstleistungssektor zu entwickeln und den Binnenkonsum zu stärken.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt war im zurückliegenden Jahr mit 6,7 Prozent so langsam wie seit 26 Jahren nicht mehr gewachsen. Auf der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking hatte Premier Li Keqiang am Sonntag das Wachstumsziel für dieses Jahr weiter auf 6,5 Prozent gesenkt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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