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12:43 Uhr, 18.01.2018

Chinas BIP-Wachstum fußt auf alten Rezepten

Stabile Wachstumszahlen werden in Peking nach wie vor notwendigen Reformen vorgezogen. Denn dann wäre der BIP-Anstieg in 2017 niedriger ausgefallen. Das größte Problem im Reich der Mitte bleiben die Schulden. Ein guter Teil des Wachstums ist schlichtweg erkauft.

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Peking (Godmode-Trader.de) - Vordergründig steht Chinas Wirtschaft gut da. Die Wirtschaft ist im vergangenen Jahr schneller gewachsen als 2016. Für das Gesamtjahr 2017 meldete das Nationale Statistikamt einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 6,9 Prozent. Damit bestätigen sich die Schätzungen von Premier Li Keqiang, der bereits vor einigen Tagen eine entsprechende Wachstumsrate für sein Land vorhergesagt hatte. 2016 lag der BIP-Zuwachs noch bei 6,7 Prozent, wodurch sich die erste Wachstumsbeschleunigung seit 2010 ergibt.

Experten zeigten sich angesichts der robusten Wachstumszahlen aber nicht nur erfreut. Der Internationale Währungsfonds hatte zuletzt bereits gewarnt, dass Chinas anhaltend starkes Wachstum durch neue Schulden erkauft sei. Es seien vor allem alte Rezepte, die Peking das kräftigte Wachstum bescherte, lautet die Kritik. Der Außenhandel erhielt im vergangenen Jahr neuen Schwung und auch der Bausektor boomte dank der anhaltend großzügigen Kreditvergabe. Wichtige Reformen würden aber nach wie vor zu Gunsten stabiler Wachstumszahlen nur unzureichend angegangen. „Das größte Problem bleiben die Schulden“, sagte der Pekinger Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou der Deutschen Presse-Agentur. So lasse der Staat zum Wohle der sozialen Stabilität noch immer zu, dass unrentable Firmen künstlich mit Krediten am Leben gehalten werden, statt sie pleite gehen zu lassen.

Nach Einschätzung der NordLB stehen die Daten im Widerspruch zum Umbau des chinesischen Wirtschaftsmodells, für das „ein zurückhaltenderes Expansionstempo unerlässlich“ sei. Auch Thomas Gitzel, Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank, ist der Auffassung, dass für Peking noch einiges zu tun sei. Der private Konsum müsse zukünftig eine bedeutendere Rolle in der Wachstumskomposition einnehmen, schrieb Gitzel in einer ersten Reaktion auf die BIP-Zahlen. Die Wachstumsraten würden in den kommenden Jahren sukzessive zurückgehen. Dies sei allerdings kein Beinbruch, sondern vielmehr Anzeichen einer Gesundung.

Die heute gleichfalls vorgelegten Dezember-Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen sowie zur Industrieproduktion sind Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Denn während die industrielle Erzeugung mit einem Wachstum von 6,2 Prozent durchaus überzeugte, kann bei den Einzelhandelsumsätzen von einer negativen Überraschung gesprochen werden. Hier kam es zu einem Rückgang der Jahresrate von plus 10,2 Prozent im Vormonat auf plus 9,4 Prozent. Die Bedeutung der Einzelhandelsumsätze kommt allein schon durch den hohen Anteil des Konsums von knapp 60 Prozent an der chinesischen Wirtschaftsleistung zum Ausdruck

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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