Fundamentale Nachricht
13:46 Uhr, 04.09.2018

Chinas Afrika-Strategie: Wird aus der finanziellen eine politische Abhängigkeit?

China ist für viele Länder Afrikas schon jetzt wichtigster Wirtschaftspartner. Der chinesische Präsident Xi will diese Vormachtstellung nun weiter ausbauen, die Länder Afrikas an China binden. Doch daraus entwickelt sich eine Abhängigkeit, zunächst finanziell, dann auch politisch.

Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Führung hat Vorwürfe als haltlos bezeichnet, es treibe afrikanische Staaten mit seiner Hilfs- und Investitionspolitik in eine Schuldenfalle. „Es ist sinnlos, China für die Schuldenprobleme verantwortlich zu machen“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den Pekinger Sonderbeauftragten für Afrika, Xu Jinghu. Bei genauerem Blick auf die mit den höchsten Verbindlichkeiten belasteten Staaten Afrikas zeige sich, dass die Volksrepublik eben nicht deren Hauptkreditgeber sei. Peking gehe es um Entwicklungshilfe, nicht um Schuldenpolitik.

Am Montag kündigte Präsident Xi Jinping zum Auftakt des China-Afrika-Gipfels in Peking an, die Staaten Afrikas mit 60 Milliarden US-Dollar zu unterstützen. Die Mittel sollen als staatliche Hilfen, aber auch für Investitionen und Kredite durch chinesische Unternehmen und Banken bereitgestellt werden. Einige Länder sollen einen Schuldenschnitt erhalten. „Wir begrüßen Afrika im Expresszug der chinesischen Entwicklung“, sagte Xi vor zahlreichen Staats- und Regierungschefs aus afrikanischen Staaten in Pekings Großer Halle des Volkes.

Lange wurde Chinas Interesse an Afrika einzig mit dessen Rohstoffhunger erklärt. Doch nun steht im Zentrum des Interesses Pekings der Ausbau der Infrastruktur. Die unzureichende Infrastruktur sei Afrikas größtes Entwicklungsproblem, sagte Präsident Xi im Vorfeld des Gipfels in Peking. Im Rahmen der Initiative „Neue Seidenstraße“ hat Peking in den vergangenen Jahren in Afrika insbesondere in Bahnstrecken, Häfen und Straßen investiert.

China ist für viele Länder Afrikas schon jetzt wichtigster Wirtschaftspartner. Der chinesische Präsident Xi will diese Vormachtstellung nun weiter ausbauen, die Länder Afrikas an China binden. „Die Umgarnung Afrikas durch China ist seit nunmehr zwei Jahrzehnten ein zentraler Bestandteil der Außenpolitik Pekings“, kommentierte die „Neue Zürcher Zeitung“. Selten zuvor habe ein Land im Ausland wirtschaftlich derart stark expandiert wie China in Afrika. Die Handelsstatistiken unterstreichen diese These: Im Handel mit Subsahara-Afrika hat das Reich der Mitte zum Westen einen großen Abstand erreicht. Noch vor wenigen Jahren waren die USA der große Player für die afrikanischen Staaten.

Die andere Seite der Medaille, und insofern kommt die oben erwähnte Kritik nicht von ungefähr: Viele afrikanische Staaten haben sich in den letzten Jahren durch chinesische Kredite erheblich verschuldet. In Ländern wie dem Sudan steht der Staatshaushalt durch die Zinszahlungen an Peking bereits unter erheblichen Druck.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten