Kommentar
11:58 Uhr, 20.04.2021

China zeigt: Der erhoffte Rebound ist keine Selbstverständlichkeit

Alle erwarten in diesem und im nächsten Jahr exorbitantes Wirtschaftswachstum. Dass es dieses Wachstum nicht geben wird, erwartet niemand. China zeigt: Das ist eine Möglichkeit.

Im ersten Quartal 2021 wuchs Chinas Wirtschaft um 0,6 % gegenüber dem vierten Quartal 2020. Das ist ein ziemlich ernüchternder Wert. Erwartet wurde deutlich mehr als 1 %. Vor Krisenbeginn wuchs Chinas Wirtschaft jedes Quartal zwischen 1,2 % und 2 %. Dass das Wachstum trotz Aufholbedarfs fast stagniert, ist eine Überraschung. Direkt nach dem Lockdown war das Wachstum natürlich sehr hoch, wie überall auf der Welt. In den zwei darauffolgenden Quartalen war das Wachstum überdurchschnittlich hoch. Auch das war keine große Überraschung. Der Aufholbedarf ist nicht innerhalb weniger Wochen gedeckt. Das Wachstum war aber auch hoch, weil der Rest der Welt China als Lieferanten benötigte. Im Westen war die Produktion niedrig und viele Länder hatten einen hohen Bedarf an Medizinprodukten. Darüber hinaus stieg die Nachfrage nach Konsumgütern, die aus China kommen. China profitierte vom Lockdown in anderen Ländern.


Die Güternachfrage ist noch immer hoch. Trotzdem fällt das Wachstum stark zurück. Das lässt Zweifel aufkommen, dass das erwartet hohe Wachstum in den USA und Europa, welches bis mindestens Ende 2022 anhalten soll, auch tatsächlich stattfinden wird. Wenn sich Chinas Wachstum trotz günstiger globaler Bedingungen und Öffnung der Wirtschaft gegenüber dem Vorkrisenniveau halbiert, was geschieht dann erst bei uns?

Die Story, dass es einen globalen und historischen Boom geben wird, bekommt Risse. Man muss die Hoffnung aber nicht gleich aufgeben. China hat die Wirtschaft in der Krise angeschoben. Die Geldpolitik wurde lockerer und Lokalregierungen gaben mehr Geld aus.

Seit November 2020 wird die Politik wieder restriktiver. Der sogenannte Kreditimpuls zeigt seit November nach unten und befindet sich auf neutralem Niveau. Effektiv wird die Wirtschaft nicht mehr angeschoben, sondern leicht gebremst.

Dieser Kreditimpuls hat auch für den Rest der Welt Bedeutung. In Grafik 2 ist der Impuls zusammen mit dem Euro-Dollar Kurs abgebildet. Das Währungspaar folgt dem Impuls. Das zeigt die globale Bedeutung dessen, was in China vorgeht. Es wird auch die Rohstoffpreise beeinflussen. Der Kreditimpuls geht den Rohstoffpreisen um einige Monate voraus. Ab Sommer ist daher mit fallenden Rohstoffpreisen zu rechnen.


Chinas großer Boom ist vorüber. Die Regierung tritt auf die Bremse. Sie will vermeiden, dass zu viel Risiko über zu viel Kredit eingegangen wird. Hohes Wachstum wird dem Ziel geopfert, die Verschuldung im Griff zu behalten. Das wird auch in anderen Regionen der Welt das Wachstum etwas drücken.

Aufgrund Chinas verlangsamtem Wachstums muss man nicht gleich befürchten, dass es bei uns überhaupt keinen Boom gibt. Er könnte jedoch deutlich geringer ausfallen als viele hoffen. Anleger haben sehr hohe Erwartungen. Dass diese erfüllt werden, ist gerade unwahrscheinlicher geworden.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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