Kommentar
22:18 Uhr, 28.02.2019

China: Wirtschaftliche Probleme schlimmer als gedacht

Die US-Wirtschaft ist im Schlussquartal stärker gewachsen als gedacht. Wieso feiert da niemand? China gibt die Antwort.

Die US-Daten sind einigermaßen erfreulich. Das Wachstum lag im Schlussquartal 2018 mit 2,6 % über den Erwartungen. Das Gesamtjahr brachte ein Wachstum von 2,9 % hervor. Das ist etwas unterhalb der magischen Marke von 3 %, die von der Trump-Administration angepeilt wurde, aber die Daten sind auch noch nicht final. Es könnte eine Revision nach oben (oder unten) geben.

An der Börse wird das nicht gefeiert, obwohl es eigentlich gute Neuigkeiten sind. Das Problem an der Neuigkeit ist, dass es eher eine Nachricht ist. Das vierte Quartal ist lange vorüber. Das erste Quartal 2019 ist schon zu zwei Dritteln überstanden. Es hilft wenig, wenn das Wachstum im Rückspiegel gut aussieht. Was zählt, das ist die Zukunft.

Die Zukunft sieht weiter unsicher aus. Das liegt vor allem an China, das sich immer weiter abschwächt. Mit der Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex und seiner Komponenten wurde Anlegern ein Schreck eingejagt.

Der Gesamtindex liegt mit 49,2 Punkten das dritte Mal in Folge unterhalb der Marke von 50, die Expansion von Kontraktion trennt. Ganz so strikt ist die Sache allerdings nicht. Auf mysteriöse Weise konnte China in der Vergangenheit auch bei Werten von 48 oder sogar 45 wachsen.

Das macht die Sache kaum besser, da alle wissen, dass die offiziellen Wachstumszahlen geglättet werden. Derzeit sind alle wichtigen Komponenten unterhalb der Marke von 50 Punkten (siehe Grafik). Das ist das erste Mal seit 2009.

Die Entwicklung hat also Gewicht. Während der letzten Abkühlung 2015/16 konnten sich zumindest einige Komponenten besser halten. Die Lage ist also ziemlich ernst. Sie ist auch vor allem deswegen ernst, weil die Regierung bereits viel getan hat, um die Wirtschaft anzukurbeln.

2018 wurden bereits Steuern gesenkt. 2019 geht es damit munter weiter. Auch die Kreditvergabe an kleinere und mittlere Unternehmen wurde verbessert und der Staat versucht wieder mehr in Infrastruktur zu investieren. Bisher hat das alles nicht viel geholfen. Die Wirtschaft kühlt immer noch ab.

China muss sich wirklich anstrengen, um eine harte Landung zu vermeiden. Das ist für den Rest der Welt von großer Bedeutung. China exportiert zwar mehr in die USA als es von dort importiert, dafür importiert es aus dem Rest der Welt mehr als es dorthin exportiert. Eine schwache chinesische Binnenkonjunktur kommt überall an, vor allem in Exportnationen wie Deutschland.

Die Probleme Chinas sind größer als gedacht und insbesondere auch beharrlicher. In der Vergangenheit hätte ein Maßnahmenpaket wie das jetzige die Wirtschaft sofort in Schwung gebracht. Davon ist derzeit nichts zu spüren. Ein schneller Rebound des globalen Wachstums wird damit immer unwahrscheinlicher.

Clemens Schmale

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9 Kommentare

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  • aerrexo
    11:47 Uhr, 22.03. 2019
  • Jigsaw
    Jigsaw

    Was sind die allgemeinen Symptome einer 5. Welle?

    Genau das was gerade passiert und der Wahnsinn wird noch weitergehen..garantiert.

    11:01 Uhr, 01.03. 2019
  • 1 Antwort anzeigen
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Teilweise kaufen die Notebanken doch selbst Aktien. Und klar kommt der Handelskonflikt für China zur Unzeit, oder aus Sicht der USA zum perfekten Zeitpunkt, da ohnehinso geplant.

    Macht > Geld. Die USA ziehen China den Stecker.

    06:50 Uhr, 01.03. 2019
  • Goethe63
    Goethe63

    Wenn dem so ist, was oder wer hält die Börsen oben oder pusht diese sogar? Verzweiflung oder echtes , weil durch Zahlen belegtes Engagement? Das erschliesst sich mir hier nicht so richtig.

    23:02 Uhr, 28.02. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Die People‘s Bank of China hat im Januar 685 Milliarden USD in die heimischen Finanzmärkte gepumpt, mehr als zu Zeiten der Weltfinanzkrise vor 10 Jahren. Es ist offensichtlich und es lässt sich nicht mehr verstecken: China hat massive wirtschaftliche Probleme.

    Die 685 Milliarden USD Finanzhilfe aus der glühenden Druckerpresse entsprechen übrigens dem BIP der Schweiz......in einem Jahr!

    Deshalb kommt der Zoff mit den USA für China zur Unzeit und es ist noch keinesfalls eine ausgemachte Sache, das China in diesem Kampf der Titanen als Sieger den Platz verläßt.

    Für die sich in Europa und den USA deutlich abzeichnende Wachstumsdelle könnte die „chinesische Grippe“ der Virus sein, der die Wachstumsdelle zur Rezession werden läßt.

    22:52 Uhr, 28.02. 2019
  • BB Utz
    BB Utz

    In dem Zusammenhang seh ich auch den Ausblick den BASF gibt mehr als ein Pfeifen im Walde...

    22:27 Uhr, 28.02. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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