Kommentar
08:46 Uhr, 10.04.2019

CHINA: Wirtschaft wieder im Turbomodus - oder?

Was für eine Erleichterung! Chinas Industrie gibt wieder Gas. Zumindest hoffen das alle. Die Fakten sprechen aber noch eine andere Sprache.

Anleger konnten in den vergangenen zwei Wochen zwei Neuigkeiten besonders feiern. Vergangene Woche war es der US-Arbeitsmarktbericht. Eine Woche zuvor der Einkaufsmanagerindex aus China. Dieser schob sich wieder über die Marke von 50, die als Expansionsschwelle gilt.


Chinas Industrie gibt also wieder Gas, nachdem es ein Jahr lang bergab ging. Da kommt Feierlaune auf, denn China bleibt nun einmal die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. China exportiert zwar viel, importiert inzwischen aber fast genauso viel. Eine Verlangsamung in China kommt auch bei uns an.

Insofern ist es erfreulich, dass es erste Anzeichen einer Erholung gibt. Auch für die Regierung ist das von größter Bedeutung. Sie hat die Steuern gesenkt und Investitionen angeschoben. Das Konjunkturprogramm ist eines der größten der Geschichte des Landes. Würde da die Industrie nicht anspringen, müsste man die Füße in die Hand nehmen.

Mit dem Anspringen ist das allerdings so eine Sache. Der Einkaufsmanagerindex spiegelt die Stimmung in der Industrie wider. Stimmung ist, was es ist: eine Laune. Diese kann im kommenden Monat wieder anders sein. Tendenziell liegen die Einkaufsmanager mit ihrer Einschätzung aber nicht schlecht.

Was bisher fehlt, das sind harte Fakten. Diese sprechen bisher noch eine andere Sprache. Die monatlichen Autoverkäufe befinden sich nach wie vor im freien Fall (Grafik 2), obwohl die Regierung hier extra Anreize geschaffen hat. Der Automarkt ist noch nicht über den Berg.

Der anhaltende Rückgang gibt zu denken, zumal Chinas Automarkt noch lange nicht gesättigt ist. Im Durchschnitt besitzen 1.000 Chinesen 180 Autos. In Mexiko sind es knapp 300. Dabei ist das Pro-Kopf-Einkommen vergleichbar. In Industrieländern sind es meist zwischen 550 und 800 Autos pro 1.000 Einwohner. Es gibt noch viel Luft nach oben und eine Marktsättigung ist ganz offensichtlich nicht der Grund für die einbrechenden Verkäufe.

Laufen die Geschäfte nicht so gut, ist Vorsicht verständlich. Ein neues Auto kann notfalls auch noch warten. Doch auch günstigere Investitionen zeigen keine Anzeichen der Besserung. Der Smartphonemarkt schrumpfte zuletzt um 20 % gegenüber dem Vorjahr (Grafik 3).

Die Smartphoneverkälufe sind schon seit zwei Jahren auf dem Rückzug und spiegeln den Abschwung sehr gut wider. Hier gibt es keine Entwarnung. Das muss kein Widerspruch zum besseren Einkaufsmanagerindex sein. Es ist durchaus denkbar, dass sich die Industrie erholt (staatlichen Investitionen zu verdanken) und der Konsum weiter schwächelt.

China ist damit noch nicht eindeutig über den Berg. Immerhin zeigt sich eine Stabilisierung. Ob das langfristig reicht, sei dahingestellt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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