Kommentar
13:07 Uhr, 03.12.2019

China: Wie groß ist die Wirtschaftslüge diesmal?

China beteuert, dass es die Wirtschaft im Griff hat und es keinen Grund zur Sorge gibt. Wirklich?

Es ist schon bemerkenswert wie unnachgiebig China ist. Fast zwei Jahre nach der Einführung der ersten Zölle sind die USA mit China immer noch soweit wie am Anfang. Geändert hat sich die die Anzahl an Produkten, die Zöllen unterworfen ist. China bleibt hart und gibt keinen Millimeter nach.

Die USA hatten sich das anders vorgestellt. Die USA importieren so viele Güter aus China, dass Zölle doch eigentlich richtig wehtun müssen. Zweifellos nutzen sie nicht, aber trotz der großen Menge an Importen aus China sind die USA nicht der bestimmende Faktor für Chinas Wirtschaft.

Die Importe der USA machen weniger als 4 % der chinesischen Wirtschaftsleistung aus. Selbst wenn also sämtliche Exporte in die USA von heute auf morgen verschwinden würden, wäre das keine Katastrophe. Chinas Wirtschaft wächst immer noch mit über 6 % pro Jahr. So sehr sich die USA auch wünschen, dass ihre Importe bedeutend wären, sie sind es nicht.

Umso bemerkenswerter ist es, dass Chinas Industrie leidet. Die Gewinne der Industrie sind zuletzt um 10 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen (Grafik 1). Dieser Rückgang konnte erwartet werden. Die Inflation hat diesen Trend angezeigt. Die Produzentenpreise sinken, die Verbraucherpreise steigen. Die Differenz davon ist sehr vereinfacht ausgedrückt die Entwicklung der Marge der Unternehmen.

Die Meldungen der Industriegewinne scheinen also relativ robust zu sein. Bei offiziellen Daten weiß man ja nie wie sehr sie vor der Veröffentlichung verändert wurden. Bei den Gewinnen scheint der Trend zur Realität zu passen.

Was nicht passt, dass ist die Gewinnentwicklung und die Entwicklung des Einkaufsmanagerindex (Grafik 2). Der Einkaufsmanagerindex steigt, die Gewinne fallen. Eine solche Divergenz lässt sich nicht erklären. Eigentlich ist es vollkommen klar, dass die Stimmung fällt, wenn auch die Gewinne rückläufig sind. Dass das derzeit nicht der Fall ist, wirft Fragen auf.

In China gibt es mehrere Einkaufsmanagerindizes, die das gleiche messen. Es gibt den offiziellen Index, den Caixin und den HSBC Einkaufsmanagerindex. Überraschenderweise zeigen alle drei in die gleiche Richtung. Man könnte ja vermuten, dass der offizielle Index steigt, weil das so verordnet wurde. Das ist aber nicht der Fall. Auch die Indizes aus privater Erhebung zeigen nach oben.

Das bringt uns zu einem systematischen Problem mit Daten in China. Die Regierung macht Vorgaben. Wenn diese Vorgaben nicht erreicht werden können, dann werden eben falsche Daten gemeldet. Die Erhebung (ob privat oder staatlich) ist durchaus robust. Der Input ist es aber nicht.

Provinzen melden teils höheres Wachstum, einfach nur um die Ziele zu erreichen, obwohl das Wachstum niedriger war. Das gleiche könnte auch bei Unternehmen gelten. Sie zeigen sich gut gelaunt, obwohl sie es nicht sind.

So oder so, fallende Gewinne zeigen, dass es der Industrie nicht gut geht. Das liegt nicht einmal an den USA. Deren Einfluss auf die Wirtschaft ist zu gering. Es handelt sich um ein Problem in China selbst. Stimmungsindikatoren verdecken dieses Problem. Man fragt sich, wann das auffliegt.


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11 Kommentare

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  • Bollermann
    Bollermann

    ist dieser chat schon geschlossen ?

    08:47 Uhr, 06.12. 2019
  • Bollermann
    Bollermann

    bip China ist ca. 3500 mrd. USD, US-Importe aus China min. 500 mrd. USD. Das wären dann eher 14%, nicht 4% der Wirtschaftsleistung Chinas?? verstehe ich was falsch oder sind die Daten sooo falsch? Bitte um Aufklärung.

    11:30 Uhr, 04.12. 2019
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Selbstverständlich sind die Statstiken in China immer manipuliert. Das ist Allgemeinwissen. Hingegen bleibt offen, ob es bei der Statsitikerstellung in den USA immer mit rechten Dingen zugeht.

    16:13 Uhr, 03.12. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast! 😂

    Sorry, ist doch nicht nur ein Problem in China. Wenn man im Westen sieht, wie Propaganda funktioniert, da dürfte nicht eine einzige Statistik stimmen, genauso wenig wie in China auch!

    15:37 Uhr, 03.12. 2019
  • Pitjupp
    Pitjupp

    Scheint ja in China nicht anders zu sein als bei uns. Oder glaubt jemand deutschen Statistiken z.B. über Arbeitslosigkeit?

    14:52 Uhr, 03.12. 2019
  • BB Utz
    BB Utz

    Bei einem Freund in Singapur hing im Büro an der Wand eine Tafel..Mit Graphiken Darunter stand "Who believes in Chinese Figures"

    Das war vor 7 Jahren

    und das sagt alles

    14:36 Uhr, 03.12. 2019
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Wann fliegt die schwarze Null in der BRD auf?

    13:40 Uhr, 03.12. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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