Fundamentale Nachricht
16:41 Uhr, 19.07.2023

China vor einer Deflation

Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist and Head of AXA IM Core Investments Research, kommentiert die wirtschaftlich angespannte Situation in China.

„China ist es nicht gelungen, die Wirtschaft vollständig auf Konsum umzustellen.“

„Während der Westen darüber diskutiert, ob drei Prozent Inflation akzeptabel wären, könnte China eine reale Deflation bevorstehen. Das Land braucht einen Wachstumsschub, um gegen die zurzeit fehlende Gesamtnachfrage vorzugehen. Die Zentralbank war bislang sehr zurückhaltend.“

„Deflation ist normalerweise ein Symptom für ein Defizit in der Gesamtnachfrage. Im Inland zahlt China nach wie vor den Preis für seine Weigerung, den Verbrauch nach der Pandemie zu stimulieren. Die Folgen des Abschwungs sind auf dem Arbeitsmarkt noch immer deutlich spürbar: Die Jugendarbeitslosigkeit steigt weiter an auf 20,8 Prozent im Mai gegenüber 20,4 Prozent im April, was darauf hindeutet, dass die Wirtschaft Schwierigkeiten hat, den Zustrom neuer Arbeitskräfte zu absorbieren.“

„Was die Außenwirtschaft betrifft, so hat China mit dem weltweiten Einbruch der Produktionstätigkeit zu kämpfen. Die Exporte sind im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 12,4 Prozent zurückgegangen.“

„Eine direkte Ankurbelung des Verbrauchs ist problematisch, da jede Maßnahme zur Einkommenssteigerung letztlich im Immobiliensektor verschlungen werden könnte. Die Behörden wollen diesen - aus guten Gründen – jedoch nicht erneut ankurbeln. In dieser Frage konzentriert sich der Ansatz der Behörden darauf, den Schaden zu begrenzen, indem sie die staatlichen Banken auffordern, mehr Nachsicht walten zu lassen und die Rückzahlung von Bauträgerkrediten weiter zu verzögern.“

„Der politische Spielraum Chinas ist möglicherweise nicht so groß, wie oft angenommen wird. Die finanzielle Belastung, die die Regierung in verschiedenen Formen trägt, unterscheidet sich entweder nicht wesentlich von der in Industrieländern oder es ist schwierig, ein Konjunkturprogramm zu entwerfen, das die Risiken für die Finanzstabilität im Land nicht noch weiter verschärft.“

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