Fundamentale Nachricht
11:46 Uhr, 19.06.2019

China verkauft US-Treasurys: Steter Tropfen höhlt den Stein

Chinas Bestand amerikanischer Staatsanleihen ist auf das niedrigste Niveau seit zwei Jahren gesunken. Schlägt Peking im Handelskrieg nun auf diese Weise zurück?

Washington/ Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Bestand an US-Staatsanleihen ist im April auf das niedrigste Niveau seit zwei Jahren gesunken, wie aus Daten des US-Finanzministeriums hervorgeht. Das Volumen an den sog. Treasurys ging im Berichtsmonat demnach um 7,5 Mrd. Dollar auf 1,1 Mrd. Dollar zurück - 90 Milliarden Dollar weniger als auf dem jüngsten Höchststand im August 2017.

Investoren und Analysten spekulieren, dass Peking sein großes Portfolio an US-Treasuries im Handelskrieg mit Washington als Waffe einsetzen könnte, indem es sich von seinen Beständen trennt, um die US-Zinsen zu manipulieren und sie zu erhöhen. Aber eine so drastische Vorgehensweise wird immer noch als unwahrscheinliches Ergebnis angesehen; sie würde nicht nur den Wert der chinesischen Bestände beeinträchtigen; außerdem gibt es nur wenige andere Märkte, die als groß genug angesehen werden, um die beträchtlichen Investitionen des Landes aufzunehmen. Die jüngsten Verkäufe haben sich zudem noch nicht in den Kursen der Staatsanleihen niedergeschlagen.

Die Platzierung erfolgte, bevor sich der Handelsstreit zwischen Peking und Washington im Mai verschärfte. Der Abwärtstrend der letzten Monate läuft gleichwohl analog zur Eskalation des Handelskriegs zwischen Peking und Washington. Ein zu schneller Verkauf von US-Staatsschulden birgt andererseits die Gefahr einer weiteren Verärgerung Washingtons. Anstatt den Verkauf von Treasurys in großem Stil als Drohkulisse im Handelskonflikt einzusetzen, scheint Peking einen subtileren Ansatz zu verfolgen, indem es seine Bestände in überschaubarem Maße Monat für Monat reduziert.

Denn 7,5 Milliarden Dollar pro Monat abzustoßen von insgesamt 1,11 Billionen Dollar klingt auf den ersten Blick vernachlässigbar. Doch steter Tropfen höhlt den Stein: Der Vergleich der Verteilung amerikanischer Staatsanleihen in ausländischem Besitz von April 2018 zu April 2019 zeigt deutlich auf, dass sich China sukzessive zurückzieht. Vor gut einem Jahr hielt Peking noch 19,12 Prozent aller US-Treasuries, die im Ausland im Umlauf sind. In diesem April waren es nur noch 17,30 Prozent. Der Anteil Japans - des zweitgrößten Gläubigers der USA - hat sich im Vergleichszeitraum demgegenüber kaum verändert.

Die hohen Bestände sind mit den Exportüberschüssen Chinas geschuldet. Die Volksrepublik verfügt mit gut 3 Billionen Dollar über die größten Devisenreserven der Welt. Davon wird ein guter Teil in US-Dollars investiert. Erste Wahl sind dabei die sicheren Treasuries. Die jüngste Nachricht von den Verkäufen Chinas hat in den USA entsprechend für Unruhe gesorgt.

5 Kommentare

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  • daxe
    daxe

    in 10 jahren hat der ami 50 Billionen staatsschulden-juckt auch keinen

    12:00 Uhr, 19.06.2019
  • daxe
    daxe

    juckt doch keinen-kauft die fed allet

    11:55 Uhr, 19.06.2019
  • Jaroos
    Jaroos

    Im 2. Satz hat sich ein Fehler eingeschlichen:

    "Treasurys ging im Berichtsmonat demnach um 7,5 Mrd. Dollar auf 1,1 Mrd. Dollar zurück"

    Billionen Dollar sollten es sein.

    11:49 Uhr, 19.06.2019
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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