Kommentar
21:25 Uhr, 01.02.2019

China und USA: Die Einigung, die Trump will, wird nie kommen

Mit dem vorläufigen Ende des US-Shutdowns ist ein großer Unsicherheitsfaktor verschwunden. Nun rückt der nächste wieder in den Fokus: der Handelskonflikt.

Trump spricht zwar von guten Gesprächen mit China, allerdings dürfte das Zweckoptimismus sein. Der Handelsbeauftragte fasste die Gespräche nämlich anders zusammen: wir sind meilenweit voneinander entfernt.

Treffender könnte diese Lagebeurteilung nicht sein (Grafik 1). 2018 importierten die USA aus China Waren im Wert von 533 Mrd. Exportiert wurden Waren im Wert von 123 Mrd. Das Defizit erreichte damit den höchsten jemals gemessenen Wert. All das geschah, obwohl die USA bereits im Januar 2018 die ersten Zölle erhoben.


Damit ist klar, dass Zölle wenig bewirken. Das ändert nichts daran, dass das Problem bestehen bleibt. Die Lücke soll geschlossen werden. Bis Mitte der 20er Jahre müssten die Exporte der USA nach China von 123 Mrd. auf über 500 Mrd. steigen. Die Forderung ist schön und gut, doch der Blick darauf, wie sich die Exporte entwickeln müssten (Prognose in Grafik 1) zeigt, dass das wohl illusorisch ist.

China kann die Lücke bis zu einem gewissen Grad schließen, indem es Waren aus den USA kauft, die es bisher andernorts gekauft hat. Das gilt vor allem für Rohstoffe. China muss pro Tag 9 Mio. Barrel Öl importieren. Bei den derzeitigen Preisen sind das 175 Mrd. pro Jahr. Die USA können allerdings nur ein Drittel davon liefern, also gerundet 60 Mrd. pro Jahr. Das schließt die Lücke ein wenig. Es fehlen unterm Strich dann aber immer noch 340 Mrd.

Einfach mehr importieren ist keine Option. Warenimporte müssen einen Sinn haben. Bei einer gelenkten Wirtschaft mag das zweitranging sein, aber China kann es sich nicht leisten, einfach mehr zu importieren. Die Handelsbilanz ist nämlich nicht mehr das, was sie einmal war.

China exportiert nach wie vor mehr Güter als es importiert (Grafik 2). Der Überschuss lag einmal bei 600 Mrd., inzwischen allerdings nur noch bei 350 Mrd. Dafür importiert China sehr viel mehr Dienstleistungen als es exportiert. Hier ergibt sich ein Defizit von 300 Mrd. Zusammen ergibt sich die Leistungsbilanz mit einem Überschuss, der 2018 so klein sein wird wie seit 15 Jahren nicht mehr.


Ein Überschuss von geschätzten 50 Mrd. ist für eine Wirtschaft mit einem BIP von 13 Billionen Dollar ein Rundungsfehler. Importiert China nun noch mehr, wird die Bilanz schnell negativ. Das kann sich das Land allerdings nicht leisten. Ein chronisches Defizit schwächt die Währung und begünstigt Kapitalflucht. Solange der Yuan keine Weltwährung ist, sind chronische Defizite nicht machbar.

China und die USA werden sich daher nie einigen, wenn es um eine massive Reduktion des Defizits mit den USA geht. Es ist schlichtweg nicht möglich. Die USA haben einfach nicht die Menge an Gütern, die sie überhaupt exportieren könnten und China kann, wenn es keinen Währungskollaps haben will, nicht einfach auf Teufel komm raus unsinnige Warenmengen aus den USA importieren. Es muss ein Kompromiss gefunden werden. Dazu müsste Trump die Hardliner überstimmen.

Clemens Schmale

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11 Kommentare

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  • 280a
    280a

    Zensurcheck

    15:51 Uhr, 03.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Mason1873
    Mason1873

    "Damit ist klar, dass Zölle wenig bewirken." Ok, was denn nun, Herr Schmale? Einerseits sind Zölle ganz schlimm, andererseits bewirken sie wenig. Sie können ja Ihren Hass auf Herrn Trump wirklich nur sehr schwer verbergen. Schade. Ein bisschen mehr Sachlichkeit täte Ihnen gut.

    14:29 Uhr, 03.02.2019
  • Alexander Paulus
    Alexander Paulus Technischer Analyst und Trader

    Trump müsste die Hardliner umstimmen? Das impliziert ja, dass er selbst keiner sei. Dabei ist er möglicherweise sogar der einzige Hardliner, der überhaupt exisitiert. Das Beispiel zeigt wieder einmal, wie schwachsinnig Trumps Politik ist.

    22:08 Uhr, 02.02.2019
  • Jaroos
    Jaroos

    Danke Herr Schmale. Und danke Rex007 für die Ergänzung.

    19:50 Uhr, 02.02.2019
  • rex007
    rex007

    Ich stimme der Aussage zu: Die Problematik ist gut erklärt. Aber nur ein Teil davon. Denn sie ist eingebettet in die weltwirtschaftlichen Zusammenhänge. Vermutlich ist es doch wohl so, dass die Außenhandelsbilanzdefizite der USA über die Jahrzehnte vor allem in die Funktion gewachsen sind, dem Welthandel (Dollar gleich "Weltwährung") genügend Liquidität zur Verfügung zu stellen. Die USA sind also eine Art "Weltbank", die mit ihren Defiziten Geldschöpfung für den Welthandel betreibt. Meine Meinung: Wenn Trump die Außenhandelsbilanzen der USA ins Gleichgewicht bringen will, müsste er zugleich eine Reform des Welthandels anstreben - mit anderen Worten: er bewegt sich auf einem Feld, das ihn geistig völlig überfordert. "Solange der Yuan keine Weltwährung ist, sind chronische Defizite [für China] nicht machbar." Genau. Vlielleicht "macht" Trump ja nun den Yuan zur Weltwährung? Aus "America First" wird dann "China First"... Aber "das Problem" ist ja eigentlich noch viel größer: Die Kapital- und Warenströme spiegeln wahrscheinlich auch "gut" wieder, welche Länder und welche Monster-Unternehmen den Planeten ausplündern. Geht es weiter so, dann werden die riesigen Kapitalströme in der zur Wüste gewordenen Erde versickern, und in vergiftete Meere fließen. Das Plankton in den Meeren produziert weit über die Hälfte des Sauerstoffs auf dem Planeten. Wenn er nicht mehr ausreicht: Import impossible...

    12:03 Uhr, 02.02.2019
  • muckele1
    muckele1

    ...und die Aussage vom Unterhändler der Chinesen ist Nonsens, dass China täglich zusätzlich 5 millionen Tonnen Soja aus den USA importieren will. Wie soll das gehen? Die Weltjahresproduktion beträgt vielleicht 500 millionen Tonnen, der Jahresverbrauch Chinas etwas mehr als 100 mio Tonnen. Mal davon abgesehen gäbe es gar nicht genug Verladekapazitäten und Schiffe, die Schüttgut in dieser Dimension transportieren könnten. Selbst 500,000 Tonnen pro Tag wäre weit mehr als die Jahresproduktion der USA an Soja.

    22:02 Uhr, 01.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • hochdietassen
    hochdietassen

    Lieber Herr Schmale, Sie haben die Problematik gut erklärt...das verstehen auch Amateure wie ich - vielen Dank...und es bleibt spannend ;)

    21:29 Uhr, 01.02.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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