Fundamentale Nachricht
12:54 Uhr, 16.05.2019

China stößt US-Bonds ab. Was steckt dahinter?

China hat US-Staatsanleihen verkauft und die Bestände an amerikanischen Staatspapieren auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gesenkt.

Peking (Godmode-Trader.de) - China hat im März US-Treasuries in einem größeren Ausmaß abgestoßen und damit seine Bestände auf den tiefsten Stand seit gut zwei Jahren gedrückt. Zugleich sorgte Peking mit seinen Verkäufen für Gedankenspiele, dass die Volksrepublik als derzeit größter ausländischer Gläubiger der USA im laufenden Handelsstreit zwischen den beiden Ländern den Druck die Trump-Administration in die Ecke treiben könnte.

China verkaufte im Laufe des Berichtsmonats 20,5 Mrd. Dollar an US-Staatsanleihen, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Daten des US-Finanzministeriums hervorgeht. Die Daten umfassen den Handel mit Anleihen mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr durch ausländische offizielle Institutionen wie Zentralbanken sowie Privatanleger. Andere bedeutende ausländische Gläubiger, darunter Japan und Großbritannien, waren im März ebenfalls Nettoverkäufer. Die Verkäufe haben das Gesamtpaket amerikanischer Staatsanleihen im Besitz Chinas auf 1,12 Bio. Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2017 gesenkt.

Der von den Daten abgedeckte Zeitraum liegt mehrere Wochen vor dem jüngsten Abbruch der Handelsgespräche zwischen den USA und China und der angekündigten Erhöhung der Zölle auf chinesische Importe durch die Trump-Regierung. Bis auf einen kleinen Nettokauf im Februar hat China seit vergangenen September jeden Monat US-Bonds verkauft. In den USA befürchtet man nun, dass China seine Verkaufsambitionen von US-Treasuries steigern könnte, um den Markt zu verzerren und den Druck auf die US-Zinsen zu erhöhen, was wiederum die Kreditkosten für Washington erhöhen könnte.

Die US-Regierung und auch die politische Führung in Peking haben zuletzt die Zollspirale in die Höhe geschraubt und ihren beidseitigen Handel mit enormen, zusätzlichen Abgaben belegt. Analysten gehen gleichwohl nicht davon aus, dass China zu so drastischen Maßnahmen, wie dem übermäßigen Verkauf von US-Anleihen greifen wird, um seine Position im Handelsstreit zu stärken. Der jüngste Verkauf von Anleihen habe keinen Zusammenhang mit dem Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt, sagt Experte Gene Tannuzzo vom Vermögensverwalter Columbia Threadneedle Investments. Solch eine Maßnahme wäre mit hohen Kursverlusten für China verbunden.

China ist der größte ausländische Inhaber von US-Treasuries, was bedeutet, dass jeder Anstieg der Renditen, den China erzielen könnte, auch Verluste für das eigene Portfolio bedeutet. Die Größe der chinesischen Treasury-Bestände zeugt allerdings von dem Handelsungleichgewicht mit den USA. Einer der Gründe, warum China US-Bonds aufkauft, sind die US-Devisen, die es aus Exporten in die USA erhält. Analysten zufolge verkauft China typischerweise Treasuries, wenn es seine Währung stützen muss. Die Verkäufe im März konnten sicherlich dazu beitragen, dass der Yuan im Laufe des Monats gegenüber dem Dollar stabil blieb. Im Übrigen hatten die Verkäufe wenig Einfluss auf die US-Zinsen.

4 Kommentare

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  • shark
    shark

    Ich behaupte das Gegenteil ihres zitiertenExpertenTannuzzo.

    China agiert sehr klar und konsequent und wird langfristig den USA eine Lehrstunde erteilen!

    17:08 Uhr, 17.05. 2019
  • hackyspecht
    hackyspecht

    Moin,

    gibt`s auch Informationen darüber, wer die Staatsanleihen kauft?

    15:42 Uhr, 17.05. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • katzenfreund
    katzenfreund

    usdcnh um oder über 6,9 Stützen ist ok aber entscheidend ist nicht ein Verkauf in bescheidenen Umfang 20,5 Mrd sondern ob PBoC weiter US bonds kauft

    13:10 Uhr, 16.05. 2019

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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