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13:10 Uhr, 10.01.2017

China stabilisiert sich - Regierung senkt intern Wachstumsziel

Die Produzentenpreise im Reich der Mitte zogen im Dezember so stark an wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr. Das ist ein gutes Zeichen für die Konjunktur. Intern rudert die Regierung zurück und gibt sich in Sachen Wachstum bescheidener.

Peking (Godmode-Trader.de) - In China gibt es weitere Zeichen einer konjunkturellen Entspannung. Die Preise auf Erzeugerebene sind dort im Dezember so stark gestiegen wie zuletzt im September 2011. Nach Angaben des Statistikamts in Peking (National Bureau of Statistic) von Dienstag legten die Preise auf Großhandelsstufe um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Schnitt nur einen Zuwachs um 4,6 Prozent erwartet. Bereits im November war die Wachstumsrate der Erzeugerpreise mit 3,3 Prozent deutlich stärker als erwartet ausgefallen. Auf Seiten der Verbraucherpreise bezifferte das Statistikamt den Zuwachs mit 2,1 Prozent im Jahresvergleich. Insbesondere eine zurückhaltende Entwicklung bei den Nahrungsmitteln dürfte für die etwas schwächere Dynamik bei der Inflationsrate verantwortlich sein.

An den Börsen wecken die Daten insgesamt die Hoffnungen auf eine weitere Stabilisierung der Konjunktur in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft, zumal Ökonomen mit einem deutlich schwächeren Preisdruck gerechnet hatten. Preisanstiege können die schuldengeplagten chinesischen Unternehmen über steigende Erträge spürbar entlasten. „Vor dem Hintergrund der besorgniserregenden Schuldenlast in weiten Teilen des chinesischen Unternehmenssektors kann somit durchaus von einer Erleichterung gesprochen werden", sagte NordLB-Analyst Frederik Kunze.

Steigende Rohstoffpreise, aber auch die kräftige Nachfrage im Bausektor haben zum Anstieg der Erzeugerpreise beigetragen. „Nun wird es aus Pekings Sicht darauf ankommen, weiter beherzt gegen Überkapazitäten anzugehen und sich nicht durch die aktuelle Preisentwicklung vom eingeschlagenen Pfad abbringen zu lassen,“ so Experte Kunze.

Chinas oberster Wirtschaftsplaner Xu Shashi sagte in Peking, dass er für das gesamte Jahr 2016 mit einem Wirtschaftswachstum von 6,7 Prozent rechne. Die Zahlen legt Peking am 20. Januar vor. Im langfristigen Vergleich dürfte das chinesische Wirtschaftswachstum damit 2016 erneut ungewöhnlich schwach ausgefallen sein. Durchaus nicht ungewollt: Einem Medienbericht von Ende Dezember zufolge hat Chinas Präsident Xi Jinping das proklamierte Wachstumsziel von 6,5 Prozent in Frage gestellt. Bisher hatte Peking das Ziel ausgegeben, das Wachstum bis zum Jahr 2020 nicht unter diese Prozentmarkte fallen zu lassen Bloomberg meldete nun, Xi habe der für Wirtschaft und Finanzen zuständigen Leitungsgruppe der Kommunistischen Partei gesagt, China müsse das Ziel nicht erreichen, wenn damit zu hohe Risiken verbunden seien. Das Wachstum Chinas ist mit höheren Staatsausgaben erkauft, die Chinas Gesamtverschuldung auf den Wert von 270 bis 280 Prozent des BIP haben steigen lassen. Der Internationale Währungsfonds hat deshalb schon von einer drohenden Finanzkrise gewarnt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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