Kommentar
10:10 Uhr, 28.09.2018

China als Weltmacht kommt und geht wohl auch wieder

Der Handelskonflikt der USA mit China beschäftigt die Börse aktuell kaum noch. Das Thema ist aber noch lange nicht durch, vor allem für China nicht.

Im Handelskonflikt geht es nur sekundär um den Handel. Vielmehr trifft hier Chinas Masterplan (die USA ablösen) auf die USA, die sich an ihrer Führungsrolle festklammern. Kurzfristig wird die Handelspolitik der USA den Trend nicht aufhalten können. China wird die USA einholen. Um das aufzuhalten, ist es zu spät.

China wird langfristig allerdings große Probleme haben, seine neue Stellung in der Welt zu behalten. Diese Probleme deuten sich schon jetzt an. Ausdruck dafür ist auch der Handel. China erzielte noch vor wenigen Jahren einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als 10 % der Wirtschaftsleistung (Grafik 1).

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Dieser Überschuss korreliert sehr stark mit der Spar- und Investitionsquote. Wer mehr spart als er investiert, hat einen Überschuss. Nicht jedes Land hat einen Überschuss. Die USA kämpfen mit einem Defizit. Dieses Defizit wird durch Chinas Überschuss finanziert und zeigt sich im Handel.

Chinas Sparquote geht nun seit Jahren zurück. Das wird sich langfristig auch nicht ändern. Sparquote und arbeitsfähige Bevölkerung gehen Hand in Hand (Grafik 2). China hatte jahrelang hohes Bevölkerungswachstum. Derzeit ist der Großteil der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter, verdient Geld und spart.

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Dieser Trend wird sich allerdings umkehren. Sinkt die arbeitsfähige Bevölkerung, gibt es auch weniger Menschen, die sparen können. Konkret geht es nicht um die absolute Zahl, sondern vielmehr um das Verhältnis der arbeitenden zur nicht arbeitenden Bevölkerung. Das Verhältnis davon (dependency ratio) und Sparquote sind eng miteinander verflochten (Grafik 3).

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China hat den Zenit gerade überschritten. In Zukunft sinkt die Sparquote daher zwangsläufig. Nun kommt es noch darauf an, wie sich die Investitionen entwickeln. Aller Voraussicht nach wird der Konsum Chinas aber robust bleiben. Die Investitionsquote wird weniger schnell sinken als die Sparquote, nicht zuletzt auch deswegen, weil noch hohe Investitionen notwendig sind, um den Lebensstandard zu heben. Man denke nur an Infrastruktur. Die Investitionsquote wird hoch bleiben. Anstatt eines Überschusses wird China dann ein Defizit ausweisen.

Geht es rein um den Handel und Überschüsse bzw. Defizite, hätte man auch einfach noch ein paar Jahre warten können, um eine Normalisierung zu sehen. Es geht aber nicht nur um den Handel, sondern auch um die Vormachtstellung in der Welt. China kann die USA einholen und vielleicht sogar ablösen. Das wird jedoch nur vorübergehend möglich sein.

Die demographische Entwicklung schwächt China wirtschaftlich. Aus Überschüssen werden Defizite. Der Yuan ist dabei noch keine Weltreservewährung – im Gegensatz zum Dollar. Das führt unweigerlich zu einer ständigen Abwertung des Yuan. Das sorgt für geringere Kaufkraft. Zudem steht der zukünftig geringen Sparquote ein gigantischer Schuldenberg gegenüber. Das alles spricht für eine eher wackelige Zukunft.

Kurzfristig (auf Sicht von Jahren) ist China weiter im Aufwind. Langfristig befindet sich das Land in einem Dilemma. Einen Ausweg gibt es eigentlich nicht. China als Weltmacht kommt – und geht auch wieder.

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6 Kommentare

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  • Pitjupp
    Pitjupp

    Wenn ich Sie richtig verstehe, beruht die potenzielle Stärke der chinesischen Wirtschaft also auf der Demographie? Meint, Länder wie Deutschland können nur absteigen (wegen der niedrigen Sparquote der überalterten Bevölkerung). Wann sind wir denn Entwicklungsland?

    19:20 Uhr, 28.09.2018
  • Johnny Depp
    Johnny Depp

    Die Historie zeigt, dass wirtschaftliche und / oder militärische Weltmächte kommen und gehen. Vielleicht passiert dann im Jahr 2126 die Ablösung von China durch Indien ... und dann im Jahr 2247, nachdem sich der Euro endlich durchgesetzt hat Euro-pa dran...

    Naja das mit den Jahreszahlen kann sich noch ändern...

    15:42 Uhr, 28.09.2018
  • Contrarian
    Contrarian

    Wenn China als Weltmacht geht, dann wird es gar keine mehr geben.

    14:33 Uhr, 28.09.2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Einen wichtigen Punkt könnte man noch ergänzen: Von seiner umstrittenen Ein-Kind-Politik hat sich China vor einiger Zeit verabschiedet. Es wird noch etwas dauern, bis dieser Beschluss zu wirken beginnt, langfristig sind die Zeichen aber wieder auf Bevölkerungswachstum und ein Ende der demografischen Schieflage gestellt. Die angestrebte und vermutlich bald erreichte globale chinesische Vormachtstellung dürfte somit keine Eintagsfliege bleiben...

    https://www.zeit.de/gesellscha...

    12:23 Uhr, 28.09.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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