Kommentar
12:02 Uhr, 11.07.2025

Retten Stablecoins den Dollar?

In den vergangenen Wochen konnte man berechtigte Zweifel daran haben, dass die USA den Dollar als Reservewährung noch haben wollen. Die Abwertung des Dollars spricht Bände. Stablecoins sollen es richten.

Die USA haben mit dem GENIUS Act wegweisende Regulierung für Stablecoins beschlossen. Damit Stablecoins, die den Dollar eins zu eins abbilden, langfristig funktionieren, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Nicht zuletzt müssen sie stabil sein. Einige Stablecoins sind trotz ihres Namens und ihrer Intention alles andere als stabil. Es gab mehrere spektakuläre Zusammenbrüche.

Die neue Regulierung soll dies verhindern. Sie schreibt vor, dass Stablecoins die Gelder, die sie von Anlegern und Verbrauchern erhalten, sicher anlegen müssen. Dazu zählt vor allem Cash, z.B. in Form von Bankeinlagen oder ähnlich liquiden Assets. Dazu zählen vor allem kurzfristige US-Schuldverschreibungen (Treasury Bills), die Laufzeiten von wenigen Wochen haben.

Betrachtet man die aktuell wichtigsten Stablecoins, vor allem Tether und USDC, erkennt man, was sie sind. Sie sind de facto Geldmarktfonds. Tethers Assets sind zu 80 % Cash und Äquivalente, bei USDC sind es nahezu 100 % (Grafik 1).

Regulierung gibt eine gewisse Sicherheit. Bereits vor der Regulierung war der Dollar praktisch die einzige relevante Stablecoinwährung. Viele Anbieter haben nur Dollar. Diejenigen, die mehrere Währungen anbieten, zeigen, dass Anleger eigentlich nur am Dollar Interesse hatten. Der Euro ist weit abgeschlagen, andere Währungen kaum wahrnehmbar (Grafik 2).

Regulierung hilft, den Dollar als Stablecoinswährung zu etablieren. Ob das den Dollar als Reservewährung rettet, bleibt abzuwarten. Persönlich habe ich daran meine Zweifel. Stablecoins dürften von Verbrauchern verwendet werden. Reserven sind Devisenrücklagen von Notenbanken. Notenbanken werden kaum Tether horten.

Wird der Dollar zur bevorzugten Stablecoinwährung, hilft es den USA dennoch. Wenn schon nicht als Reservewährung, so hilft es zumindest dem Staat. Da die Regulierung vorschreibt, dass die Anlagen sicher sein müssen und hier Bankeinlagen und Geldmarktanlagen ausschlaggebend sind, werden Anbieter dem Staat sehr viele Schulden abnehmen.

Bereits jetzt halten Anbieter mehr Staatsschulden als Saudi-Arabien. Stablecoins wird eine Marktgröße von 2 bis 3,7 Billionen USD bis 2035 vorausgesagt. Zumindest 1,2 Billionen USD sollten bis 2030 in Treasury Bills angelegt werden (Grafik 3).

Stablecoins mögen den Reservestatus des Dollars nicht retten. Dafür hilft es dem Staat, seine Schulden zu finanzieren. Werden zukünftig Stablecoins vermehrt für den Zahlungsverkehr eingesetzt, steigt der Bedarf an T-Bills. Ob Zufall oder nicht, Finanzminister Bessent will zumindest kurzfristig auch mehr T-Bills ausgeben, solange die Zinsen hoch sind. Abnehmer dafür hat sich der Staat durch Regulierung geschaffen.

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