Kommentar
17:17 Uhr, 18.09.2018

Warum Trump mit seinen Zöllen zu spät kommt und China alles richtig macht

China kann man eigentlich nur bewundern: hohes Wachstum, steigende Reallöhne, niedrige Arbeitslosigkeit, großer Einfluss in der Welt, ... Kann China gar nichts falsch machen?

Chinas Erfolg ist kein Zufall. Das Land hat die Sowjetunion genau beobachtet und vor allem den Niedergang intensiv studiert. China sollte insbesondere letzteres nicht widerfahren. Bisher ist China nicht zerfallen, weder gesellschaftlich oder politisch, noch wirtschaftlich.

Peking hat eine sehr geschickte Mischung aus Öffnung des Landes und Planwirtschaft umgesetzt und sich dabei dem Druck anderer Länder nicht gebeugt. Zugegeben, der Druck anderer Länder war bisher auch nicht wirklich groß. Bis vor kurzem wurde China vor allem als Werkbank der Welt wahrgenommen. Wie gefährlich kann das schon sein?

Seit Trump Präsident ist, ist das anders. Ob nun China die Welt regiert oder die USA, mir persönlich ist das relativ egal. Den USA ist das natürlich nicht egal. Sie wollen den Aufstieg Chinas nun bremsen. Das kommt bei uns als Handelskonflikt an. Dahinter steckt allerdings deutlich mehr.

China exportiert viel. Auf den ersten Blick stört das die USA. Die Exporte Chinas in die USA sind aber nicht das Problem. Das Problem liegt andernorts. Es liegt in den Investitionen. China gehört zu den Ländern weltweit, die am wenigsten für ausländische Direktinvestitionen geöffnet sind (Grafik 1).

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Es hat eine Öffnung stattgefunden, doch der Fortschritt war zuletzt moderat. China nutzt die Offenheit anderer Länder und kauft ganze Märkte leer und transferiert dabei Technologie. Das ist in Ordnung, solange es auch umgekehrt geht und ausländische Firmen in China Fuß fassen können.

Bisher ist ihnen das nur erlaubt, wenn sie mit einem chinesischen Partner vor Ort Geschäft machen. China hat das zu hohem Wachstum verholfen. Viel wichtiger ist aber noch, dass vor Ort produziert wird. Viele andere Entwicklungsländer haben ihre Märkte geöffnet, dann aber nur importiert. Arbeit wurde kaum transferiert und Wohlstandsvermehrung fand nur am Rande statt.

China hat diese Fehler nicht gemacht, dafür der Rest der Welt. Man hat zu lange gedacht, dass China einfach nur Werkbank ist. Jetzt wird die Rechnung präsentiert. China ist inzwischen so groß, dass es externem Druck gut standhalten kann.

Der Versuch der USA jetzt noch schnell für einen Ausgleich zu sorgen, kommt zu spät. China muss sich den USA nicht beugen. Vor 10 Jahren wäre das anders gewesen. China hat viele Dinge richtig gemacht, wenn auch nicht alle. Es hat sich unter anderem in eine schwierige Lage manövriert.

Der Erfolg ist einerseits auf die Einheitspartei und wirtschaftliche Lenkung zurückzuführen. Das funktioniert nur, wenn die staatliche Kontrolle weitreichend ist, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich. Mit einer Öffnung des Landes muss ein Teil der Kontrolle aufgegeben werden. Genau das unterwandert aber die Partei und auch die Fähigkeit, die Wirtschaft effektiv zu lenken. Will China aber den nächsten Schritt gehen und in die Fußstapfen der USA treten, braucht es weitere Öffnung. Ein Dilemma. Hier muss China erst noch beweisen, dass es wirklich nichts falsch machen wird.

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19 Kommentare

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  • KPXXPK
    KPXXPK

    @Spielwiese

    Wir sehen doch, dass das Prinzip Gläubiger/Schuldner von den Zentralbanken ad Absurdum geführt wird.

    Was würde denn passieren, wenn China sich entschließt, sämtliche US Schulden auf den Markt zuwerfen und keinen einzigen cent neu zu investieren ?

    Ich sage es Ihnen, gar nichts. Die Fed würde einfach diese Schuldtitel in die Bücher nehmen, fertig. Die EZB macht es doch vor, oder glauben Sie irgendein "Investor" kauft italienische, spanische oder griechische Staatsanleihen?

    China hat der USA absolut NICHTS entgegenzusetzen, dazu importieren sie viel zu wenig. Alles was die USA aus China kaufen können sie entweder selbst herstellen oder ähnlich günstig aus zig anderen Schwellenländern (Indien, Indonesien, Vietnam, Bangladesh...) importieren, die sich die Finger lecken Chinas Marktanteile zu übernehmen. Da die entsprechenden Fabriken hochzuziehen dauert ein paar Monate.

    10:59 Uhr, 19.09. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    Aber natürlich mache Trump alles falsch und China alles richtig! Einem normalen Menschen mit dem gesunden Menschenverstand würde es genügen die S&P- und Dow Jones-Charts mit den chinesischen Indexen zu vergleichen um alles zu verstehen. Nicht so ticken unsere lächerliche Propagandisten wie Herr Schmale! Haben sie nicht monatelang versucht uns einzureden dass wenn Trump diese Zolle einführt, gehen alle Aktien gleich baden?? Und was sehen wir heute???

    >> Ob nun China die Welt regiert oder die USA, mir persönlich ist das relativ egal.

    Und das nehme ich Ihnen natürlich ab Herr Schmale, was sonst? :))) Deutsche Amerikaphobie ist genauso unheilbar wie deutsche Servilität zu aktuellen Herrschern und deren Ideologie, egal wie verrückt diese sind und was sie tun.

    China wird sich Trump beugen, genauso wie es Europa, Mexiko und Canada bereits getan haben...

    06:16 Uhr, 19.09. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Die USA sind doch am Ende. Die kämpfen um ihr Kartenhaus als Weltmacht. Merken erst mal alle, dass die USA nicht mehr #1 sind fällt es zusammen. Dies versuchen Sie mit aller Macht und ihrem Dollar durchzudrücken. Das Millitär ist im 21. Jahrhundert eh nichts mehr Wert dank A-Bombe.

    Das Finanzsystem ist am Ende. Die USA versuchen nun im letzten Moment die Unternehmen wieder in die USA zu locken. Sie kommen jedoch zu spät. China hat dies über Jahre durch ihren zu billigen Yuan geschafft und Deutschland durch ihren billigen Euro dank schwächerer Oststaaten. Es wird ein schmerzhafter Fall für den Dollar.

    22:14 Uhr, 18.09. 2018
  • KPXXPK
    KPXXPK

    Ich schliesse mich der Meinung von Herrn Huber und amateur an. Die Chinesen haben den US Zöllen nichts entgegen zu setzen. Trump macht es sehr geschickt, er legt die Daumenschrauben erstmal sanft an und dreht langsam immer fester. Wenn China nicht spurt, steigen die Zölle in 3 Monaten, 6 Monaten, 9 Monaten... Trump hat meiner Meinung nach keine Hemmung sämtliche Waren aus China mit 25, 50, 100, 200 oder 1000% Zoll zu belegen.

    21:52 Uhr, 18.09. 2018
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    So ist es, Sie sind kein Amateur sondern ein Profi!!

    21:15 Uhr, 18.09. 2018
  • new-agens
    new-agens

    Mal abgesehen davon, dass Trump teils völlig richtig liegt (Diebstahl geistigen Eigentums, Piraterie, Dumping-Preise), teils völlig falsch (in Sachen Handelsbilanz: Da sind die Chinesen der falsche Sparringspartner, der outsourcende Feind sitzt im eigenen Land: die propserierenden US-Unternehmen), ist er aus chinesischer Sicht nur eine Episode. Die denken in anderen Zeithorizonten und sind viel, viel stolzer und hartgesottener als JEDES westliche Land. Die werden nicht einlenken: never. Vor den Kongresswahlen schon mal gar nicht. Da wärn se ja schön blöd. Meine mittel- und langfristige Prognose: China wird keinen Millimeter weichen, und wenn, ist es nur einvorübergehendes taktisches Manöver. Zumal: Gesichtsverlust in Asien ist ein absolutes No-go, dann lieber Krise. Im Übrigen: Man schaue sich Staaten wie China, Israel oder Russland an (gleiches gilt übrigens für Guerilla-Truppen wie Vietcong, Taliban, FARC & Co.): Gegen die kann man nicht gewinnen, weil die nie aufgeben werden. So einfach ist das. Und wenn, dann gibt´s max. ein Unentschieden, das beiden Seiten reichlich Schmerz zufügt. Im Übrigen sehe ich´s genauso wie Herr Schmale: Wer Gewalt ausübt (hier: Zölle), hat die Macht längst verloren...

    20:44 Uhr, 18.09. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • amateur
    amateur

    Trump macht alles richtig - er wird bald an die 100 % der China-Waren verzollen lassen. Im Gegensatz zu den Europäern, die sich seit 20 Jahren von China einlullen lassen (Entwicklungsland -lol-), zieht er jetzt die Notbremse - spät, aber nicht zu spät. China wird den USA spürbar entgegen kommen - die haben gar keine andere Wahl...

    20:13 Uhr, 18.09. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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