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18:00 Uhr, 02.08.2011

China: Geldpolitische Straffung wird nachlassen

London (BoerseGo.de) – Die Fondsmanagerin des HSBC GIF Chinese Equity Fonds, Mandy Chan, bewertet in ihrem Kommentar die Lage hinsichtlich der geldpolitischen Straffung in China, die zu einer riesigen Kreditklemme – vor allem für kleine Unternehmen – geführt hat. Das neu ausgegebene Kreditvolumen liegt in China zwischen sieben und 7,5 Billionen Renminbi. Dabei müssen zwei Arten von Krediten unterschieden werden: Einerseits langfristige Kredite, die länger als drei Jahre laufen, und andererseits kurzfristige mit einer Laufzeit von einem bis drei Jahren. Derzeit sind rund die Hälfte der Kredite langfristige, etwa für Infrastruktur-Investitionen oder Bauprojekte. Die kurzfristigen werden eher für Betriebsmittel begeben und fließen potenziell an mittelständische Unternehmen.

"Allerdings verleihen die Banken lieber Geld für große Bauprojekte oder an große staatseigene Betriebe, da diese eine höhere Liquidität und bessere finanzielle Leistungsfähigkeit aufweisen. Der Mittelstand hingegen ist nur zu einem sehr kleinen Prozentsatz an Chinas Wachstum beteiligt. Der größte Wachstumsträger ist der Immobiliensektor. Er kann sich auf 15 bis 16 mit dem Wachstum verbundene Faktoren auswirken und trägt so rund 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei", erläutert Chan.

Die mittelständischen Unternehmen hätten zwar am Beschäftigungswachstum einen höheren Anteil, dies würde aber keinen bedeutenden Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben. Während der Finanzkrise im Jahr 2008 sei die Zahl der notleidenden Kredite von kleinen und mittleren Unternehmen und im verarbeitenden Gewerbe weniger stark gestiegen, als HSBC erwartet hat.

Mandy Chan geht davon aus, dass die Inflation in den nächsten zwei Monaten ihren Höhepunkt erreicht. Danach rechnet sie mit einer weniger scharfen Geldpolitik als im ersten Halbjahr. Es könnte eine weitere Zinserhöhung geben, allerdings sollte die Frequenz der Erhöhungen gegenüber dem ersten Halbjahr nachlassen.

Für jene Banken, die Kredite an mittelständische Unternehmen ausgegeben haben, wurden im vergangenen Monat die Anforderungen bezüglich der risikogewichteten Aktiva gelockert. Ihnen wurde erlaubt, mehr Schuldtitel auszugeben, um so ihre Kapitalbasis zu stärken. Laut Chan ist das einer der Wege, um Chinas Mittelstand mehr Liquidität zu verschaffen: "Von jetzt an wird die geldpolitische Straffung nachlassen. Die Regierung wird verschiedene Maßnahmen ergreifen, die auf unterschiedliche Themen abzielen – wie zum Beispiel die Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen oder die Erlaubnis für Lokalregierungen in der zweiten Jahreshälfte, eigene Schuldverschreibungen auszugeben, um ihre wirtschaftliche Verfassung zu stärken."

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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