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10:00 Uhr, 12.10.2016

China droht ein Banken-Crash

Die Ratingagentur S&P warnt vor einem Platzen der Kreditblase in China. Alles hängt mit der extrem hohen Verschuldung chinesischer Unternehmen zusammen. Die Regierung verspricht, gegenzusteuern.

New York/ Peking (Godmode-Trader.de) - Eine düstere Prognose der US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) lässt aufhorchen: Den Kreditspezialisten zufolge könnten die Bankhäuser in China ab dem Jahr 2020 einen billionenschweren Finanzbedarf haben. Grund ist die dramatische Verschuldung der Unternehmen. Die Institute sitzen auf einem Berg an faulen Krediten. S&P spricht von einem Bedarf von bis zu 11,3 Billionen Yuan (1,5 Billionen Euro) an frischem Kapital. Ende 2015 dürften bereits rund 5,6 Prozent der ausgegebenen Darlehen faul gewesen, vermutet die Ratingagentur. Und dieser Anteil könne auf 11 bis 17 Prozent steigen, sollten die Banken ihre Kreditvergabe nicht umgehend einschränken.

Die Probleme sind nicht unbekannt. Internationale Organisationen warnten zuletzt immer wieder vor einer chinesischen Kreditblase. Laut IWF sitzen die chinesischen Unternehmen auf einem Schuldenberg von 18 Billionen US-Dollar. Diese sind 169 Prozent der nominalen jährlichen Wirtschaftsleistung Chinas. Kredite im Wert von 1,3 Billionen Dollar seien toxisch, also vom Ausfall bedroht. Im Vergleich dazu erscheint die US-Finanzkrise aus dem Jahr 2008 geradezu harmlos. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnte ebenso vor einem Crash in China und verwies auf das stark ungezügelte Kreditwachstum.

Nach Erachten der Credit Suisse werden die Probleme mit der hohen Verschuldung aus politischer Sicht weiterhin Bestand haben. „Die Frage, wie eine Balance zwischen der Unterstützung des Wachstums bei gleichzeitiger Sicherung der Schuldentragfähigkeit im Unternehmenssektor gefunden werden kann, wird unseres Erachtens bis weit in das Jahr 2017 hinein eine Herausforderung darstellen“, schrieben die Analysten Anfang dieser Woche. Der Ausgang sei ungewiss. Es sei aber zu vermuten, dass sich das Wachstum in einem Abwärtstrend befinde, mit Ausnahme weniger Monate in Quartalen einer zyklischen Erholung.

Obwohl die offiziellen Regierungszahlen offenbar geschönt sind — Peking erkennt nur einen Bruchteil der Kredite als ausfallgefährdet an — ist der Politischen Führung das Problem bekannt. Auf einer IWF-Tagung am vergangenen Wochenende hat der Gouverneur der chinesischen Zentralbank, Zhou Xiaochuan, angedeutet, dass das Land Kontrollen für das Kreditwachstum einführen wird. „Die chinesische Regierung legt größten Wert darauf, die drängendsten Probleme der Wirtschaft des Landes zu lösen“, so Zhou. Dazu zählten steigende Immobilienpreise, wachsende Kreditvergabe sowie ein deutlicher Anstieg der Verschuldung privater Haushalte. Ähnlich äußerte sich auch Chinas Finanzminister Lou Jiwei, der ebenfalls an dem IWF-Treffen in Washington teilnahm. Die expansive Fiskalpolitik der Zentralregierung werde bald eingeschränkt, der Schuldenabbau müsse Priorität erhalten.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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