Kommentar
09:30 Uhr, 30.01.2019

China: Der Wachstumsmotor stottert

Vor einer harten wirtschaftlichen Landung Chinas haben wir seit Jahren Angst. Noch nie war dieses Katastrophenszenario so nah wie jetzt.

Medial bekommt China bei uns viel zu wenig Aufmerksamkeit. Dabei ist die Weltwirtschaft von China inzwischen fast genauso abhängig wie von den USA. Werden in den USA etwa die Steuern gesenkt, wird das bei uns in den Nachrichten ausführlich diskutiert. Dass China zwei gigantische Steuersenkungen in kurzer Zeit umsetzen will, wurde kaum erwähnt.

China wehrt sich gerade mit Händen und Füßen gegen den Abschwung. Dazu wurden bereits 2018 Steuern gesenkt. Es ging um 200 Mrd. Dollar. In diesem Jahr sollen noch einmal 300 Mrd. an Entlastungen folgen. Die große US-Steuerreform bringt über 10 Jahre 1,5 Billionen. Das, was China umgesetzt hat, sind schon 2 Billionen und werden sich wohl auf 5 Billionen erweitern.

China hat also gerade die größte Steuerentlastung der Menschheitsgeschichte umgesetzt. Das muss man sich einmal vorstellen. Das wird ja nicht aus Spaß gemacht. Es ist ein Zeichen dafür wie ernst die Lage ist.

Inzwischen werden auf die Geldschleusen wieder geöffnet. Der Abbau der Verschuldung war ein ganz großes Thema. Auch jetzt will Peking nicht, dass das Kreditwachstum wieder außer Kontrolle gerät. Man ist aber weniger strikt. Der Reservesatz der Banken wurde erneut gesenkt und ist nun so niedrig wie seit 2008 nicht mehr (Grafik 1).


Man ist bereit, wieder mehr Leverage zuzulassen, um eine harte Landung zu vermeiden. Ob das gelingt, sei dahingestellt. Die Lockerung der Kreditversorgung hat bereits vor Monaten begonnen. Viel gewonnen wurde dadurch bisher nicht. Bankkredite wachsen wieder etwas schneller, dafür geht das Volumen im Schattenbankensystem zurück.

Das große Kreditwachstum kommt nicht, obwohl die Kreditvergabe begünstigt wird. Früher hat die Wirtschaft so etwas sofort aufgenommen. Heute will niemand mehr Kredit. Das zeigt sich unter anderem daran wie wenig Unternehmen investieren. Das Wachstum der Anlageinvestitionen ist zuletzt unter 2 % gefallen (Grafik 2). Das einzige, was noch Geld anzieht, ist der Immobilienmarkt.


So wie sich die Investitionen entwickelt haben, ist fast nicht vorstellbar, dass die Wirtschaft tatsächlich noch mit mehr als 6 % wächst. Die Daten erscheinen stark geglättet. Als sich die Wirtschaft 2015 abkühlte, kam es zu einem Investitionsboom. Heute werden die gleichen Instrumente verwendet, aber niemand will investieren.

China versucht den Abschwung zwar abzuwenden, aber es ist nicht sonderlich erfolgreich. Das ist die größte Gefahr. Der Wille ist da, aber wenn niemand mitspielt, hilft das wenig. Der Staat kann immer seine Ausgaben nach oben schrauben. Inzwischen ist der Bedarf an Infrastrukturinvestitionen jedoch begrenzt. Es fehlt an sinnvollen Projekten. Die große Gefahr ist, dass Peking die Wirtschaft nicht mehr lenken kann. Genau an diesem Punkt steht das Land.

Clemens Schmale

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8 Kommentare

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  • daxe
    daxe

    naja-noch mehr Geisterstädte oder ubahnstationen aufs land knallen-Weitblick oder nur raus muss dat Geld

    hab mal ne verkaufsaktion von Wohnungen mitgemacht-lol nach 3 std war der gesamte block menschen leer ,alle Darsteller von leben wieder wech-1 zirkus

    10:50 Uhr, 30.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Ist doch eine stark bullishe Zukunftsprognose. Die Investitionen werden schon noch anziehen und die Maßnahmen Wirkung zeigen.

    Dieses und nächstes Jahr bin ich noch stark bullish eingestellt. Was danach kommt muss bewertet werden wenn es soweit ist.

    Die Frage hierbei ist, fahren wir nun wirklich gegen die Wand oder reißt uns wieder ne neue Technologie raus.....

    10:06 Uhr, 30.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • BB Utz
    BB Utz

    Bei nem Freund in Singapore hängt im Büro ein Poster. " Who believes in Chinese Figures?"

    Die Zahlen die da bekannt gegeben werden,glauben Insider die vor Ort in Chinese. Fabriken zu tun haben sowieso nicht

    09:45 Uhr, 30.01. 2019
  • ortwin44
    ortwin44

    Eine Abschwächung des Wachstums auf 6% ist für mich kein "Abschwung" . Rationalität, bei der Wahl von Begriffen ist für mich von hoher Bedeutung.

    09:43 Uhr, 30.01. 2019
  • wizardmw
    wizardmw

    Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf...... Ob USA Europa China oder Japan - Staats, Medien und Notenbanksozialismus weltweit - ist schon lustig wie der Spruch immer mehr an Wahrheit gewinnt.....

    09:42 Uhr, 30.01. 2019

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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