China-Deal führt zu einer Verschärfung des US-Handelskriegs mit Europa
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Gastbeitrag von Dr. Christoph Bost, Experte auf Guidants (jetzt folgen!)
So oder ähnlich lauten die Schlagzeilen in der internationalen Presse. Die Aktienmärkte reagierten spontan sehr positiv, die Kurse zogen an. An den Rentenmärkten fielen die Kurse im Gegenzug, doch schon am Folgetag beruhigte sich die Lage, die Zinsen gaben wieder deutlich nach. Trotz des Deals hatte sich in den letzten Wochen, in welchen man auf diesen Deal gewartet hat, in unserem Chancenrisikomodell die Gesamtsituation verschlechtert. Die Anleger können am Aktienmarkt zwar von unverändert guten Chancen ausgehen, sie erkaufen sie auf dem aktuellen Niveau inzwischen aber mit einem deutlich gestiegenen Risiko.
Betrachten wir uns daher den Deal mal etwas genauer, soweit dies überhaupt möglich ist. Die Chinesen haben den Deal zwar bestätigt, in den Inhalten scheint man sich aber noch immer nicht ganz einig zu sein. Das Abkommen soll eine breite Palette von Themen abdecken wie zum Beispiel den Schutz des geistigen Eigentums, den Technologietransfer und den Ankauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Einigkeit herrscht auf jeden Fall darüber, dass weder die USA noch China neue Strafzölle erheben werden. Klar scheint auch zu sein, dass China wieder in etwas erhöhtem Umfang, welcher aber scheinbar nicht mengenmäßig fixiert ist, den Kauf zusätzlicher Agrarprodukte tätigen wird. Der stellvertretende Landwirtschaftsminister Han Jun sagte, man werde so viel kaufen wie dringend benötigt wird um Chinas Inlandsbedarf zu stabilisieren (Schweinepest). Die USA werden die bestehenden Zölle nicht zurückfahren, gemeint sind die 25 % Zölle, nicht aber die 15 % Zölle. Letztere werden auf 7,5 % reduziert. Wie die phasenweise Absenkung der Importzölle genau umgesetzt wird, bleibt aber unklar. Ebenso unklar blieben der Umfang und der Zeitrahmen der Käufe zusätzlicher Agrarprodukte.
Mit den Verhandlungen über das Phase zwei Abkommen soll umgehend begonnen werden. Diese dürften aber wesentlich schwieriger werden, wollen die USA dann doch Chinas Industriepolitik und die technologische Entwicklung mit einbeziehen. In diesem Zusammenhang hat erst kürzlich Präsident Xi die Forderung aufgestellt, dass die Wirtschaft innerhalb der kommenden drei Jahre alle ausländische Hard- und Software aus Regierungsbüros zu verbannen hat. Es ist ein klarer Hinweis dahingehend, dass sich China nicht von den USA unterdrücken lassen will, schon gar nicht sein Ziel die technologische Führung in der Weltwirtschaft zu übernehmen infrage stellen will. Die Erpressermethoden der USA haben die Weltwirtschaft schon viel Geld gekostet und China gezeigt, dass sie es mit den USA mit einem ebenbürtigen, nämlich wenig verlässlichen Handelspartner zu tun haben.
Die chinesische Regierung enttäuschte erst letzte Woche, als sie zustimmte, dass einer der großen Staatskonzerne (Tewoo) eine Umschuldung vornahm, welche den Anlegern hohe Verluste brachte. Dies geschah zuletzt 1998 beim Zusammenbruch von Guangdong International.
Die USA können sich nach dem Deal nun wieder verstärkt Europa zu wenden. Die neueste Erklärung deutet darauf hin, dass man nun bereit ist einen Handelskrieg mit Europa zu verschärfen. Zum einen steht zur Debatte, dass man 100 % Zölle auf EU Produkte wie zum Beispiel irischen Whisky, Cognac, spanisches Olivenöl oder französischen Käse erheben wird. Darüber hinaus will man Unternehmen sanktionieren, welche am Bau von Nordstream zwei beteiligt sind.
Fassen wir zusammen, so lässt der Phase eins Deal noch viele Unklarheiten bestehen. Erste Analysen zu aktuellen Einschätzung haben ergeben, dass der Deal voraussichtlich im nächsten Jahr den USA ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,1 % bringen wird, China etwas mehr. Die größten Profiteure dürften die stark exportorientierten Länder wie Südkorea, Taiwan und Deutschland werden. Wenn nun aber der Handelskrieg mit Europa wiederum verschärft wird, dürfte unter dem Strich nicht viel übrig bleiben, unter Umständen sogar das Ganze zu einer weiteren konjunkturellen Abschwächung führen. Somit ist die Verschlechterung des Chancenrisikomodells auch aus fundamentalen Gründen verständlich.
Eine kurze Randbemerkung zum nun per 31. Januar anstehenden Brexit: Johnson hat zwar die Wahl gewonnen, doch nun will Schottland ein neues Referendum einberufen um sich von England zu trennen um in der EU zu bleiben. Darüber hinaus hat erstmalig die Einigungspartei in Nordirland die Mehrheit gewonnen und hat nun die Möglichkeit die proenglische Partei zu überstimmen und den Einigungsprozess von Irland und Nordirland voranzutreiben. In beiden Fällen könnte Johnson der Premier werden, welche nicht nur England von Europa weggeführt hat, sondern Großbritannien zerstört hat! Somit könnte England erheblich an seiner wirtschaftlichen Bedeutung verlieren, womit der Bruch der EU bei den anstehenden Verhandlungen den Premier in arge Bedrängnis bringen könnte. Mit Blick auf die nun bestehende Unsicherheit, wenn Johnson überhaupt noch vertreten wird, werden die Verhandlungen schwierig und sich deutlich in die Länge ziehen.
>>Die Erpressermethoden der USA <<
>>In beiden Fällen könnte Johnson der Premier werden, welche nicht nur England von Europa weggeführt hat, sondern Großbritannien zerstört hat!<<
Bild Zeitung lässt grüßen, Bravo.
Übrigens, mehr als 17 Mio. Briten haben für den Brexit gestimmt. Es hat nichts mit Boris Johnson zu tun, sondern mit Demokratie. Das scheint irgendwie bei euch nie anzukommen, weil euch das Ergebnis nicht gefällt.
Wenn sich Schottland abspalten will, dann ist das in erster Linie ihr eigener "verdienst" und dazu kein sehr kluger.
Vielleicht sollte man nicht immer nur einseitig berichten, dieses Fear Mongering hat schon CNN viel Quote gekostet.