CHF-Crash - welche Forex-Broker sind betroffen
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Erwähnte Instrumente
Die Ereignisse haben sich seit Donnerstag förmlich überschlagen, und das dicke Ende ist wohl noch nicht einmal in Sicht. Die unerwartete Kehrtwendung der Schweizer Notenbank (die SNB hat entschieden, den EUR/CHF bei 1,2 nicht weiter zu stützen und gleichzeitig den Zinssatz von 0,5 auf -0,75% zu senken) hat dazu geführt, dass nicht wenige Forex-Broker massive Verluste erleiden mussten, was in manchen Fällen zu Liquiditätsproblemen geführt hat. Besonders erwischt hat es überraschend nicht nur einige unbekanntere Broker aus dem EU-Ausland ohne Kundenstamm in Deutschland. Andere sind unbeschadet daraus hervorgegangen und denken sogar an Expansion.
Ich möchte heute einen kurzen Abriss zum Stand der Dinge bringen was in Deutschland relevante Forexbroker betrifft. Basierend auf einem Mix aus offiziellen Meldungen und der Gerüchteküche, die heiß brodelt. Dank der guten Kontakte von BrokerDeal zu vielen in Deutschland vertretenen Brokern hören wir so manches hinter vorgehaltener Hand, was sich wohl erst im Laufe der nächsten Tage bestätigen lässt (oder eben nicht). Die Probleme und bereits eingetretene Insolvenzen von in Deutschland unbekannten Brokern sollen uns hier nicht tangieren.
Alpari
Game Over. Das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Alpari UK hatte viele Kundenkonten, die durch den überraschenden Crash sogar ins Minus gerutscht sind. Denn im Devisenhandel ist der maximale Verlust nicht auf die Einlage begrenzt, sondern es kann sogar zur Nachschusspflicht kommen. Die geschätzten Verluste bei diesem Anbieter betragen in Summe 45 Millionen USD. Dies übersteigt die liquiden Mittel bei weitem, und da die überzogenen Konten nicht rasch genug eingetrieben werden können bei der Vielzahl von Kleinanlegern, musste Insolvenz beantragt werden. Dieser Schritt wurde am Wochenende dann aber zurück genommen, stattdessen wird intensiv ein Käufer gesucht.
Diesen hat man offenbar in FXCM gefunden, dem größten US-Forexbroker, der selbst kurz vor dem k.o. stand
FXCM
Das war eine knappe Kiste. Der größte Retail-Broker der USA hat mit einem Minus auf Kundenkonten von in Summe 225 Millionen USD zu kämpfen. Das hat sämtliche freien Mittel mehr als aufgefressen, schließlich betrug das freie Vermögen Ende September 2014 gerade einmal 138,7 Mio USD (siehe Daten von FXCM). Damit wurden bereits die Auflagen der NFA verletzt und die Lizenz war formal im Eimer. Auch die ehemals hohe Marktkapitalisierung half nicht mehr, nachdem die Aktie am Freitag um 90% gefallen war, bevor sie vom Handel ausgesetzt wurde.
Der Retter in letzter Minute war dann die Leucadia Group, die ein $300 Millionen schweres Darlehen gewährt hat. Die kurze Laufzeit von zwei Jahren bei einer angeblich 10%igen Verzinsung ist nicht ohne, aber so kann FXCM das normale Geschäft wieder aufnehmen. Und nicht nur das: mit diesen frischen Mitteln könnte FXCM durch die anvisierte Übernahme von Alpari letzten Endes sogar gestärkt aus den Turbulenzen hervorgehen.
Bei den folgenden 10 Brokern handeln Mitglieder von BrokerDeal bis zu 40% günstiger!
JFD Brokers
Nur sehr wenige Konten bei JFD waren überhaupt von den heftigen Turbulenzen betroffen und erlitten größere Verluste, Stopps wurden sehr rasch ausgeführt. Temporär werden die Marginanforderungen erhöht beim FX-Trading, damit ist der Broker aber nicht alleine. Das Business läuft gewohnt geschmiert weiter wie eh und je.
GKFX
Überhaupt keine Probleme auch bei GKFX. Im Gegenteil, GKFX hält sogar Ausschau nach Übernahmekandidaten! Das werden noch spannende Tage im Januar und Februar für diesen Partner-Broker.
WH SelfInvest
WH SelfInvest hat den Sturm unbeschadet überstanden, auch hier laufen die Geschäfte sicher und stabil weiter wie bisher. Der Partner Gain Capital hat am Donnerstag sogar Gewinne verzeichnen können, damit ist die Finanzlage weiterhin absolut in Ordnung. Nicht nur das, es werden sogar Möglichkeiten der Expansion sondiert.
FXFlat
Auch hier kein Problem, da die Fäden bei Gain Capital zusammen laufen, siehe obige Meldung.
OANDA
Alles geht seinen gewohnten Gang, trotz geschätzter Verluste von $5-$-10 Millionen. Und nicht nur das: OANDA steht zu seinem Versprechen von "Keine Nachschusspflicht" und hat negative Saldi ausgeglichen. Respekt, das wird für eine starke Kundenbindung und zusätzliche Interessenten sorgen!
Admiral Markets
Auch Admiral Markets verkündet Beruhigendes, die Auswirkungen auf den Broker sollen begrenzt sein. Es kann allerdings zur Orderausführungskorrekturen kommen in den nächsten Tagen. Der Handel mit einigen Währungspaaren ist derzeit nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.
ActivTrades
Bereits seit einiger Zeit werden höhere Margen auf CHF-Währungspaare verlangt, dadurch konnte Schlimmeres verhindert werden. Die Geschäfte gehen ihren gewohnten Gang (CHF-Geschäfte aber erstmal eingestellt), und vor allem: auch ActivTrades hat sämtliche Konten im Minus ausgeglichen! Dicker PR-Bonus.
ETX Capital
Hier wird es spannend: zwar wird in einem Kundenmailing betont, dass das Unternehmen finanziell gefestigt ist und die Kundengelder zu 100% sicher sind. Aber mit nachträglichen Kursänderungen wie angekündigt werden viele Kunden nicht glücklich sein. Wir bleiben natürlich am Ball, da hier auch viele Mitglieder von BrokerDeal ihre Konten führen.
IronFX
Laut [Link "Statement" auf www.ironfx.com/... nicht mehr verfügbar] alles ok, und wir haben auch noch nichts Gegenteiliges vernommen. Wir sind allerdings speziell darauf gespannt, wie mit Konten im Minus umgegangen wird. Da auch IronFX in unserem Fragenkatalog bejaht hat, keine Nachschussforderungen zu stellen.
X-Trade Brokers
Sieht sehr gut aus laut einem gestrigen Interview und direkte Auskunft an uns auf Nachfrage. Auch dank größerer Marginanforderungen für CHF-Pairs seit einiger Zeit. Auch einen Seitenhieb auf die Schweizer Nationalbank kann man sich nicht verkneifen.
Interactive Brokers
Laut eigener Aussage sollen Kundenkonten insgesamt $120 Millionen ins Minus gerutscht sein. Was kein Problem für den weltgrößten Broker darstellt, da dies nur 2,5% des Firmenvermögens ausmacht. In so einer komfortablen finanziellen Situation möchten sicher einige stecken.
CMC Markets
Trotz geschätzter Verluste von $10 Millionen scheint CMC diesen Sturm ziemlich unbeschadet überstanden zu haben. Allerdings rumort es bereits in einigen Foren was nachträglich geänderte Ausführungskurse betrifft, selbst Shorttrades wurden so noch zu Verlusten. Dem werden wir in einem weiteren Artikel auf den Zahn fühlen, die Kundengelder bei CMC sind jedenfalls sicher und der Handel kann weitergehen.
IG
Weniger glücklich war auch IG Group über den Kursverlauf am Donnerstag. Schon am Donnerstag wurde sehr transparent in die Offensive gegangen und ein Verlust von 30 Millionen Pfund verkündet. Am 20. Januar werden Unternehmenszahlen veröffentlich, dann weiß man mehr über den finanziellen Zustand des Unternehmens. Das Geschäft geht aber weiterhin seinen Lauf, Auszahlungen sind problemlos möglich.
Varengold
Der Vorstand beruhigt, Kunden haben keinerlei Probleme zu fürchten und das Geschäft geht seinen gewohnten Gang. Allerdings hat auch Varengold BrokerDeal gegenüber angegeben, Nachschusspflicht auszuschließen. Auch hier werden wir uns umhören unter Kunden, ob dem auch tatsächlich so ist. Wenn ja, Hut ab.
Plus500
Auch dieser Broker will am Donnerstag sogar einen kleinen Gewinn gemacht haben. Während Kunden sehr wohl unter dem Kursrutsch litten wie überall, ist in den AGB von Plus500 unter Punkt 2.1 zu lesen "However you cannot lose more than the balance on your Trading Account." Da hören wir uns natürlich ebenfalls wieder um.
Saxo Bank
Noch ein großer Name mit der unglücklichen Entscheidung, ausgeführte Kundenorders im Nachhinein zum Schlechtern verändern zu wollen, selbst der angebliche Verlust von $50-$100 Millionen ist hier keine Rechtfertigung. Vor negativer PR scheinen sich also mehrere Broker nicht zu fürchten.
Soweit zu den für Deutsche interessantesten Forex-Brokern. Wir fühlen Anfang kommender Woche sämtlichen Brokern weiter auf den Zahn und halten Sie auf dem Laufenden! Und wer schon auf der Suche nach einem neuen vertrauenswürdigen Broker ist, dem sei unser objektiver Brokervergleich inklusive zahlreicher hinterlassener Bewertungen echter Trader ans Herz gelegt.
Abseits dieser FX-Broker haben natürlich auch andere Finanzinstitute geblutet. So verkündete die Deutsche Bank einen vorläufigen Verlust von 130 Millionen Euro, auch Barclays soll mehrere zehn Millionen in den Sand gesetzt haben. Da genauere Schätzungen von den meisten großen Banken und Hedgefonds noch fehlen, gehen wir von Verlusten von mehreren Milliarden Euro aus. Der geschätzte Buchverlust der Schweizer Nationalbank selbst im Ausmaß von 60 Milliarden Euro gar nicht mitgerechnet. Bestätigt werden wir in dieser Annahme durch die erste vermeldete Insolvenz eines US-Hedgefonds, der ca. $830 Millionen schwer war.
Da kommt sicher noch viel an die Oberfläche in den nächsten Wochen, da heißt es kräftig Beine treten um nicht unterzugehen.
Michael Hinterleitner
www.brokerdeal.de
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