Kommentar
16:57 Uhr, 19.02.2015

JFD Brokers im Interview zur Schweizer Franken Aufwertung

Brokerdeal will wissen, wie JFD Brokers bzw. deren Kunden das SNB-Debakel überstanden haben. Wie wird mit Kundenorders umgegangen, besteht ein Interessenkonflikt?

Erwähnte Instrumente

Die überraschende Entscheidung der Schweizer Nationalbank vom 15. Januar, die Stützung des Franken aufzugeben, hat für eine massive und rasante Aufwertung gesorgt, in der Spitze hat der Kurs in wenigen Minuten um fast 30% zugelegt. Diese Minuten waren sowohl für investierte Trader als auch deren Broker nervenaufreibend und folgenreich durch enorme Slippage bei aktivierten Stopps. Wir von BrokerDeal befragten JFD Brokers wie das Unternehmen selbst diese Situation überstanden hat und welche Folgen die Aufwertung für Kunden von JFD Brokers hatte.

BrokerDeal möchte mit einer Interviewserie mit den Verantwortlichen für Aufklärung sorgen. Was ist an diesem Tag und in den entscheidenden Minuten eigentlich geschehen, wie kann man sich vor solchen extrem seltenen Ereignissen schützen, und wie sorgen die Broker für eine seriöse Orderabwicklung in hektischen Phasen? Die Fragen kommen teilweise von BrokerDeal selbst, aber auch von den Tradern selbst.

Betroffene Kunden sind teilweise ja sogar von Nachschussforderungen betroffen, und im Netz kursieren viele Vorwürfe. Zum Know How eines Traders gehört aber auch, sich der Risiken gehebelter Produkte und der Funktionsweise von Stop-Orders bewusst zu sein.

Mit den Ursachen und Folgen der Schweizer Franken Aufwertung sowohl für Broker als auch Trader haben wir uns bereits an anderer Stelle befasst.

Heute wollen wir im Gespräch mit Thomas Herrmann von JFD Brokers im Detail herausfinden, wie dieser Broker die Situation gemanagt hat, und wie die Prozesse im Hintergrund eigentlich konkret ablaufen.

Herr Herrmann, vielen Dank für die Möglichkeit dieses extrem aufschlussreichen Gesprächs, um unseren Lesern ein tieferes Verständnis für die Abläufe an diesem Tag geben zu können. Damit zeigen Sie auch, dass Ihnen Transparenz und Kundennähe wichtig sind.

Vielleicht möchten Sie unseren Lesern zu Beginn kurz schildern, wie Ihr Unternehmen diesen 15. Januar generell überstanden hat?

JFD Brokers wird von einer sehr erfahrenen Trader-Gruppe genutzt. Diese handelt das komplette Produktspektrum von über 800 Instrumenten. Somit waren nur sehr wenige Trader in den Schweizer Frankenpaaren investiert. Bei JFD Brokers waren nur 0.3% aller Kunden von größeren Verlusten betroffen. Daher hatte der Event nur äußerst geringe Auswirkungen auf unsere Gesamtbilanz.

Wann und zu welchem Durchschnittskurs wurde das Gros der Positionen glattgestellt?

Der Handel war durchgehend möglich. Somit wurde auch ausgeführt als viele Banken und Broker den Handel ausgesetzt hatten. Pauschal kann leider kein Durchschnittskurs genannt werden, da die Ausführung von vielen verschiedenen Faktoren abhängig war.

In welcher Reihenfolgen werden die Order ausgeführt, nach dem first-come first-serve-Prinzip, d.h. der älteste Stopp wird zuerst ausgeführt?

Nach dem first-come first-serve Prinzip.

Haben die Margin Calls bzw. die automatischen Stop Outs, welche ja die internen Sicherheitssysteme darstellen in solchen Fällen, wie gewünscht funktioniert?

Die 100% DMA/STP Ausführung ist ein direkter Interbanken-Zugang. Während des SNB Events gab es ungewöhnlich starke Preisbewegungen und äußerst geringe Liquidität. Viele Tier1 Banken haben den Handel einfach deaktiviert. Dennoch konnten wir durchweg Kursdaten liefern und zum nächstmöglichen verfügbaren Preis ausführen. Das hat Kunden die in CHF Paaren investiert waren vor größeren Verlusten bewahrt.

Falls Konten trotzdem ein Negativsaldo aufweisen, wie wird bzw. wurde damit verfahren? Und wird in Zukunft ähnlich vorgegangen werden?

Es gab einzelne Kundenkonten mit Negativsalden im geringeren Umfang. Mit diesen Kunden konnten wir eine einvernehmliche Lösung treffen. Der FX- und CFD-Handel ist sehr riskant, der Verlust kann die Höhe der Einlage übersteigen. Darauf weisen wir ausdrücklich hin. Dennoch sind wir bemüht in solchen Fällen einvernehmliche Lösungen mit unseren Tradern zu finden.

Die überproportionalen Verluste von Tradern die in CHF-Pairs investiert waren kamen ja primär durch überrannte Stopps zustande, die mit fehlender Liquidität begründet werden. Wie kommt denn bei JFD Brokers konkret ein Devisenkurs zustande, und müssen Market Maker mit Dealing Desk nicht selbst für eine Kursstellung sorgen?

100% aller Orders werden bei JFD Brokers direkt an den [Link "Interbankenmarkt" auf backend.wallstreet-online.de/... nicht mehr verfügbar] weitergeleitet. Ohne Ausnahme. Alle Kurse sind 1 zu 1 ein Spiegelbild des Interbankenmarktes und werden von den Liquiditätsprovidern generiert. Während des SNB Events lag am weltweiten Devisenmarkt eine extrem niedrige Liquidität an welche zu hohen Slippage und zu außergewöhnlich hohen Spreads führte. Als 100%ige DMA/STP Agentur leiten wir auch in diesen Situationen die Marktkonditionen 1 zu 1 weiter. Es ist ein direkter Marktzugang ohne Kompromisse.

An welche Tier1-Liquiditätsprovider sind Sie angebunden?

u.a. BARCLAYS, BNP, COMMERZBANK, BANK OF AMERICA, CITI, DEUTSCHE BANK, UBS, GOLDMAN SACHS, JP MORGAN, UBS, RBS, MORGAN STANLEY, HSBC, NOMURA, CURRENEX. Eine regelmäßig aktualisierte Liste gibt es hier: Technologische Kompetenz

Wie wird ein Interessenkonflikt zwischen dem Trader und Broker vermieden, ist der Verlust des Kunden der Gewinn des Brokers? Bitte zwischen dem FX- und dem CFD-Angebot unterscheiden.

Wir profitieren weder beim CFD noch beim FX Angebot von Verlusten unserer Kunden. Als reine DMA/STP Agentur (auch bei CFDs!) verdienen wir ausschließlich an generierten Handelskommissionen. Da wir alle Positionen anonymisiert an die Liquiditätsanbieter weiterleiten erkennt die ausführende Stelle weder den Kunden noch dessen Stopps und Take Profits. Daher vertreten wir uneingeschränkt die Interessen unserer Trader und der langfristige Erfolg dieser liegt voll und ganz in unserem Interesse. Daher liefern wir zu allen Positionen auf Wunsch einen Post Trade Transparency Report. Dieser zeigt dem Trader wann, wie schnell zu welchem Preis ausgeführt wurde.

Für große Aufregung sorgen auch nachträgliche Änderungen bereits bestätigter Orderausführungen. Sind Kunden von JFD Brokers davon ebenfalls betroffen? Wie konnte es dazu kommen, können Kunden künftig ausgeführten Orders wieder volles Vertrauen schenken, oder lässt sich eine Wiederholung nicht ausschließen?

Wir haben alle Orders aller Kunden welche in CHF Paaren investiert waren im Nachhinein überprüft, es waren nur eine Handvoll Eingriffe notwendig. In den meisten Fällen konnten wir für unsere Kunden eine Verbesserung des Ausführungspreises erzielen. Es gab auch einzelne Verschlechterungen bei Orderausführungen. In diesen Fällen haben wir die Differenz zwischen ursprünglichen und tatsächlichen Ausführungspreis aber übernommen. Somit entstand für Kunden keinerlei Schaden.

Wird oder hat JFD Brokers aus diesem Ereignis Schlüsse gezogen, etwa in Form anderer Marginregeln oder neuer Sicherheitsmechanismen? Wäre etwa die Einführung von Quizfragen denkbar vor Kontoeröffnung, die glasklar das Verständnis der potentiellen Kunden über die angebotenen Produkte und deren Risiken abfragen?

Es entscheiden sich überwiegend erfahrene Trader für JFD Brokers, weil sie eine transparente und anspruchsvolle Handelsumgebung mit einer großen Auswahl an Instrumenten suchen. Wir locken diese nicht mit Bonusprogrammen, sie finden uns durch Recherchen und Brokervergleiche. Somit richtet sich unser Angebot auch primär an Trader mit Erfahrung. Die Marginregeln richten sich nach den Bedürfnissen unserer Kunden. Jeder kann auf Wunsch seinen Hebel anpassen. Nur in Ausnahmefällen wie dem SNB Event behalten wir uns vor diesen zu verringern. Über derartige Eingriffe informieren wir unsere Kunden immer im Vorfeld.

Als Abschlussfrage, wenn Sie einen Blick zurück auf diesen außergewöhnlichen Handelstag werfen: denken Sie alles korrekt und kundenfreundlich gehandhabt zu haben, oder würden Sie gerne etwas ändern im Nachhinein?

In Anbetracht dieses wirklich extremen Ereignisses haben wir sehr gut reagiert und alle Kundenanliegen korrekt und kundenfreundlich bearbeitet. Was wir leider nicht können ist, den weltweiten Devisenmarkt im Interesse der Kunden zu beeinflussen.

Wir bedanken uns bei Thomas Herrmann von JFD Brokers für das Interview!

Mitglieder von BrokerDeal erhalten bei JFD Brokers dauerhafte Rabatte sowie einen Bonus von bis zu 1.000 Euro.

Viel Erfolg beim Trading
Michael Hinterleitner
http://www.brokerdeal.de

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Über den Experten

Michael Hinterleitner
Michael Hinterleitner

Michael Hinterleitner ist seit 2006 Redakteur und Trader bei GodmodeTrader.

Bereits 1998 der Faszination Börse erlegen, wurde Trading neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften zu seiner Hauptbeschäftigung. Sein Fokus: Aktien. Neben der täglichen spannenden Jagd an den Börsen kam 2011 die Idee zu einem neuen Brokervergleich, der nicht nur einen detaillierten Blick hinter die Kulissen erlaubt, sondern auch handfeste Vorteile für Mitglieder bringt.

Als Mitbegründer der Vergleichsplattform BrokerDeal.de hat sich Michael Hinterleitner zum Ziel gesetzt, Licht in den Brokerdschungel zu bringen. Er erklärt, worauf es bei der Brokerwahl ankommt, welche Anbieter für welche Bedürfnisse Sinn macht und auf welche Unterschiede man bei den Produkten und der Ausführungsqualität achten sollte.

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