Kommentar
10:22 Uhr, 25.10.2006

Chancen durch Ineffizienz

Angesichts sinkender Marktrenditen und steigender Volatilität werden sich Anleger zunehmend der Vor- und Nachteile aktiven Managements bewusst. Momentan erleben wir einen regelrechten Ansturm auf die liquidesten Märkte. Diese Märkte vereinen die größten Liquiditäts-Pools auf sich und gelten zudem als die effizientesten. Aber sind das auch die Märkte, auf die Anleger ihre Ressourcen konzentrieren sollten, um positive Renditen zu erzielen?

Bei Schroders sind wir überzeugt, dass jetzt ein gewisses Umdenken erforderlich ist. Gerade jetzt sollten Anleger ihre Aufmerksamkeit auf ineffiziente Märkte richten, denn hier besteht eine weitaus größere Chance, überdurchschnittlich gut abzuschneiden. Durch den Einsatz von Derivaten können diese Renditen zudem bei gleichzeitig moderatem Risiko erzielt werden. Bevor wir den von uns empfohlenen Ansatz näher untersuchen, sollten wir uns einmal vor Augen führen, worin eigentlich die Unterschiede zwischen effizienten und ineffizienten Märkten bestehen:

Jeder weiß, dass es auf manchen Märkten schwieriger ist, den Index zu übertreffen, als auf anderen. Das wird häufig als Markteffizienz bezeichnet. Jene Märkte mit den meisten Teilnehmern sind dabei die effizientesten. Daher ist es schwierig, Benchmarks wie den European Money Market oder den US Aggregate Bond Market zu überholen. Selbst eine Outperformance der Indizes der amerikanischen und britischen Aktienmärkte ist auf Dauer nur schwer zu erreichen. Hinzu kommt, dass Alpha an diesen Märkten weniger nachhaltig ist. Im Jahr 2000 zählten noch 358 Manager zum Top-Quartil des US-Aktienmarktes. 2004 waren es nur noch 17. Die weniger effizienten Märkte für Emerging Market Anleihen, US Small Caps und European Equities bieten daher eher die Möglichkeit einer dauerhafteren Outperformance.

Es stellt sich also die Frage: Wie können Investoren die sich an ineffizienten Märkten bietenden Chancen nutzen, ohne dabei ein unverhältnismäßig hohes Risiko einzugehen?

Zunächst einmal muss man die besten Fonds finden, die sich an ineffizienten Märkten engagieren. Investiert man gleichzeitig in zehn Fonds anstatt in nur einen, ist es leichter, ein kombiniertes positives Alpha zu erzielen, das geringeren Schwankungen unterworfen ist statt eines, das von Jahr zu Jahr volatiler ist. Dabei muss man sicherstellen, dass das Alpha aus nicht miteinander korrelierenden Quellen stammt. Eine Diversifizierung nach Strategien und Sektoren ist zu empfehlen.

Der nächste Schritt ist die Trennung des Alpha vom Beta. Im Fondsmanagement unterscheidet man zwischen zwei Arten von Renditen, Alpha und Beta. Beta ist die Marktrendite, die üblicherweise anhand der wichtigsten Marktindizes gemessen wird. Alpha ist die Mehrrendite gegenüber der Benchmark und wird mit aktivem Fondsmanagement generiert.

Für traditionelle Fondsmanager sind Alpha und Beta untrennbar miteinander verbunden. Diese Herangehens-weise ist allerdings überholt: Alpha und Beta können jetzt durch Einsatz von Derivaten getrennt werden. Vormals stand diese Strategie nur Hedgefonds-Investoren zur Verfügung. Nun haben aber auch Privatanleger die Möglichkeit, diese Strategie über Fonds zu nutzen, die absolute Alpha-Renditen bieten. Diese Renditen (auch portable Alpha genannt) können dann wiederum der gewünschten Benchmark oder Liquidität zugeschlagen werden.

Portable Alpha kann auf jede Anlageform übertragen werden – seien es europäische Aktien, amerikanische Anleihen oder japanische Geldmarktinstrumente –, damit der Anleger das gewünschte Gleichgewicht zwischen Ertragschancen und Risiken erreicht. Dies ist möglich, weil über einfache Terminkontrakte in Benchmarks mit unterschiedlichen systematischen Risiken investiert werden kann. Mit anderen Worten: Man kann sich durch geeignete Derivate, die parallel zu den Alpha generierenden Fonds verwaltet werden, in die das Portfolio investiert, gegen das Marktrisiko absichern. Dies lässt sich am Beispiel eines US-Anlegers wie folgt illustrieren: Ein aktiv verwalteter Fonds, der in europäische Aktien investiert, erzeugt ein Alpha, das um 200 Basispunkte p.a. über dem MSCI Europe ex UK Index liegt. Der Tracking Error beträgt 400 Basispunkte. Das mit europäischen Aktienanlagen verbundene Risiko wird durch den Verkauf von MSCI Europe ex UK Futures abgesichert. Das Exposure am US-Aktienmarkt wird dann durch den Kauf von S&P500 Futures erreicht. Auf diese Weise streicht der Investor eine Nettorendite in Höhe des S&P500 plus 200 Basispunkte ein.

Durch Übertragung von Alpha (bzw. die Trennung von Alpha und Beta) verfügt der Investor im Ergebnis über ein marktneutrales Portfolio, das aus hervorragenden Anlageprodukten mit Fokus auf ineffiziente Asset-Klassen besteht. Der Vorteil sind stabilere Erträge durch kompetentes aktives Management und gleichzeitig eine bessere Chance, bei allen Marktbedingungen bzw. in jeder Konjunkturlage Outperformance zu erzielen.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2006 rund 184,2 Mrd. Euro.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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