BRIC-Staaten könnten 2018 positiv überraschen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
- EURO STOXX 50Kursstand: 3.415,51 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Brüssel (GodmodeTrader.de) - Nach dem anfänglichen Hype um die sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China ist es lange Zeit ruhig geworden um die weltweit bedeutendsten Schwellenländer. Dabei hatte es Anfang des Jahrtausends gut angefangen. Über Jahre stand das Akronym BRIC für hohes Wirtschaftswachstum und überdurchschnittliche Renditen. Dann aber steckten Brasilien und Russland in einer Rezession, China schlug einen kreditfinanzierten Wirtschaftskurs ein, und in Indien wartete man lange vergeblich auf den großen Reformwurf. Die Misere spiegelte sich auch an den Börsen der BRIC-Länder wider, die ihren langjährigen Einbahnstraßenmodus verließen, wie Michiel Vanstrepen, Ökonom bei Degroof Petercam AM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
„Die Probleme der BRIC-Staaten führten dazu, dass sich viele Investoren aus diesen Märkten zurückzogen. Eine solide wirtschaftliche Erholung in 2017 und vielerorts strukturelle Fortschritte haben das Blatt nun gewendet. Sollte sich der positive Trend fortsetzen, könnten die BRIC-Staaten zu den Gewinnern in 2018 werden und bei Anlegern wieder deutlich beliebter werden“, so Vanstrepen.
Nach wie vor lieferte die BRIC-Staaten den größten Beitrag zur weltweiten Bruttowertschöpfung. Außerdem seien sie der wichtigste Indikator für die Verfassung der Schwellenländer insgesamt. Aufgrund ihrer hohen Bedeutung im globalen Wirtschaftsgefüge und in 2018 anstehenden Wahlen in allen vier BRIC-Staaten lohne sich eine genauere Analyse, heißt es weiter.
Brasilien: Starke Konsumnachfrage
„Brasilien lässt gerade die Rezession hinter sich. Nach zwei Prozent Wachstum in 2017 sollten in den kommenden Jahren sogar drei Prozent jährlich möglich sein. Getragen wird die positive wirtschaftliche Entwicklung zum größten Teil vom privaten Verbrauch. Die Einzelhandelsumsätze stiegen 2017 um 8 Prozent. Umfragen deuten darauf hin, dass die Konsumnachfrage in 2018 noch steigen wird. Sinkende Arbeitslosenzahlen - die Rate liegt wieder deutlich unter 13 Prozent - stützen diesen Trend. Dies stärkt die Disinflation in Brasilien - die Kerninflation hat 2017 die Vier-Prozent-Marke unterschritten“, so Vanstrepen.
Die Fiskalpolitik stehe derweil vor einem Dilemma. Einerseits festige der lockere Notenbank-Kurs den Erholungspfad der Wirtschaft. Andererseits könnte dieser nicht nachhaltig werden, wenn zu schnell zu viel gewollt werde. Hier eine Balance zu finden, werde auch ein großes Thema bei den Präsidentschaftswahlen im Herbst sein, heißt es weiter.
Russland: Die Abhängigkeit vom Öl wird geringer
„Auch Russland befreit sich langsam aus seiner tiefen Rezession. Schlüsselfaktor hierbei ist die immer geringer werdende Abhängigkeit vom Öl. Der Rohstoffgigant konnte 2017 bereits die Hälfte seines Sozialproduktes, das um ca. 2,5 Prozent gestiegen ist, aus Öl unabhängigen Sektoren generieren. Der starke Binnenkonsum trägt ebenfalls zur wirtschaftlichen Trendwende in Russland bei. Dennoch bleiben Löhne und Lebensmittelpreise niedrig. Die Inflation liegt weiterhin unterhalb der Zielmarke von vier Prozent. Somit sollte der unterstützende Kurs der russischen Notenbank vorerst anhalten“, so Vanstrepen.
Indien: Endlich Reformen
Mit einem Wachstum von gut sechs Prozent habe die indische Wirtschaft 2017 ihre Erholung fortgesetzt. Wie in Brasilien und Russland sei auch in Indien mehrheitlich der private Konsum die treibende Kraft gewesen. Aber auch die Industrieproduktion und die Nettoexporte, die längere Zeit unter den niedrigen Rohstoffpreisen gelitten hätten, hätten sich weiter erholen können. Durch die konsequente Umsetzung von Reformen, zum Beispiel auf der Steuerseite, sowie die eingeleitete Demonetisierung zur Bekämpfung von Korruption und Schattenwirtschaft seien die Investmentaktivitäten 2016 stark eingebrochen. Seit 2017 sei hier wieder ein Aufwärtstrend zu erkennen, heißt es weiter.
„Aufgrund von Basiseffekten sowie steigenden Lebensmittelpreisen hat die Inflation zuletzt etwas angezogen. In diesem Umfeld dürfte die indische Notenbank weiterhin achtsam bleiben und für mögliche Straffungsmaßnahmen bereitstehen. Insgesamt ist der Ausblick für die Fiskalpolitik und das langfristige Wirtschaftswachstum in Indien positiv, nicht zuletzt aufgrund der ambitionierten Umsetzung von Reformen“, so Vanstrepen.
China: Das große Fragezeichen
Chinas Wirtschaftswachstum sei 2017 mit rund sieben Prozent wieder einmal dynamisch gewesen. Jedoch könnte dem Reich der Mitte eine Abkühlung bevorstehen, da stimulierende Effekte langsam ausliefen und die Politik der chinesischen Notenbank straff bleiben dürfte. Ohnehin bleibe die Herausforderung für China, hohe Wachstumsziele mit einem stabilen Finanzsystem zu vereinbaren. Obwohl die Kreditausweitung bei Staatsbetrieben deutlich zurückgegangen sei, bleibe der große Anteil an Fremdfinanzierungen (Leverage) ein wesentliches Risiko. Auch könnten notleidende Kredite wieder zu einem ernsten Thema werden - vor allem, wenn sich die Konjunktur abkühle. Bei den chinesischen Banken würde dies den Druck auf die Profitabilität noch erhöhen. Belastend für den Bankensektor wirke zudem die steigende Zahl von ‚Schattenkrediten‘ an Unternehmen, heißt es weiter.
„Der langfristige wirtschaftliche Ausblick bleibt ungewiss, weil die Bevölkerung Chinas zusehends älter wird und die internationale Wettbewerbsfähigkeit im Exportbereich kontinuierlich schwächer wird. Vor diesem Hintergrund sollte die Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds für China für das laufende Jahr mit 6,5 Prozent zu optimistisch sein“, so Vanstrepen.
China und Russland nicht auf dem Investmentradar
Im Portfolio des überwiegend in Lokalwährungs-Staatsanleihen der Schwellenländer investierenden DPAM L Bonds Emerging Markets Sustainable fänden sich indes keine Staatspapiere aus China und Russland – trotz ihrer grundsätzlich hohen Bedeutung im Schwellenländeruniversum. Der Grund resultiere aus dem nachhaltigen Investmentansatz des Fonds, der konsequent unfreie, autoritär geführte Staaten ausschließe, heißt es weiter.
„Sowohl China als auch Russland erfüllen nicht einmal ein Mindestmaß an demokratischen Werten. Da Transparenz und demokratische Werte in unserer Schwellenländer-Nachhaltigkeitsanalyse insgesamt ein Drittel ausmachen, finden chinesische und russische Staatsanleihen keinen Zugang in das Fondsportfolio“, erklärt Michaël Vander Elst, Co-Manager des DPAM L Bonds Emerging Markets Sustainable.
Der Senior Portfoliomanager Emerging Markets Debt bei Degroof Petercam AM verweist zudem darauf, dass Anleger ihren Blick aus Diversifikations- und Performancegründen verstärkt auch auf kleinere Schwellenländer und Frontiermärkte richten sollten. Im DPAM L Bonds Emerging Markets Sustainable hätten Staatsanleihen dieser Märkte das Jahresergebnis 2017 entscheidend positiv beeinflusst. Während der Fonds in Euro gerechnet um 3,3 Prozent zulegen konnte, seien es auf Dollarbasis 18 Prozent gewesen. Entscheidende Performancetreiber seien Staatsanleihen aus Polen und Sambia gewesen.
Mit Blick nach vorne richtet Vander Elst seinen Fokus auch auf Papiere staatlicher Emittenten aus südamerikanischen Ländern. „Trotz politischer Risiken in Südamerika sind die Bewertungen in der Region attraktiv, vor allem aufgrund eines verbesserten Verhältnisses von Importen und Exporten. Auch Staatsanleihen aus Südafrika sind vielversprechend. Das womöglich frühzeitige Ende der Zuma-Regierung könnte die so dringend benötigten strukturellen Reformen vorantreiben.”
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.