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14:53 Uhr, 16.08.2019

Brexit: Ruhe bewahren

Das Risiko eines ungeordneten „No-Deal"-Brexits hat den Finanzexperten der DWS bereits im Frühjahr seinen Höhepunkt erreicht.

Frankfurt (GodmodeTrader.de) - In den letzten Jahren wurde das britische Pfund stark von der Wahrnehmung politischer Risiken beeinflusst. Die Erleichterung nach dem Referendum Schottlands über die Unabhängigkeit im Jahr 2014 erwies sich als kurzlebig. Im Jahr 2016 überraschte das Vereinigte Königreich die Welt, als es knapp für den Austritt aus der Europäischen Union stimmte. Seitdem hat das Pfund gelitten, wann immer die Anleger das Gefühl hatten, es könnte einen ungeordneten Brexit geben, wie die Finanzexperten der DWS in einer Publikation aus der Reihe „Chart der Woche“ schreiben.

Der Rückgang des Pfunds gegenüber dem Euro sei in den letzten Wochen jedoch längerfristig gesehen nicht ganz so dramatisch gewesen. Das Säbelrasseln des neuen Premierministers Boris Johnson und seinem Team habe einen Tribut gefordert, aber einen relativ bescheidenen. Teilweise liege das daran, dass nach dem Referendum bereits viel Risiko eingepreist worden sei, falls Großbritannien die EU ohne ein Abkommen verlasse. Aber natürlich könnte es für das Pfund in den kommenden Wochen noch um einiges schlimmer werden. Das britische Parlament solle erst am 3. September aus der Sommerpause zurückkehren. Bis dahin würden zweifellos eine Vielzahl an mehr oder weniger plausiblen Szenarien von Herrn Johnson und seinen Verbündeten diskutiert werden, wie ein „No-Deal"-Brexit gegen den parlamentarischen Widerstand durchgesetzt werden könnte, heißt es weiter.

„Aus unserer Sicht hat das Risiko eines ungeordneten ‚No-Deal‘-Brexits bereits im Frühjahr seinen Höhepunkt erreicht. Anfang des Jahres warnten wir: ‚Mit jedem Tag, der vergeht, nähert sich Großbritannien einem chaotischen, ungeordneten Brexit weiter!.‘ Nun wäre wohl eher ein guter Zeitpunkt, für ‚ruhig bleiben und einfach weitermachen‘, wie einst ein berühmter Kriegsslogan lautete. Nach der weitgehend ungeschriebenen Verfassung Großbritanniens liegt die Souveränität fest in den Händen des Parlaments. Vernon Bogdanor, ein führender Verfassungsexperte, betonte einst: ‚Bis 1975 (....) wusste die britische Verfassung nichts vom Volk.‘ Das Stoppen eines ‚No Deals‘ wird nicht einfach sein, liegt aber definitiv im Bereich des Möglichen, sofern das Parlament dazu entschlossen ist. Im Gegensatz zur Situation im Frühjahr gibt es jetzt viele Hinweise darauf, dass das Parlament sowohl über die Mittel als auch über den Willen dazu verfügen wird“, so die Finanzexperten der DWS.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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