Fundamentale Nachricht
14:30 Uhr, 21.06.2016

Brexit: Ist der ganze Markt manipuliert?

Die Finanzmärkte und die Buchmacher scheinen sich einig zu sein: Obwohl die Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zeigen, werden die Brexit-Befürworter am Donnerstag nicht gewinnen. Was steckt dahinter? Manipulation oder einfach nur Sorglosigkeit?

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Die Sache ist eindeutig, zumindest wenn man den britischen Buchmachern glaubt: Das Brexit-Referendum am Donnerstag wird scheitern. Das Wettbüro Ladbrokes taxiert die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Briten für einen EU-Austritt entscheiden werden, aktuell nur auf 24 %. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Befürworter eines Verbleibs in der EU gewinnen, wird also auf 76 % geschätzt.

Das steht in eklatantem Widerspruch zu den Meinungsumfragen, die seit Wochen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zeigen und mal die Befürworter und dann wieder die Gegner eines Brexits vorne sehen. Eine von der "Financial Times" aus allen aktuellen Meinungsumfragen zusammengesetzte Gesamtumfrage sieht die Brexit-Befürworter und die Brexit-Gegner aktuell jeweils bei 44 Prozent.

Warum sind sich die Buchmacher so sicher, dass das Brexit-Referendum scheitern wird, obwohl die Meinungsumfragen ein sehr nahes Kopf-an-Kopf-Rennen erwarten lassen?

Die Antwort hat offenbar damit zu tun, dass auf dem Wettmarkt riesige Summen darauf gesetzt werden, dass das Brexit-Referendum scheitern wird. Gestern wurde 91 % des bei Ladbrokes gewetteten Geldes auf "Remain", also auf den Verbleib in der EU, und nur 9 % auf "Leave" gesetzt.

Die erhebliche Diskrepanz zwischen Markterwartungen und Meinungsumfragen kann im Wesentlichen zwei Gründe haben:

  • Sorglosigkeit: Obwohl die Meinungsumfragen etwas anderes sagen, glaubt einfach niemand an den Brexit. Das Vertrauen in die Meinungsumfragen (die in Großbritannien oft auch viel ungenauer sind als in Deutschland) ist einfach sehr gering. Alle gehen davon aus, dass sich die Briten am Ende für die "vernünftige" Lösung, also den Verbleib in der EU entscheiden werden. Dabei spielt auch eine Rolle, dass nach den Meinungsumfragen zuletzt immer noch rund zehn Prozent der Briten unentschieden waren. Die Unentschiedenen werden am Ende für einen Verbleib in der EU votieren, so offenbar die allgemeine Erwartung.
  • Manipulation: Der Wettmarkt wird "manipuliert", um die Brexit-Wahrscheinlichkeit möglichst gering erscheinen zu lassen. Anders als die Kurse an den Finanzmärkten lassen sich die Quoten der Buchmacher schon mit einigen hunderttausend Euro leicht in die eine oder andere Richtung bewegen. Ein Szenario: Hedgefonds, die an den Aktienmärkten "long" positioniert sind, könnten durch Manipulation der Brexit-Wettquoten versuchen, die Brexit-Wahrscheinlichkeit möglichst gering erscheinen zu lassen und so für steigende Kurse an den Aktienmärkten zu sorgen. Seit der vergangenen Woche sind die Kurse an den Aktienmärkten bereits kräftig gestiegen, während gleichzeitig die von den Buchmachern kalkulierte Wahrscheinlichkeit für den Brexit deutlich abgenommen hat. Ein anderes Szenario: Das politische Establishment in Großbritannien, das durch einen Brexit viel zu verlieren hätte, könnte ebenfalls versuchen, durch massives Wetten auf "Bremain" die Wettquoten zu beeinflussen.

Ob die Einschätzung der Finanzmärkte und der Buchmacher aktuell eher auf Sorglosigkeit oder auf Manipulationen basiert, lässt sich kaum abschätzen. Auf jeden Fall dürfte es am Donnerstag (dem Tag des Referndums) bzw. am Freitagmorgen (wenn mit dem Ergebnis zu rechnen ist) sehr spannend werden.

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37 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Gratulation an die Geldeliten(die natuerlich auch die groessten Wettbueros besitzen). Hervorragende Arbeit. Demokratie als Spielkasino.

    12:08 Uhr, 23.06. 2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Demokratie als Wettcasino . Entzueckend. Schlechte Zahlen? Egal . Alles egal. DER DAX EXPLODIERT! Die Gier ist geweckt . Ich bin dagegen , wette aber dafuer und bei der Abstimmung bin ich alleine. Also doch dafuer, weil ich ja gewinnen will. GELD GEWINNEN. GIER . Ein Giercasino als Demokratie. Gratuliere GB.

    12:05 Uhr, 23.06. 2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ich bin der Meinung, das die Wettmoeglichkeit die tatsaechliche Stimmung derweil voellig ueberdeckt. Hier wird ein demokratisches System per Presse vollkommen ad absurdum gefuehrt. Und das bewusst und gezielt. Selbst ueberzeugte EU Ablehner sehen nun ein Chance ihre Stimme praktisch zu verkaufen an einen Wettschein. Ganz uebel ist das. ES sollte verboten sein politische Entscheidungen durch WETTVEROFFFENTLICHUNGEN zu beeinflussen. GENAU DAS ist was gerade passiert. DAS wars wohl generell mit der Demokratie. Auch noch zum Casino verkommen. Was eine widerliche Welt. Einfach nur noch abartig.

    11:58 Uhr, 23.06. 2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Mir ist diese Euphorie voellig raetselhaft. Da schaukeln manipulierte Zahlen Zahlen hoch, ohne das sich irgendwas grundlegsnd an der deflationaeren Tendenz geaendert haette. USA Bau - 10% jbj ist sicher kein Grund zur Freude. .W IE koennen Waehrungen steigen , wenn alleine Draghi mindestens 80 Mia. jeden Monat aus der Luft greift und in die "Maerkte pumpt? Was passidrt mit diesem geld wirklich? Inflation ist ja nirgends zu sehen. Irgendwas kann hier grundlegend nicht mit rechten Dingen zugehen. Aber offenbar ueberdeckt die GIER jede Vernunft.

    08:50 Uhr, 22.06. 2016
  • plungeboy
    plungeboy

    Was ebenfalls irritierend ist: der Devisenmarkt hat diese Euphorie der Aktienmärkte gestern nicht geteilt - ganz im Gegenteil, der € ist abgeschmiert. Wer hat also "recht" bzw. wer läßt sich besser manipulieren?

    07:40 Uhr, 22.06. 2016
  • Jörg Eberlein
    Jörg Eberlein

    Unfug, ich glaube nicht an manipulation und das ist reine Vermutung. Oder hast Du Beweise?

    21:32 Uhr, 21.06. 2016
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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