Brexit-Chaos bietet große Chancen

Wangen im Allgäu (GodmodeTrader.de) - Für das britische Volk bedeutet der Brexit-Schock einen massiven Einschnitt. Durch die Wirkungen, die sich bereits in den wenigen Tagen seither zeigten, wird den Briten überdeutlich vor Augen geführt, welche Konsequenzen sich aus solchen Abstimmungen ergeben. Das fallende britische Pfund führt zu teureren Importen und die Briten müssen nahezu alles importieren. Häuserpreise fallen, Benzin wird teurer, Aufträge an britische Firmen wurden gestrichen, Stellenverlagerungen auf den Kontinent sind geplant und nicht zuletzt steht Großbritannien vor einer Zerreißprobe, wenn in Schottland und Nordirland Separationsbestrebungen im Gange sind, wie Daniel Zindstein, Leiter Portfoliomanagement des Vermögensverwalters GECAM AG, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Wir gehen davon aus, dass in Sachen Brexit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, da die innenpolitischen Verwerfungen so groß sind, dass das Thema noch nicht als abgeschlossene Sache angesehen werden kann. Wir gehören sogar zu denjenigen, die so weit gehen, dass letztendlich ein Brexit gar nicht kommt. Neuwahlen, die den neuen Premierminister bestätigen sollen, könnten nach den aktuellen Erfahrungen ein Votum pro Europa beinhalten, was einen Brexit-Antrag nicht mehr notwendig macht. So ist es eben immer bei kritischen politischen Haltungen. Man tut sich sehr leicht dagegen zu sein, bis man plötzlich eine Mehrheit erhält und in der Verantwortung steht. In diesem Sinne gehen wir davon aus, dass das Erlebnis auch für die Briten einen Weckruf darstellt, der die Sicht auf Europa in Zukunft konstruktiver und europafreundlicher gestaltet, als dies in der Vergangenheit der Fall war“, so Zindstein.

Sollten sich die Politiker auf beiden Seiten des Kanals in der Zukunft klug und im Sinne ihrer Völker verhalten, wären die ökonomischen Folgen eines Brexit sehr überschaubar. Denn natürlich wollten die Briten und die Europäer weiterhin freien Handel miteinander treiben, daran könne es gar keinen Zweifel geben. Das bedeute im Umkehrschluss, dass der Absturz des Pfundes und der Aktienmärkte vor allem dem Risikomanagement und der Bereinigung von Schieflagen geschuldet seien, in Märkten wo Angst und Panik dominierten und somit Irrationalität, heißt es.

Solche irrationalen Märkte führten zu günstigen Bewertungen. So notiere der deutsche Leitindex auf Niveaus wie dies nur in extremen Krisen und somit in weniger als 15 Prozent der Fälle seit Bestehen des Dax zu verzeichnen gewesen sei. Darüber hinaus gebe es keine drastischen Gewinneinbrüche der Unternehmen, wie das aktuelle Kursniveau suggeriere. Im Gegenteil müsste der Index fundamental betrachtet eher auf Niveaus zwischen 11.000 und 12.000 Punkten notieren, heißt es weiter.

„Wir gehen davon aus, dass wenn sich der politisch aufgewirbelte Staub erst einmal gelegt hat, und die aberwitzigen Kursverläufe sich beruhigt haben, der Blick auf die fundamentalen Realitäten wieder frei und Renditepotenziale von den Märkten wiedererkannt werden. Nicht zuletzt gilt das natürlich auch für die britischen Finanzmärkte. Langfristige Anleger sollten Phasen der Unsicherheit, die keine primär ökonomischen Ursachen haben, immer als Opportunitäten betrachten. Den heftigen Schwankungen, die dann naturgemäß zu verzeichnen sind, begegnet man am besten mit Gleichmut und sukzessiven Käufen sowie internationaler Streuung. Im Einkauf liegt der Gewinn, wie der ehrbare Kaufmann sagt, und aktuell sind die Einkaufskurse für deutsche und europäische Aktien ohne Zweifel günstiger als in 85 Prozent der Fälle in den letzten 30 Jahren“, so Zindstein.

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