Kommentar
12:00 Uhr, 13.01.2011

Brent-Ölpreis kratzt an der 100-USD-Marke

Energie: Der Brent-Ölpreis ist gestern auf knapp 99 USD je Barrel gestiegen, den höchsten Stand seit September 2008. Der WTI-Preis wird derzeit bei 92 USD je Barrel gehandelt. Konjunkturoptimismus, ein zunehmender Risikoappetit und freundliche Aktienmärkte sorgen für steigende Preise. Das Erreichen der psychologisch wichtigen Marke von 100 USD je Barrel bei Brent dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. Mit fundamentalen Faktoren lässt sich der Preisanstieg hingegen nicht erklären. Zwar sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um 2,1 Mio. Barrel und damit die sechste Woche in Folge gesunken. Dafür verzeichneten aber die Vorräte an Ölprodukten deutliche Anstiege. Zudem steht der Lagerabbau bei Rohöl im Widerspruch zum berichteten Anstieg der Rohölimporte und dem gemeldeten Rückgang der Raffinerieauslastung. Beides hätte eigentlich für einen Lageraufbau gesprochen. Derzeit schaut der Markt aber nur einseitig auf preistreibende Faktoren wie die vorübergehende Schließung einer wichtigen Ölleitung in Alaska. Diese hat nach vier Tagen Unterbrechung ihren Betrieb gestern wieder aufgenommen, auch wenn derzeit nur knapp zwei Drittel der normalen Volumina von gut 600 Tsd. Barrel pro Tag durchgeleitet werden. Der Lieferausfall durch die Unterbrechung beziffert sich bislang auf ca. 2,5 Mio. Barrel Rohöl. Dies ist in Relation zu setzen zu einem Lagerüberhang, welcher sich gemessen an der Abweichung der US-Rohölvorräte vom langjährigen Durchschnitt derzeit noch immer auf mehr als 15 Mio. Barrel beläuft. Auch wenn das Momentum kurzfristig für weiter steigende Preise spricht, besteht ein beträchtliches Preisrückschlagspotenzial, sobald es zu einem Stimmungsumschwung an den Finanzmärkten kommt.

Edelmetalle: Der Goldpreis gab gestern Nachmittag im Zuge der erfolgreich verlaufenen Auktion portugiesischer Staatsanleihen zunächst etwas nach, verbuchte unter dem Strich jedoch ein leichtes Plus von 0,5%. Die Auktion hat die Sorgen der Marktteilnehmer etwas gemindert, dass sich die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern weiter ausweitet. Heute emittieren Spanien und Italien Staatsanleihen. Ebenso findet heute die EZB-Sitzung statt. Mit einer Veränderung der Leitzinsen wird nicht gerechnet. Vielmehr dürfte die Sitzung und anschließende Pressekonferenz dahingehend interessant sein, inwiefern EZB-Präsident Trichet Fragen zum weiteren Vorgehen in der Schuldenkrise beantwortet, nachdem EU-Kommissionspräsident Barroso gestern eine Aufstockung des EU-Rettungsfonds gefordert hat, und was er über die Interventionen der EZB am Peripherie-Anleihemarkt sagt. Unterdessen zeigt sich die Goldnachfrage von Privatinvestoren nicht nur in Indien sehr robust. Auch in Dubai berichten Goldhändler für Dezember höhere Verkaufszahlen. Die globale Goldnachfrage scheint damit auf einem breiten Fundament zu stehen. Palladium hat innerhalb von nur drei Tagen um 8% zugelegt und damit die Preisverluste seit Jahresanfang komplett aufgeholt. Heute Morgen wird bei 817 USD je Feinunze ein 10-Jahreshoch markiert.

Industriemetalle: Die Metallpreise konnten gestern im Zuge sehr fester globaler Aktienmärkte und der gut verlaufenen Auktion portugiesischer Staatsanleihen teilweise deutlich zulegen. Diese Entwicklung setzt sich heute Morgen mit etwas verminderter Dynamik fort. Kupfer beispielsweise steigt wieder auf knapp 9.700 USD je Tonne und Nickel erreicht bei annähernd 26.000 USD je Tonne den höchsten Stand seit 8 Monaten. Allerdings trübt sich das fundamentale Bild am Nickelmarkt zusehends ein, so dass es nicht zu weiteren deutlichen Preissteigerungen kommen sollte. Wir hatten bereits darauf hingewiesen, dass im Laufe dieses Jahres viel neues Material an den Markt kommt. Dies wurde gestern vom größten japanischen Produzenten, Sumitomo Metal Mining, bestätigt. Einschätzungen des Unternehmens zufolge wird der globale Nickelmarkt im laufenden Jahr wieder einen Überschuss von 24 Tsd. Tonnen aufweisen, nachdem er 2010 zum ersten Mal seit drei Jahren ein Defizit verzeichnete. Das Angebot soll 2011 fast doppelt so schnell steigen wie die Nachfrage. Sumitomo erwartet, dass sich insbesondere in China die Dynamik der Edelstahlproduktion merklich abschwächen wird. Auf globaler Ebene soll die Edelstahlproduktion nur noch geringfügig auf 32 Mio. Tonnen steigen. Laut Angaben von Sumitomo hat China im letzten Jahr Russland als weltweit größten Nickelproduzenten abgelöst. Während in China, inklusive Nickel pig iron, 315 Tsd. Tonnen produziert worden seien, kam Russland auf 242 Tsd. Tonnen.

Agrarrohstoffe: Die Preise für Mais und Sojabohnen stiegen gestern auf das höchste Niveau seit 2 ½ Jahren, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium seine Angebotsschätzungen nochmals nach unten revidiert hat. Die US-Maisvorräte sollen am Ende des laufenden Erntejahres auf nur noch 745 Mio. Scheffel absinken. Das wäre der niedrigste Endbestand seit dem Jahr 1995/96. Grund hierfür ist eine nochmals reduzierte US-Ernteschätzung und ein höherer US-Maisbedarf für die Herstellung von Ethanol. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis soll auf nur noch 5,5% absinken. Niedriger war dieser Wert zuletzt vor 15 Jahren. Die Angebotsknappheit bei Mais wird auch anhand der zum 1. Dezember gemeldeten Lagerbestände deutlich. Diese lagen 8% niedriger als im Vorjahr. Ähnlich angespannt ist die Angebotssituation bei Sojabohnen. Die zum Ende des Erntejahres erwarteten US-Lagerbestände wurden vom USDA infolge einer niedrigeren Ernteschätzung auf 140 Mio. Scheffel reduziert. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis bei Sojabohnen soll im Zuge dessen auf 4,2% absinken, das niedrigste Niveau seit 46 Jahren. Etwas entspannter ist die Situation bei Weizen. Hier wurden die erwarteten US-Endbestände aufgrund höherer Exporte auf 818 Mio. Scheffel gesenkt. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis liegt mit 33% nach wie vor auf einem komfortablen Niveau. Aufgrund eines geringeren Angebots in Australien könnte es in den kommenden Monaten aber zu einem stärkeren Lagerabbau kommen als vom USDA erwartet.

Quelle: Commerzbank

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