Fundamentale Nachricht
11:31 Uhr, 20.11.2015

Brasilien: Vom einstigen Hoffnungsträger zum großen Sorgenkind

Die Wirtschaft Brasiliens dürfte in diesem Jahr deutlich schrumpfen und auch im kommenden Jahr ist noch keine Rückkehr zu positivem Wachstum in Aussicht. Besonders gehemmt präsentierte sich zuletzt der Verbraucherkonsum, der die Folge eines extrem schwachen Arbeitsmarktes ist.

Erwähnte Instrumente

  • USD/BRL
    ISIN: XC000A0AEUP8Kopiert
    Kursstand: 3,7409 € (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Rio de Janeiro (Godmode-Trader.de) - Nach Einschätzung der brasilianischen Notenbank ist die Wirtschaft des Landes im September so stark geschrumpft wie noch nie in einem Monat seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2004. Wie aus der Wachstumsschätzung (IBC-Br) der Notenbank hervorgeht, ist das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorjahresmonat unbereinigt um 6,2 Prozent zurückgegangen. Im Vorfeld war von Ökonomen lediglich mit einer Abnahme um 6 gerechnet worden. Zugleich wurde der August-Wert von minus 4,5 auf minus 4,6 Prozent revidiert. Die Nationale Statistikbehörde Brasiliens will am 1. Dezember die Wachstumsdaten für das dritte Quartal veröffentlichen.

Insbesondere der Konsum macht der heimischen Volkswirtschaft zu schaffen. Die Lage am Arbeitsmarkt mit Einkommensverlusten der privaten Haushalte beeinträchtigt die Inlandsnachfrage auf der Verbraucherseite. Dazu kommen restriktive Kreditvergaben der Banken, die Konsumneigung der Brasilianer zusätzlich beeinträchtigt. Die die um Automobile und Baumaterialien erweiterten Umsätze im Einzelhandel sind im dritten Quartal um 2,8 Prozent zum Vorquartal zurückgefallen. Gegenüber der Vorjahresperiode verzeichnete man ein Minus von 8,8 Prozent.

Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde IBGE von Donnerstag ist die Arbeitslosenquote in Brasilien im Oktober auf 7,9 Prozent angestiegen. Im Vormonat waren es lediglich 4,7 Prozent. Damit sind in der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas so viele Menschen arbeitslos gemeldet, wie zuletzt im Jahr 2007. Die Zahl der neugeschaffenen Stellen verringerte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,5 Prozent. Neben der stark angestiegenen Arbeitslosigkeit hat sich auch die Situation der Beschäftigten verschärft. Die Lohnrückgänge lagen im vergangenen Monat preisbereinigt in der Jahresrechnung bei 7 Prozent.

Die Wirtschaft des Landes dürfte in diesem Jahr deutlich schrumpfen und auch im kommenden Jahr ist noch keine Rückkehr zu positivem Wachstum in Aussicht. Die Regierung stärkte zwar die Unabhängigkeit der Zentralbank und treibt die fiskalische Konsolidierung voran, um mehr ausländische Investoren anzuziehen. Allerdings üben sich diese in Zurückhaltung. Die Wettbewerbsfähigkeit dürfte zwar von einem deutlich günstigeren Wechselkurs profitieren Allerdings müsste die Regierung die Rahmenbedingungen für Investitionen verbessern, zum Beispiel durch einen Abbau der Bürokratie, eine Vereinfachung des Steuersystems und den Ausbau der Infrastruktur.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten