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13:46 Uhr, 28.02.2022

BP trennt sich Rosneft-Beteiligung: Ein Ausstieg mit Folgen

Der Rosneft-Ausstieg kommt die Briten teuer zu stehen. Moralisch mag er geboten sein, betriebswirtschaftlich aber ist er unvernünftig.

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London (Godmode-Trader.de) - Der britische Öl- und Gaskonzern BP hat als Reaktion auf die Invasion in der Ukraine für sich eine wichtige Entscheidung getroffen: BP trenn sich von seiner 19,75 prozentigen Beteiligung am russischen staatlich kontrollierten Ölriesen Rosneft.

Ganz aus freien Stücken ist dieser folgenreiche Schritt zwar nicht passiert. Laut britischen Medien hat die Politik offenbar Druck ausgeübt. Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar steht das Unternehmen unter verschärfter Beobachtung, und britische Politiker drängten BP zunehmend, seine Beziehungen zu Rosneft zu beenden. Dennoch ist die Maßnahme bemerkenswert. Denn immerhin hat die Beteiligung an Rosneft mit knapp drei Mrd. Dollar allein im vergangenen Jahr über 20 Prozent des Gesamtgewinns von BP beigesteuert.

Der Vorstandsvorsitzende von BP, Bernard Looney, und der frühere CEO, Bob Dudley, werden zudem mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand von Rosneft ausscheiden, und BP wird auch seine direkten Joint Ventures mit Rosneft in Russland aufgeben. „30 Jahre lang hat BP mit den Kollegen aus Russland problemlos zusammengearbeitet“, sagte Helge Lund, BP-Vorstandsmitglied, am Sonntag. „Aber dieser Krieg bedeutet eine fundamentale Veränderung.“ Nach einer gründlichen Prüfung habe man deswegen entschieden, dass die Beziehungen nicht weiterlaufen können. Rosneft sei nicht länger vereinbar mit der Strategie von BP.

Looney und Lund hätten den Schritt mit der Führungsspitze des russischen Konzerns besprochen, teilte Rosneft auf seiner Website mit. In der Erklärung wurde die Entscheidung von BP auf falsche Berichte westlicher Medien zurückgeführt, was zu einem verstärkten Druck seitens der Politik geführt habe. Es wurde darauf hingewiesen, dass BP auf fast die Hälfte seiner nachgewiesenen Reserven und Dividendenzahlungen verzichte, die sich allein für das Jahr 2021 auf 640 Mio. Dollar belaufen würden. „Wir sind dem Management und den Mitarbeitern von BP für die 30-jährige gemeinsame Arbeit dankbar", sagte Rosneft. Rosneft bleibe immer offen für eine neue Zusammenarbeit.

BP erwarb seinen Anteil an Rosneft im Jahr 2013 im Rahmen eines komplexen Deals. Die Beteiligung war dabei weit mehr als eine passive Investition. Durch die Bilanzierung als Eigenkapital - was aufgrund der strategischen Beziehung zwischen den beiden Unternehmen möglich war - wurde Rosneft für den britischen Konzern zu einer wichtigen Quelle für kostengünstige Ölproduktion und Reservenzugang.

Auf Russland entfielen fast 55 Prozent der nachgewiesenen Flüssigkeitsreserven von BP, 44 Prozent der nachgewiesenen Gasreserven und etwa ein Drittel der Produktion. Am wichtigsten aber war, dass Rosneft kostengünstig Barrel und Btus lieferte.

Die durchschnittlichen Förderkosten von Rosneft von 2,70 Dollar je Barrel gehören zu den niedrigsten der Welt und liegen zudem unter dem internen Ziel von BP, bis 2025 die Marke von sechs Dollar je Barrel an Förderkosten zu erreichen. Durch den Abbruch der Beziehungen zu Rosneft verzichtet BP auch auf diese Vorteile.

Darüber hinaus wird erwartet, dass der Anteil von Rosneft an der Produktion und den Reservekapazitäten von BP in den kommenden Jahren steigen wird, da der britische Großkonzern bis 2030 einen Rückgang seiner Öl- und Gasproduktion, die nicht von Rosneft stammt, von 40 Prozent als Folge von geplanten Veräußerungen von Vermögenswerten erwartet.

Nach Angaben des Unternehmens wird die Trennung von Rosneft zu einer Verringerung des erwarteten operativen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Jahr 2025 um 2 Mrd. US-Dollar führen. BP wird zudem einen Vermögenswert verlieren, der in den letzten vier Jahren 2,5 Mrd. Dollar an Dividenden ausgeschüttet hat.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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