Börsianern ist DAX-Rallye nicht ganz geheuer
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Den Kommentatoren gehen langsam aber sicher die Erklärungen aus: Der DAX ist fest, der Euro fliegt davon und das in einem denkbar schwierigen Marktumfeld. Die Spekulationen um eine griechische Umschuldung wollen einfach nicht verstummen, auch wenn von politischer Seite ein solcher Schritt immer wieder ausgeschlossen wird. Jürgen Stark, Chef-Volkswirt der Europäischen Zentralbank, warnte gar, eine Umschuldung eines Eurolandes könnte schlimmere Folgen für das europäische Bankensystem haben als die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008. Wie angespannt die Lage an Europas Peripherie weiterhin ist, verdeutlichen die neuen Rendite-Rekordstände für griechische, irische und portugiesische Staatsanleihen.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die heutige Sitzung der US-Notenbank. Fed-Chef Ben Bernanke und seine Mannen werden heute nicht nur wie gewohnt über den Leitzins entscheiden und anschließend ein kurzes schriftliches Statement veröffentlichen. Im Anschluss wird der Notenbank-Präsident erstmals in der 97-jährigen Geschichte der Federal Reserve den Zinsentscheid erläutern und den Journalisten Rede und Antwort stehen. Doch wer mit großen Reden oder ausführlichen Hinweisen auf ein Ende der quantitativen Lockerungen sowie der Nullzinspolitik rechnet, könnte arg enttäuscht werden. Da es sich um eine "Uraufführung" handelt, dürfte sich Ben Bernanke eher vorsichtig und zurückhaltend geben. Schließlich gibt es auch keine Pressekonferenz, mit der man die heutige vergleichen könnte, um eventuelle Tonänderungen oder Nuancenunterschiede festzustellen.
In solch einem widrigen Umfeld ist es dem DAX dennoch gelungen, mit großen Schritten in Richtung eines neuen Jahreshochs zu eilen. Der rasante Anstieg - ein Plus von rund 3 Prozent in nur drei Handelstagen - ist den mittelfristig orientierten Börsianern offensichtlich nicht ganz geheuer. Die Stimmung, gemessen am Bull/Bear-Index, hat sich wieder etwas eingetrübt, denn das Pessimistenlager erhält heute wieder Zulauf. 5 Prozent der von der Börse Frankfurt befragten heimischen Vermögensverwalter haben augenscheinlich den Kursanstieg genutzt, um deutsche Aktien abzustoßen. Knapp unterhalb des Jahreshochs zu verkaufen, und das auch noch mit einer ganzen Reihe triftiger Argumente, fällt natürlich einigermaßen leicht.
Umso schwieriger könnte es für die frischgebackenen Bären allerdings werden, wenn der DAX auf neue (Jahres-) Höhen stürmt. Die Chancen hierauf stehen gut, denn der deutsche Leitindex ließ sich durch die jüngsten Verkäufe der mittelfristig aktiven Börsianer nicht beeindrucken. Mehr noch: Er genießt offenbar langfristige (ausländische) Unterstützung. Wer sich fragt, woher in Zukunft die Nachfrage für Aktien kommen soll, wenn die US-Notenbank einmal nicht mehr die Märkte mit Liquidität überschwemmt, der sollte einen Blick nach Fernost werfen: Der chinesische Staatsfonds CIC etwa erhält von der Regierung angeblich weitere 100 bis 200 Mrd. USD, um sie gewinnbringend anzulegen. China weiß kaum mehr, wohin mit seinen gewaltigen Devisenreserven im Wert von rund 3 Billionen USD. Und den Reservemanagern dürfte nicht erst nach dem Warnschuss durch die Rating-Agentur S&P - sie hatte in der Vorwoche die amerikanische AAA-Bonität angezweifelt - mulmig geworden sein angesichts ihrer gewaltigen Bestände an US-Staatsanleihen. Alternative Investments sind allerorten gefragt - und davon wird auch der DAX weiter profitieren.
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