Börsenexperte: Krisenmanagement ist "doppelzüngig"
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Der Börsenexperte und Geschäftsführer der Finanzethos GmbH, Dirk Müller, hat die Verabschiedung immer neuer Sparpakete für Krisenländer in der Eurozone als falsch und kreativlos bezeichnet. Das führe in die falsche Richtung, sagte Müller im Interview mit „Börse Online“. Reformen seien zwar notwendig, sollten aber von Konjunkturhilfen begleitet werden. Insbesondere mit der Politik des Internationalen Währungsfonds kann sich Müller wenig anfreunden. Denn dieser bürde einerseits Ländern wie Italien, Spanien oder Griechenland drakonische Sparmaßnahmen auf, andererseits rate er aber dem global größten Schuldner - den USA - von Sparmaßnahmen ab und rege zum Investieren an. „Ein unglaublicher Fall von Doppelzüngigkeit“, so Müller. „Europa zerschlägt seine industriellen Strukturen, obwohl klar ist, dass die Schuldenproblematik dadurch nicht gelöst wird. Dagegen sanieren die USA ihre Industrien, weil sie wissen, dass Inflation kein Dogma ist“.
Beim Thema ,Inflation“ schwimmt Müller gegen den Strom. Dies sei kein Übel. Er hält eine „kontrollierte Rate zwischen sieben und acht Prozent“ sogar für dringend notwendig, um „unsere Systeme wieder in Gang zu bringen, begleitet von steigenden Löhnen und Renten“. In Griechenland gerieten die Unternehmen zudem zunehmend in die Zange zwischen steigenden Rohstoffkosten und einer fehlenden Preisverhandlungsmacht. Solch ein „Stagflationsszenario“ sei eine Katastrophe für die ökonomische Entwicklung in dem Land.
Möglichkeiten für die angeschlagene griechische Wirtschaft sieht Müller vor allem aufgrund der großen Erdgas- und Rohölvorkommen in dem Land. Mit Hilfe von europäischen Fördermitteln und privatem Kapital könnten Unternehmen wie Wintershall oder Eni gemeinsam mit griechischen Firmen diese Reservoirs anzapfen. Warum dies nicht passiere, sei nicht nachvollziehbar. Es dränge sich hier Verdacht auf, dass man Griechenland an die Wand drücken wolle, bis kein Ausweg mehr bleibe, als die Förderrechte zu verramschen, mutmaßte Müller. Weiteres Potenzial für Südeuropa berge zudem die europaweit beschlossene Energiewende.
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