Kommentar
14:51 Uhr, 12.08.2024

Börsencrash: War das etwa schon alles?

Nach dem jüngsten Kursrutsch fragen sich viele Anleger, wie es weitergehen könnte. Zumindest in einer Hinsicht gibt es Entwarnung! (Fundamentaler Wochenausblick).

Die Gründe für den Kursrutsch sind vielfältig: Die Sorgen vor einer plötzlichen Abkühlung der US-Konjunktur, die Angst, dass die US-Notenbank Fed zu spät auf eine drohende US-Rezession reagieren dürfte und die Rückabwicklung des Yen-Carry-Trades haben alle einen Anteil an den jüngsten Turbulenzen gehabt.

Besonders der letzte Aspekt hat eine entscheidende Rolle gespielt: Die Möglichkeit, sich günstig Yen zu leihen, diese in Dollar zu tauschen und dann damit Nvidia-Aktien oder höher verzinsliche US-Staatsanleihen zu kaufen, war für professionelle Spekulanten wie Hedgefonds in den vergangenen Monaten und Quartalen eine Art Gelddruckmaschine. Gleichzeitig hat dies zu einer strukturellen Short-Position im Yen geführt, die im Juli das höchste Niveau seit vielen Jahren erreichte.

Die Zinserhöhung der Bank of Japan (und insbesondere die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen), die plötzliche Abkühlung der US-Konjunktur mit der damit verbundenen Aussicht auf doch schneller als erwartet folgende Fed-Zinssenkungen und die teilweise dadurch bedingte Yen-Aufwertung haben den Spekulanten allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Wie das Commitment of Traders Widget im stock3 Terminal zeigt, dürfte das Schlimmste zumindest in Hinsicht auf den Yen Carry Trade bereits überstanden sein. Nachdem die großen Spekulanten im Juli die größte Short-Position im Yen seit vielen Jahren aufgebaut hatten (rote Markierung in der nachfolgenden Grafik), wurde diese im Laufe der vergangenen Wochen fast komplett abgebaut (grüne Markierung). Zumindest in dieser Hinsicht hat also bereits eine Marktbereinigung stattgefunden.

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Mit Blick auf die weiterhin hohe Bewertung vieler Technologieaktien und des US-Aktienmarktes insgesamt hat sich allerdings bisher nicht viel geändert, sodass eine Fortsetzung der jüngsten Korrektur natürlich nicht ausgeschlossen werden kann.

US-Inflationsdaten im Blick

Nachdem die US-Berichtssaison größtenteils überstanden ist, rücken makroökonomische Themen wieder verstärkt in den Fokus. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die zwar sehr schwankungsanfällig sind, aber eine Beobachtung der US-Konjunktur fast in Echtzeit erlauben, dürften in dieser Woche am Donnerstag wieder starke Beachtung finden. In der vergangenen Woche hatte ein Rückgang der Erstanträge die Konjunktursorgen in den USA wieder etwas abgemildert.

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Am Donnerstag liefern der Empire State-Index für den Bundesstaat New York und der Philadelphia Fed-Index für den Großraum Philadelphia ebenfalls Daten zum Zustand der Konjunktur mit nur geringer Zeitverzögerung. Außerdem werden am Donnerstag die US-Einzelhandelsdaten für Juli veröffentlicht.

Noch wichtiger dürften aber neue US-Inflationsdaten sein. Bevor am Mittwoch über die Entwicklung der US-Verbraucherpreise für Juli berichtet wird, werden am Dienstag bereits die Erzeugerpreise veröffentlicht.

Den Erwartungen der Analysten dürfte die US-Inflationsrate im Juli bei 3,0 % stabil geblieben sein. Die Kerninflationsrate ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise dürfte sich von 3,0 % auf 2,9 % abgeschwächt haben, womit sich die Disinflation (positive, aber rückläufige Inflation) sich im Juli fortgesetzt haben dürfte.

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  • Juancor
    Juancor

    Gefühlt ist in meinem Bekanntenkreis gerade jeder voll wild auf die (vermeintlich) günstige Nachkauf-Gelegenheit an der Börse aktiv und hat gekauft bzw. ist am Kaufen.

    Ich halte mich da lieber noch etwas zurück. Irgendwie traue ich den Braten nicht wirklich.

    15:49 Uhr, 12.08.

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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