Biotechnologie: Der eigentliche Schub steht erst noch bevor
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Wer gedacht hatte, die Corona-Pandemie hätte der Pharmabranche im vergangenen Jahr Rückenwind verliehen, irrt. Im Gegenteil: Laut Berechnungen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ist der Umsatz der 21 größten Pharmakonzerne der Welt 2020 lediglich um 4,4 Prozent auf rund 528 Mrd. Euro vorangekommen. Im Jahr vor der Pandemie hatte das Plus noch bei fast 13 Prozent gelegen. „Die Corona-Krise war kein Wachstumstreiber im vergangenen Jahr, sondern führte im Gegenteil zu höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung", sagt Klaus Ort, Leiter des Marktsegments Life Sciences & Gesundheitswesen von EY im deutschsprachigen Raum. „Die Pharmaindustrie war kein großer Gewinner der Pandemie.“ Laut dem Experten führte Corona bei verschiedenen Behandlungen zu Verzögerungen. So habe sich unter anderem negativ ausgewirkt, dass in Krankenhäusern weniger operiert worden sei. Dies bremste den Umsatz mit den entsprechenden Medikamenten und Therapien.
Mit 26,4 Mrd. Euro Umsatz machten die Impfstoffe im vergangenen Jahr nur gut fünf Prozent des Gesamtumsatzes von „Big Pharma“ aus. Das dürfte sich jedoch 2021 ändern. Der US-Pharmariese Pfizer hat schon angekündigt, dass das Corona-Vakzin „Comirnaty“ gut 15 Mrd. Dollar in die Kassen spülen wird. Auch Pfizer-Partner Biontech rechnet mit einem enormen Wachstumsschub.
Das ist noch nicht alles: Laut EY befinden sich derzeit 260 Impfstoff-Kandidaten in der Entwicklung, knapp 62 Prozent mehr als 2020. Allerdings steckt mit fast 70 Prozent der Großteil der Forschungsprojekte noch in einem sehr frühen Stadium. Ein noch stärkerer Anstieg ist bei den therapeutischen Wirkstoffkandidaten zur Behandlung von Covid-19 zu verzeichnen: Hier hat sich die Zahl der derzeit erforschten Mittel laut EY binnen eines Jahres auf rund 500 mehr als verdoppelt. „Mit mehr als 160 Medikamenten in der fortgeschrittenen Phase 3 sehe ich durchaus die Chance, dass wir in der nächsten Zeit einige Produkte gegen eine akute Covid-19-Erkrankung, aber auch gegen Folgeerscheinungen sehen werden“, sagte EY-Pharmaexperte Alexander Nuyken. Zudem seien inzwischen mehr als 1.000 Tests zum Nachweis der Krankheit auf dem Markt und knapp 100 weitere befinden sich in der Entwicklung.
Der wichtigste Markt für den Pharmasektor bleibt laut Einschätzung von EY die Onkologie. Im Kampf gegen Krebs setzt die Branche über 200 Mrd. Euro um, das ist mehr als ein Drittel des gesamten Pharmageschäfts. 2020 steigerten die 21 weltgrößten Konzerne ihren Umsatz in der Onkologie um 14,6 Prozent. Auch für die kommenden Jahre prophezeien Experten Zuwachsraten von zehn Prozent p.a.
Neuen Schub im Krebsmarkt könnten die Biotech-Firmen liefern. Vor kurzem gelang Amgen mit dem Mittel Lumakras ein Durchbruch in der Krebstherapie. Erstmals wurde ein Wirkstoff zugelassen, der sich gegen Mutationen des KRAS-Gens richtet. Die KRAS-Mutationen sind einer der häufigsten Auslöser von Bauchspeicheldrüsen-, Darm- und Lungenkrebserkrankungen. Ein riesiges Potenzial für die Krebsforschung verspricht auch die mRNA-Technologie, die Biontech und Moderna im Kampf gegen Corona erfolgreich einsetzen. Mit dem Zertifikat auf den European Biotech Index (ISIN DE000HX28ET5) von UniCredit onemarkets können Anleger gebündelt auf die wichtigsten europäischen Biotech-Player setzen, das Auswahlbarometer enthält Aktien von 30 Unternehmen.
CHRISTIAN SCHEID
Kann man nur unterstreichen. mRNA steht erst am Beginn einer Erfolgsstory. Biontech nutzt die Erträge aus dem Covid Impfstoff um andere Entwicklungen wie gegen Krebs zu beschleunigen.