Kommentar
14:48 Uhr, 07.03.2019

Billionendefizite: kein Problem

Die Sorge über Billionendefizite der US-Regierung sind übertrieben. Die Notenbank springt bald wieder zur Seite.

Nicht wenige sorgen sich um die Staatsfinanzen der USA. Bis zu einem gewissen Grad teile ich die Sorgen. Die hohen Defizite, die durch die Steuersenkung vor gut einem Jahr begünstig werden, haben auf Dauer große Auswirkungen. Werden die Steuern nicht bald wieder erhöht, geraten die USA in einen Teufelskreis.

Dieser Teufelskreis besteht darin, dass die Regierung wegen zu geringer Einnahmen immer mehr Schulden aufnehmen muss. In einem Jahrzehnt sind sie dann soweit, dass sie selbst bei Streichung aller nicht verpflichtenden Ausgaben neue Schulden aufnehmen müssen, um die Ausgaben zu bestreiten. Kommt es erst einmal soweit, ist eine zukünftige Reduktion der Schulden so gut wie ausgeschlossen.

Das sind die langfristigen Probleme, die der Staat haben wird. Das ist insofern problematisch, weil der Spielraum für Konjunkturprogramme oder die notwendige Modernisierung der Infrastruktur fehlt. Das ist ein Standortnachteil, doch was kümmert die heutigen Politiker die Zukunft der nächsten Generation?

Kurzfristig braucht sich der Staat nicht zu sorgen. Er wird die Schulden schon unterbringen. Das wird er nicht nur bei Privatanlegern, sondern auch bei der Notenbank. Das ist für viele jetzt vielleicht eine Überraschung, da die Bilanzreduktion ja in voller Fahrt ist. Die Notenbank wirft Staatsschulden auf den Markt und nimmt sie dem Staat nicht ab.


Das kann sich bereits im kommenden Jahr ändern. An anderer Stelle habe ich berichtet, dass die Bilanz mit hoher Wahrscheinlichkeit auf 3,5 Billionen Dollar fallen wird (also noch einmal 500 Mrd.) und danach wieder ansteigt. Dies ist notwendig, damit die Geldpolitik der Fed effektiv umgesetzt werden kann.

Die Bilanzvergrößerung muss bei ca. 10 Mrd. pro Monat liegen. Das sind 120 Mrd. pro Jahr. Bei einem Budgetdefizit von über einer Billion ist das vielleicht ein Tropfen auf den heißen Stein. Es gibt aber noch ein Ass im Ärmel.

Die Notenbank hält noch 1,6 Billionen an Hypothekenpapieren und es gibt keine Hinweise darauf, dass sie diese behalten möchte. Die Notenbank hat auch in der Vergangenheit Anleihen gehalten, aber keine Schuldpapiere, die auf Privatschulden wie Immobilienkrediten beruhen.

Es ist daher sehr gut vorstellbar, dass die Notenbank die MBS Papiere weiter abbauen wird. Um dann eine ausreichend hohe Bilanzsumme garantieren zu können, muss sie mehr Staatsanleihen kaufen. Das beginnt am Anfang ganz harmlos mit 10 Mrd. pro Monat, kann aber sehr schnell das Ausmaß von 500 Mrd. annehmen.

Die Notenbank verkaufte 2018 pro Monat um 15 Mrd. Hypothekenpapiere. Zusammen mit den 10 Mrd. an Bilanzausweitung ab 2020 sind so bereits 25 Mrd. pro Monat an Käufen notwendig. Beschleunigt die Notenbank dann noch die Bestandsreduktion an MBS Papieren, kommt es schnell dazu, dass die Notenbank bis mindestens 2023 die Hälfte des US-Defizits finanzieren wird.

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10 Kommentare

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  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    me worry ?

    21:14 Uhr, 07.03.2019
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Wer von euch hat denn für den Fall der Fälle Gold und wo kauft ihr?

    18:29 Uhr, 07.03.2019
    2 Antworten anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    Selbst Fantastilliarden sind kein Problem in unserer Gelddruck-Endspiel-Zeit- Madmax steht vor der Tür

    18:02 Uhr, 07.03.2019
  • Jigsaw
    Jigsaw

    Das Problem ist nach wie vor....nicht jeder Weltürger kann durchgefüttert werden für lau.Das funktioniert nicht. Möglicherweise gibt es irgendwann ein böses Erwachen.

    15:10 Uhr, 07.03.2019
    2 Antworten anzeigen
  • Der Euro
    Der Euro

    ...first by inflation, then by deflation...

    14:53 Uhr, 07.03.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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