Kommentar
09:38 Uhr, 21.12.2022

Bill Gross befürchtet "Chaos an den Finanzmärkten"

Der als "Bond King" bezeichnete Starinvestor Bill Gross befürchtet "Chaos an den Finanzmärkten", wenn die US-Notenbank Fed nicht damit aufhören sollte, die Zinsen anzuheben.

In einem Kommentar für die "Financial Times" und einem Interview im US-Finanzsender CNBC warnte Bill Gross in dieser Woche vor weiteren Zinsanhebungen durch die US-Notenbank.

"Die Fed sollte jetzt aufhören, die Zinsen zu erhöhen und abwarten, ob die Punschschüssel bereits ausreichend geleert wurde", schrieb Gross in einem Kommentar für die "Financial Times". Seiner Ansicht nach befinde sich der Realzins bereits auf dem als "R-Stern" bezeichneten Niveau, bei dem die Geldpolitik die Wirtschaft weder ankurbelt noch abbremst, schrieb Gross.

"Ich würde argumentieren, dass wir mit dem Inflationsziel der Fed von 2 % und dem aktuellen Fed-Funds-Zins von 4,25 % bis 4,5 % und einer Anhebung im Februar bereits am optimalen R-Stern-Satz sind", so Gross. Dies gelte jedenfalls, wenn die Inflation sich jetzt wieder einem akzeptablen Niveau nähere, selbst wenn dies über dem eigentlichen Fed-Ziel von 2 % liegen sollte.

Anders als von Gross befürwortet hatte die US-Notenbank Fed beim Zinsentscheid in der vergangenen Woche angedeutet, dass der Leitzins im kommenden Jahr auf über 5 % angehoben werden dürfte.

Weitere Zinserhöhungen über das aktuelle Niveau hinaus könnten nicht nur die Wirtschaft in eine tiefere Rezession stürzen, sondern auch für "Chaos an den Finanzmärkten" sorgen, warnte Gross in einem Interview mit CNBC.

"Ich denke auf jeden Fall, dass sich die Wirtschaft abschwächt und wir letztlich eine Rezession haben werden", sagte Gross. Die Wirtschaft sei während der Corona-Pandemie durch Billionen Dollar an Fiskalausgaben künstlich gestützt worden. Wenn sich dieser Effekt abschwäche, drohe im besten Fall eine milde Rezession und im schlimmsten Fall "Chaos an den Finanzmärkten", so Gross.

Die Reaktion auf die gestern von der Bank of Japan angekündigte Änderung ihrer Geldpolitik sei ein Beispiel für das drohende Chaos. Lange Zeit konnten sich Spekulanten wegen der dort besonders niedrigen Zinsen in Japan günstig Geld leihen und das Geld außerhalb Japans investieren. Sollten die Zinsen jetzt auch in Japan steigen, könnte dies zu einer Rückabwicklung des sogenannten Yen Carry Trades führen, was globale Folgen haben werde, sagte Gross.

Bereits im März hatte Gross davor gewarnt, dass die US-Notenbank einen Wirtschaftseinbruch auslösen könnte, wenn sie die Zinsen auf über 2,5 % bis 3,0 % erhöhen sollte. Inzwischen befindet sich der Leitzins in einer Spanne von 4,25 % bis 4,5 %.


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1 Kommentar

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  • Tobias Krieg
    Tobias Krieg Technischer Analyst

    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich Bill Gross schonmal bullisch geäußert hat

    10:35 Uhr, 21.12.2022

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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