Kommentar
13:15 Uhr, 13.05.2014

Beunruhigende Warnsignale trotz Feierlaune zu Wochenauftakt

Während die Kurse gestern kräftig stiegen, brodelt es im Hintergrund ziemlich heftig. Neuestes Warnsignal: das Gesamtvolumen der S&P 500 Margin Debt ist rückläufig.

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Wieso das ein Problem ist, zeigt die erste Grafik auf den ersten Blick. Die Margin Debt zeigt an, wie viel Investoren auf Kredit kaufen. Das aktuelle Volumen liegt bei 450 Milliarden USD. Das ist schon eine Menge Geld.

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Im Februar erreichte die Margin Debt ein neues Allzeithoch bei 465 Mrd. Seitdem geht es bergab. Kurzfristig können Divergenzen zwischen Höhe der Margin Debt und dem Kursniveau des S&P bestehen. Mittelfristig laufen sie parallel. Das macht auch Sinn. Werden Aktien verkauft, dann singt auch das Kreditvolumen. De facto lief der S&P nun aber mehrere Wochen seitwärts und trotzdem war die Margin Debt rückläufig. Das ist eine Divergenz, die nicht lange bestehen bleibt. Historisch gesehen laufen die beiden Werte nur einen Monat lang nicht im Gleichschritt.

Der aktuelle Rückgang sollte zu denken geben, besonders wenn die nächsten Statistiken veröffentlich werden und diese dann wieder einen Rückgang zeigen. Zwei Monate Rückgang in Folge waren bisher immer ein ganz klarer Indikator für eine größere Korrektur. Noch sind die Daten nicht veröffentlicht. Die New Yorker Börse lässt sich damit immer Zeit. Die Daten kommen einmal im Monat raus - mit knapp einem Monat Verzögerung. Als Anleger tappt man da leider sehr lange im Dunkeln.

Sollte es aber zu einem weiteren Rückgang kommen, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur sehr hoch. Das muss nicht sofort geschehen. Die erste Grafik zeigt, dass ein Rückgang der Margin Debt 2 bis 4 Monate vor den Aktienkursen zurückgeht. Daher ist es kein Widerspruch, dass der Markt aktuell noch steigt und die Schulden zurückgehen.

Betrachtet man nicht das absolute Niveau von S&P und Margin Debt, sondern das Wachstum von beiden, dann zeigt sich auch hier ein starker Zusammenhang. Die zweite Grafik zeigt den 8 Perioden gleitenden Durchschnitt von S&P Performance und Margin Debt Wachstum.

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Zu Korrekturen und Trendumkehr kam es immer dann, wenn beide Werte nicht mehr synchron liefen. Sie laufen zwar immer parallel, allerdings kam es immer dann zu Korrekturen, wenn einer der beiden Werte im Vergleich zum anderen weniger zulegte bzw. deutlich schneller verlor. So liegen Margin Debt Wachstum und S&P Performance mit Beginn des Bärenmarktes 2000/01 deutlich auseinander. Das gleiche geschah auch 2007 - lange vor dem Crash an den Märkten. Zuletzt wurde die Korrektur 2011 ziemlich gut vorhergesagt. Und aktuell? Aktuell löst sich die Divergenz aus dem vergangenen Jahr auf. Das wiederum ist eigentlich ein gutes Zeichen. Als Entwarnung würde ich das noch nicht auffassen. Fällt die Margin Debt weiter und steigt der S&P noch einige Wochen lang, dann erweitert sich die Divergenz wieder erheblich.

Als Fazit kann man sagen: Entwarnung sieht anders aus. Kurzfristige Kursgewinne wie heute sind absolut kein Entwarnungssignal. Im Gegenteil. Es könnten die letzten Gewinne vor dem Fall werden.

Ich behalte die Entwicklung der Margin Debt im Auge. Die nächsten Daten geben wahrscheinlich Aufschluss darüber, ob die Unsicherheit vorbei ist oder ob die Korrektur wirklich noch kommt.

Clemens Schmale

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12 Kommentare

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  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    hallo Clemens ... damit die URL funktional ein link wird, mußt du einmal auf return klicken für einen zeilenumbruch

    http://go.guidants.com/#c/clemens_schmale

    20:46 Uhr, 13.05.2014
  • Anon1984
    Anon1984

    Hr. Schmale, danke für den Artikel. Mich würde interessieren wie sich Margin Debt und S&P im Verhältnis entwickeln. Können sie evtl. eine Ratio-Grafik anfügen? Sie haben die Datenreihe ja schon vorliegen.. VG

    19:49 Uhr, 13.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    Wichtig ist auch zu wissen dass Wertpapierkredite eine gute Alternative sind zum Direktverkauf von Aktien, da die Zinsen auf den Wertpapierkredit steuerlich absetzbar sind, zumindest in den USA. Der Kredit an sich muss nicht verwendet werden um wiederum Aktien zu kaufen, sondern kann zum Beispiel auch für die Renovierung vom Haus oder etwas anderes verwendet werden.

    13:04 Uhr, 13.05.2014
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    Es kann sein dass das enorme Wachstum der Hedgefondsbranche in den vergangenen Quartalen erst den starken Anstieg der Wertpapierkredite auslöste. Hedgefonds waren bei High-Beta-Aktien und Biotech-Titeln engagiert. Gerade diese kamen unter die Räder. Folglich könnte der Rückgang der Wertpapierkredite auch damit zu tun haben.

    12:57 Uhr, 13.05.2014
  • Tom66
    Tom66

    Hallo Herr Schmale,

    1a, Ihre Analyse!

    Bitte halten Sie uns über diese Entwicklung informiert.

    Vielen Dank vorab!

    10:42 Uhr, 13.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Wolfi81
    Wolfi81

    Möglicherweise fehlt noch die überschwängliche Euphorie, in der ein Bullenmarkt stirbt. Die lässt sich in der unteren Grafik für 2000 und 2007 gut ablesen, scheint aktuell aber (noch) nicht besonders ausgeprägt.

    09:51 Uhr, 13.05.2014
  • So wie der Adler fliegt
    So wie der Adler fliegt

    Richtig, Schmale ist klasse, da gibt es keine zwei Meinungen!

    Ist er der "Wellenreiter" von Godemode, bloß noch besser?

    Wiedermal Fragen über Fragen...

    Klar ist, der Mann gefällt mir, trotz seines jugendlichen Aussehens...

    Gruß und bleiben Sie uns erhalten!

    09:33 Uhr, 13.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • wuwei
    wuwei

    Danke Hr. Schmale für diese Informationen

    08:00 Uhr, 13.05.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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