Bernankes Einlassung … - Chicago Fed National Activity Index deutlich befestigt!
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Der Euro eröffnet heute (07.40 Uhr) bei 1.4205, nachdem im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4277 markiert wurden. USD-JPY notiert derzeit bei 93.65. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 133.00, während EUR-CHF bei 1.5165 oszilliert.
Ben Bernankes planmäßige Anhörung vor dem US-Senat lieferte keine neuen Erkenntnisse. Verbesserte Konditionen an Finanzmärkten gehen einher mit einem aufgehellten Wirtschaftsausblick. Die sehr lockere Geldpolitik wird für längere Zeit angemessen bleiben. Die Fed könnte auch die Zinssätze erhöhen, ehe sie die geldpolitische Unterstützung komplett zurücknimmt. Diese Positionen sind bekannt und bedürfen von daher keiner weiteren Erläuterung.
Die Meinung Bernankes, daß eine Prüfung der Geldpolitik (Gesetzesinitiative durch Ron Paul, Republikaner, Texas) durch den Rechnungshof GAO (Government Accountability Office) die Unabhängigkeit der Fed beeinträchtigen würde, bedarf jedoch nachhaltiger Kommentierung.
Bevor wir uns mit weiteren Fakten diesbezüglich auseinandersetzen, gilt es einen Umstand grundsätzlich klarzustellen. Die Unabhängigkeit einer Zentralbank befreit eine Zentralbank nicht davon, sich an die gültigen Rechtsnormen halten zu müssen!
* Fakt ist, daß die Fed ein wesentlicher Protagonist in der Schaffung der Grundlagen der aktuellen Krise war. Mit anderen Worten ist gerade an diesem Punkt, wo es um die Ursachen der Krise geht, eine Prüfung sinnvoll, um zukünftig ähnliche Szenarien zu verhindern.
* Fakt ist, daß die US-Zentralbank Anfragen im Rahmen des "Freedom of Information Act", zu deren Beantwortung die Fed gesetzlich verpflichtet ist, unter anderem Bloomberg gegenüber verweigerte. Diese Arroganz und Nichtbeachtung des US-Rechts zwingt geradezu zu einer Prüfung.
* Die Vorwürfe im Rahmen der Übernahme BoA/Merryll werfen Fragen über Machtkonzentration bei der Fed auf. Auch dieser Aspekt unterstützt die Notwendigkeit einer Prüfung.
* Weiterhin stellt sich die Frage, ob der Status der US-Zentralbank, die eigentumsrechtlich Privatbanken gehört, geeignet ist, verstärkt (wie unter Obama geplant) öffentliche Aufgaben wahrzunehmen. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Eigentümerverhältnisse als auch dem "Trackrecord" dieser Institution. Mithin stellt sich hier eine verfassungsrechtliche Frage, da das Parlament keine stichhaltigen Kontrollfunktionen ausüben kann.
Vor diesem Hintergrund, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit der Beurteilung stellt, wird deutlich, daß das GAO besser heute als morgen die Prüfung beginnen können sollte. Die Tatsache, daß die Gesetzesinitiative von Ron Paul derzeit im Rahmen des rechtlichen Procederes auf "Eis" gelegt ist, spricht dafür, daß die Netzwerke (auch nur Seilschaften …) von gestern unverändert eine nicht unerhebliche Potenz vorweisen können. Das ist nach dem bisherigen Krisenverlauf als bedauerlich zu klassifizieren!
Der "Chicago Fed National Activity Index", basierend auf 85 Einzelindices der US-Wirtschaft, lieferte uns per Juni eine positive Entwicklung.
Der Index legte im Monatsvergleich markant von -2,30 auf -1,80 Punkte zu. Damit kam es zum dritten Anstieg in Folge.
Der aussagefähigere Dreimonatsdurchschnitt stieg von -2,65 auf -2,12 Punkte. Hier stellte sich der fünfte Anstieg in Folge ausgehend von Januar 2009 bei -3,67 Punkten ein.
Der Dreimonatsschnitt liegt aktuell auf dem höchsten Niveau seit August 2008 (-1,44), also dem Zeitpunkt vor der Verschärfung der Lage durch die Lehman-Pleite.
Bei aller Freude über die aktuelle Entwicklung dieses breit angelegten Sammelindex ist unverändert kein Raum für Euphorie gegeben. Mit Werten deutlich unter -0,70 Punkten (Niveau, bei dem das Rezessionsrisiko zunimmt) bleibt das Rezessionsthema der US-Wirtschaft zunächst weiter fest verankert.
Die Dynamik der Rezession ist rückläufig. Das darf nach vorne schauend optimistischere Erwartungen begründen, mehr nicht.
Heute steht zunächst der Auftragseingang der Industrie der Eurozone per Mai auf der Agenda. Analysten erwarten, daß es per Mai zu einer Trendwende auf Monatsbasis kommen wird. Die Konsensusprognose ist bei +1,9% angesiedelt. Im Jahresvergleich würde das zu einem Rückgang um -28,0% nach zuvor -35,9% führen. Wir schließen sowohl bei der Revision der Aprildaten als auch dem Maiergebnis positive Überraschungen nicht aus!
Aus den USA folgt am Nachmittag die Veröffentlichung des "FHFA Housing Price Index" per Berichtsmonat Mai. Hier wird die Preisentwicklung der gesamten USA berücksichtigt (anders als "Case/Shiller" mit dem 10 und 20 Städtevergleich mit deutlich negativeren Entwicklungen). Per April kam es zu einem Rückgang auf Jahresbasis um -6,8%. In der Spitze lag der Rückgang bei -8,9% per November 2008. Im Monatsvergleich stellte sich ein Rückgang um 0,1% ein. Eine Konsensusprognose ist hier nicht erhältlich.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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