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09:05 Uhr, 15.02.2013

Bei der Commerzbank hakt es an allen Ecken und Enden

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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Commerzbank hat an diesem Freitag ihre detaillierten Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr vorgelegt. Die Bilanz der Frankfurter zeigt, dass quer durch die Bank Rückgänge verzeichnet wurden. Nur im Mittelstandsgeschäft läuft es noch solide. Dennoch sieht Vorstandschef Martin Blessing sein Geldhaus operativ auf einem guten Wege: „Der Commerzbank-Konzern ist im Jahr 2012 operativ weiter vorangekommen. Es ist uns gelungen, die Kapitalausstattung zu stärken und unsere Kosten deutlich zu reduzieren. Zudem verläuft der Abbau der nicht strategischen Portfolios planmäßig“. Auch die Kernbank habe angesichts des schwierigen Umfelds ein solides Operatives Ergebnis erzielt, sagte der Manager in einer Mitteilung. Blessing konzedierte aber zugleich: „Erste Maßnahmen greifen, aber klar ist: Der Weg ist lang und steinig“.

Die Ergebnisse für 2012 fallen im Vorjahresvergleich durchgehend schwächer aus. Umbaukosten und Steuer-Abschreibungen hatten den Gewinn der Commerzbank im vergangenen Jahr deutlich einbrechen lassen. Im Privatkundengeschäft ist der operative Gewinn in 2012 um die Hälfte auf 245 Millionen Euro eingebrochen. Hingegen konnte das traditionell starke Geschäft mit dem Mittelstand 1,65 Milliarden Euro Gewinn abwerfen (Vj.: 1,59 Mrd. Euro).

Die Risikovorsorge stieg 2012 vor allem aufgrund einer anhaltend hohen Abschreibung im Bereich Schiffsfinanzierungen auf 1,7 Milliarden Euro (2011: 1,4 Mrd. Euro). Unterm Strich blieb ein dünner Konzerngewinn von 6 Millionen Euro hängen, im Vergleich zu 638 Millionen Euro im Vorjahr. Ein Rückgang von 99 Prozent. Besonders schlecht lief es im vierten Quartal 2012: Die Commerzbank hatte bereits Anfang Februar mitgeteilt, im Schlussquartal 2012 mit rund 720 Millionen Euro besonders tief in die Verlustzone geraten zu sein. Das Konzernergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr beinhaltet außerordentliche Belastungen vor allem aus dem Verkauf der Bank Forum (268 Millionen Euro) und Abschreibungen auf latente Steueransprüche (673 Millionen Euro). Das bereinigte Konzernergebnis lag 2012 bei 990 Millionen Euro. Eine Dividende für die Anteilseigner gibt es nicht.

Der Bankenrettungsfonds SoFFin soll dennoch erstmals die fälligen Zinsen auf seine Stille Einlage beziehen, ein Betrag von rund 150 Millionen Euro. Der Grund: Dafür ist das Ergebnis nach dem HGB-Bilanzierungsstandard relevant, das mit 102 Millionen Euro positiv ausfiel. Die Commerzbank teilte am Freitag weiter mit, sie brauche keine Finanzspritzen der Europäischen Zentralbank mehr. Sie werde auch die restlichen sechs Milliarden Euro (ursprüngl: 10 Mrd. Euro) aus dem Langfrist-Tender (LTRO) Ende Februar überweisen.

Vorstandschef Blessing zieht nun die Konsequenzen und verzichtet auf seinen Bonus für 2012. Erst Ende Januar hatte er den Wegfall von weiteren 4.000 bis 6.000 Stellen angekündigt. Mit seinem Verzicht will er Kritikern zuvorkommen. „Dies ist eine sehr ehrenwerte Entscheidung, die Martin Blessing mit seiner besonderen Verantwortung für die Bank begründet hat“, sagte Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller am Freitag laut Mitteilung. Konzernweit gingen die variablen Vergütungen im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf rund 317 Millionen Euro zurück.

Besserung ist kaum in Sicht: Das Frankfurter Institut stellt sich weiter auf hohe Kreditausfälle ein. Die Risikovorsorge wird 2013 leicht steigen, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Analystenpräsentation hervorgeht. Die Bank geht zudem davon aus, dass die Erträge im laufenden Jahr wegen des niedrigen Zinsumfelds unter der Schrumpfung der Bank unter Druck bleiben. 2012 gingen die operativen Erträge um drei Prozent auf 10,2 Milliarden Euro zurück.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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