Kommentar
08:30 Uhr, 18.12.2021

Begrenzte Verlustverrechnung: Sind Dynamic Portfolio Swaps die Zukunft für Trader?

Verluste aus Termingeschäften können nur noch bis 20 TSD Euro pro Jahr mit Gewinnen aus Termingeschäften verrechnet werden. Aber der erste CFD-Broker präsentiert nun eine Alternative zu CFDs.

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Der Ärger bei CFD-Tradern ist groß, und das völlig zu Recht. Steuerrechtliche Regelungen waren in Deutschland schon immer kompliziert und wirken teils unfair. Aber was der Gesetzgeber da in den letzten Tagen des Jahres 2019 beschloss, hat es in dieser massiven Ausprägung an Unsinnigkeit wahrscheinlich noch nie gegeben.

Wer noch nicht weiß um was es geht, kann sich in diesen Artikeln einlesen. Ich verfolge und kommentiere das Thema seit Januar 2020.

Verlustverrechnung bei Termingeschäften

Der Steuerhammer für Anleger

Besonders ärgerlich für die CFD-Branche: Ohne wirklich nachvollziehbaren Grund wurden KO-Zertifikate und Optionsscheine aus den neuen Regelungen ausgenommen. Die Begrenzung der Verlustverrechnungsmöglichkeiten gilt insbesondere für Futures, Optionen und eben CFDs.

De facto ist es so: Ein CFD-Heavy Trader konnte seit 2020 bis vor kurzem in Deutschland privat eigentlich nicht mehr handeln, wenn man die steuerlichen Folgen berücksichtigt. Denn jeder Gewinntrade ist steuerpflichtig, während Verlusttrades nur bis kumuliert 20 TSD Euro Jahr gegengerechnet werden dürfen. Und auch dies ist nur im Rahmen der Steuererklärung möglich.

Eine Übergangsregelung erlaubte es den Brokern, die Verluste dennoch weiter wie bisher gegenzurechnen, die Verantwortung für die korrekte Versteuerung wurde vom Finanzministerium den steuerpflichtigen Tradern zugeschoben. Dafür müssen sie im Rahmen ihrer Steuererklärung selbst sorgen. Ab 2022 müssen die Broker nun aber selbst die Abgeltungsteuer nach den neuen Regeln korrekt abführen.

Die neuen Steuerregeln für Termingeschäfte bringen für CFDs/CFD-Trader drei Verschlechterungen gegenüber der alten Regelung mit sich.

  • Die bereits erwähnte Begrenzung der innerjährigen Verlustverrechnung auf 20 TSD Euro pro Jahr. Wer also z,B. kumulierte Gewinntrades in Höhe von 100 TSD Euro hat und kumulierte Verlusttrades in Höhe von 90 TSD Euro, muss im betreffenden Jahr nicht 10 TSD Euro Gewinn versteuern, sondern 70 TSD Euro (90 minus 20). Der „Rest“, also in diesem Beispiel der Großteil der Verluste, wird ins Folgejahr vorgetragen.
  • Die Verrechnung der Gewinntrades mit den Verlusttrades erfolgt nicht mehr automatisch durch den Broker. Man ist gezwungen, diese Verrechnung selbst im Rahmen der Steuererklärung vorzunehmen. Ein wesentlicher Vorteil der 2009 eingeführten Abgeltungsteuer fällt dadurch weg – nämlich dass sich der Anleger in der Regel steuerlich um nichts mehr kümmern muss.
  • Die Verrechnung von Verlusten aus Termingeschäften mit anderen Kapitaleinkünften ist nicht möglich. Verluste aus Termingeschäften können nur mit Gewinnen aus Termingeschäften verrechnet werden. Davor hätte man Verluste mit CFDs zum Beispiel mit Gewinnen aus Aktienveräußerungen verrechnen können.

Ich halte es für außerordentlich wahrscheinlich, dass dieses Gesetz vor Gericht gekippt wird, wenn es nicht schon vorher wieder vom Gesetzgeber kassiert wird. Immerhin besetzt die FDP das Finanzministerium und versuchte schon im Gesetzgebungsverfahren, das Gesetz zu stoppen und danach mehrfach erfolgslos, die Regelungen wieder abzuschaffen. Aber bis zu Entscheidungen des Bundesfinanzhofs oder sogar des Bundesverfassungsgerichts kann noch viel Zeit vergehen, und auch auf die Wiederabschaffung der Regelungen kann man zwar berechtigterweise hoffen, aber nicht sicher darauf setzen.

Will man weiter komfortabel gehebelt handeln, muss also vorerst eine andere Trading-Möglichkeit gesucht werden. Wie gut, dass der Branchen-Primus CMC Markets nun einen spannenden Ansatz präsentieren kann. So werden zwar nicht alle Probleme beseitigt, aber man wird in eine Position versetzt, die das CFD-Trading wieder viel attraktiver macht.

Das alternative Trading-Produkt nennt sich Dynamic Portfolio Swap („DPS“).

Es handelt sich dabei umgangssprachlich beschrieben um eine Hülle, die sich um ein Portfolio aus synthetischen Handelspositionen legt. Der DPS ist sozusagen ein „Portfolio Wrapper“. Ganz wichtig: Der Trader handelt weiter wie gewohnt, er merkt bis auf eine Kleinigkeit nichts davon, innerhalb des DPS zu handeln. Das „Feeling“ und die Trading-Oberfläche von CMC sind identisch, ebenso die Handelsgebühren.

Innerhalb des DPS-Zeitraums sieht man als Trader eine “unrealisierte” netto-Gewinn- und Verlustrechnung (“Portfolio Swap Gewinn” auf der Plattform), die bereits schon geschlossene UND offene synthetischen Positionen bündelt. bei einem so genannten “Realisierungsevent” werden per Knopfdruck alle synthetischen Positionen innerhalb des DPS bewertet, der Nettowert des DPS berechnet und die Abgeltungsteuer abgeführt. Und das geht so:

Noch offene synthetische Positionen werden geschlossen und automatisch zum gleichen Preis wieder eröffnet, so dass sich an der Positionierung nichts ändert. Auf Basis des Nettowertes des DPS wird dann die Abgeltungsteuer errechnet. Wie viele kumulierte Verluste da nun dabei waren spielt keine Rolle, entscheidend ist der Saldo.

Es gibt auf jeden Fall einen Realisierungspunkt, auch wenn man manuell keinen auslöst. Das ist der 31. Dezember – dann wird automatisch die Realisierung ausgelöst und Abgeltungsteuer abgeführt (sofern ein positiver Portfolio Swap Gewinn vorhanden ist).

Im Rahmen dieser Alternative zum CFD gibt es folgende Punkte aus meiner Sicht zu beachten:

  • Wenn ein Portfolio-Swap-Verlust zum Realisierungszeitpunkt vorliegt, dann wird natürlich keine Abgeltungsteuer abgeführt. Es entsteht dann im Rahmen der Abgeltungsteuer ein Verlust aus Termingeschäft, der wiederum den bekannten Verrechnungsbeschränkungen unterliegt.
  • Aufgrund der Konstruktion des DPS wird letztlich auch eine Steuer auf de facto noch offene Positionen fällig (offene synthetische Positionen werden durch das Realisierungsereignis geschlossen und sofort wieder eröffnet). Dadurch verlagert sich die Steuerpflicht auf diesen Teil des Gewinns nach vorne (wenn man zum Beispiel erst im Folgejahr die entsprechende synthetische Transaktion dann schließt).
  • Wenn man nur Verlust-Transaktionen in einem Jahr hat, steht man steuerlich genauso schlecht da wie ohne DPS. Aber das sollte nicht überraschen. Konstruktionsbedingte Unterschiede in der Art und Weise wie CFDs und DPS aufgebaut sind, führen dazu, dass der DPS weniger betroffen ist von der begrenzten Anrechnung von Verlusten gegenüber Gewinnen. Dazu benötigt man aber auch Gewinntransaktionen.

„Anleger müssen berücksichtigen, dass es sich bei DPS um ein neues Produkt für Privatpersonen handelt und CMC keinerlei Steuerberatung für Kunden leistet. CMC Markets übernimmt keine Verantwortung oder Haftung für eine bestimmte steuerliche Behandlung des DPS für deutsche Privatpersonen. Die hier enthaltenen Informationen stellen keine steuerliche Beratung oder Dienstleistung dar und können eine individuelle Beratung durch deutsche Steuerberater oder Steueranwälte nicht ersetzen. Anlegern wird dringend empfohlen, ihren eigenen Steuerberater zu konsultieren und eigenen steuerlichen Rat hinsichtlich der steuerlichen Behandlung des DPS und der Anwendbarkeit der neuen deutschen Verlustverrechnungsbeschränkungen gemäß § 20 Abs. 6 Satz 5 EStG im Zusammenhang mit DPS einzuholen.“

Weitere Informationen

Melden Sie sich zum Webinar am 21.12.2021 mit Jochen Stanzl an! Er erklärt gerne, worauf es beim Traden ankommt – und wie Trader zum privaten Portfolio-Manager werden, indem Sie mit DPS gehebelt und gebündelt handeln können.

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Fazit

Der DPS von CMC ist eine Alternative für CFD-Trader, die nicht Jahre warten wollen, bis die völlig verkorkste Gesetzgebung zur Verrechnung von Verlusten aus Termingeschäften wieder korrigiert ist.

CMC selbst schreibt, dass der DPS das bevorzugte Konto für höhere Handelsvolumina ist, während das normale CFD-Konto für geringe Handelsvolumina ausreicht.

Die vermutliche Begründung dafür: Wer wenig handelt, wird die 20 TSD Euro-Grenze bei den kumulierten Verlusttrades gar nicht erreichen.

Das mag zwar stimmen, aber man müsste dann dennoch selbst für die Verrechnung dieser Verluste mit Gewinnen sorgen und dazu Angaben in der Steuererklärung machen. Ein Aufwand, den ich mir auch als Trader mit geringen Volumina ersparen würde. Da die Gebühren identisch sind, kann ich keinen Grund erkennen, warum nicht alle den DPS nutzen sollten.

Informationen zum DPS finden Sie auf der Webseite von CMC Markets: https://www.cmcmarkets.com/de-de/dps

CFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 72 % der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFDs funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

DPS sind komplexe Instrumente und gehen mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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