BDI-Umfrage: Für Industriestandort keine Entwarnung
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat angesichts einer neuen Umfrage vor Abwanderungen von Industriebetrieben ins Ausland gewarnt und bessere Rahmenbedingungen in Deutschland angemahnt. "Für die Situation am Industriestandort Deutschland gibt es keine Entwarnung", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm zu einer Blitzumfrage des Verbandes im industriellen Mittelstand. 16 Prozent der befragten Unternehmen seien demnach bereits aktiv dabei, Teile der Produktion und Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Weitere 30 Prozent dächten konkret darüber nach.
"Die Industrie benötigt für mehr Investitionen einen spürbaren Bürokratieabbau sowie gezielte Steuersenkungen", forderte Russwurm. "Die Politik ist in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen am Standort zu verbessern." Die Situation bei Preisen für Energie und Rohstoffe habe sich im Vergleich zum vorigen Jahr zwar etwas entspannt, bleibe aber für fast zwei Drittel der befragten Unternehmen eine der drängenden Herausforderungen. "Der Industriestrompreis muss dringend verlässlich und dauerhaft auf ein wettbewerbsfähiges Niveau sinken, sonst droht die Transformation in der Industrie zu scheitern", sagte Russwurm. Der BDI erwarte von der Regierung zügig ein Konzept, das dauerhaft eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Kosten gewährleiste.
Rund drei Viertel der Unternehmen beklagten laut der Erhebung zudem zu hohe Arbeitskosten nicht zuletzt aufgrund des gravierenden Fachkräftemangels. Wesentliche Hemmnisse für die gezielte Erwerbsmigration seien trotz der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes nach wie vor komplizierte und langwierige Verwaltungsverfahren. 45 Prozent der befragten Unternehmen seien laut den Angaben gezwungen, Investitionen in die ökologische Transformation zurückzustellen. 37 Prozent beklagten sich akut über zu viel Bürokratie und langsame Genehmigungsverfahren, und 25 Prozent kämpften mit Infrastrukturschwächen am Standort Deutschland.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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