Analyse
08:00 Uhr, 01.12.2023

Bauträger kippen reihenweise um – Auf HELMA folgt TRAUMHAUS

Das Geschäft mit dem Eigenheim war die vergangenen 10 Jahre ein sicheres. Unternehmen wie Helma und Traumhaus haben Grundstücke in der Nähe von Speckgürteln großer Städte aufgekauft, diese portioniert und dann Einfamilienhäuser darauf schlüsselfertig für die neuen Eigentümer errichtet.

Erwähnte Instrumente

  • Traumhaus AG
    ISIN: DE000A2NB7S2Kopiert
    Kursstand: 0,280 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • HELMA Eigenheimbau AG
    ISIN: DE000A0EQ578Kopiert
    Kursstand: 2,940 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Traumhaus AG - WKN: A2NB7S - ISIN: DE000A2NB7S2 - Kurs: 0,280 € (XETRA)
  • HELMA Eigenheimbau AG - WKN: A0EQ57 - ISIN: DE000A0EQ578 - Kurs: 2,940 € (XETRA)

Nachdem Helma bereits vor einigen Monaten ins Straucheln gekommen war, aber noch immer mit den finanzierenden Banken verhandelt, ging es bei Traumhaus jetzt aber ganz schnell. Es geht in die Eigenverwaltung, da kurzfristig die Zahlungsunfähigkeit drohte. Die Traumhaus-Aktie stürzte gestern um 85 % ab.

Verkalkuliert oder ist die Politik schuld?

Wer hat jetzt Schuld an dem Desaster? Sind es die Unternehmen selbst, die sich völlig verkalkuliert haben und dachten, die Nachfrage steigt immer munter weiter? Ist es die Politik mit ihrem Heizungsgesetz, den fehlenden KfW-Darlehen und dem allgemeinen Richtlinienchaos? Oder steckt doch die EZB dahinter, da niemand mehr mit steigenden Zinsen in der Branche umgehen konnte?

Otfried Sinner von der Traumhaus AG hat jedenfalls die Politik, die Zinsen sowie den Ukraine-Konflikt als Schuldige ausgemacht. Das serielle und kostengünstige Bauen, welches Traumhaus anbietet, trifft genau den Nerv der Zeit. Aber kaum jemand kauft oder baut noch. So hat Traumhaus zahlreiche Häuser auf Halde produziert und in die Landschaft gestellt, auf Grundstücken, die das Unternehmen fremdfinanziert hat. Käufer sind Mangelware. D. h., zahlreiche geplante Beurkundungen finden nicht mehr statt, da die Käufer schlicht nicht mehr die Finanzkraft haben oder nicht mehr wollen.

Wohnungsmangel ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Ich befinde mich derzeit selbst auf der Suche nach etwas Passendem. Zum Kauf wohlgemerkt. Leider beharren zahlreiche Verkäufer auf für das Zinsniveau nicht angemessenen Kaufpreisen, weshalb der Markt nicht mehr funktioniert. Hypoport weiß davon ein Lied zu singen.

Bereits im Juli berichtete ich darüber, dass bei Helma Eigenheimbau wohl bald ein StaRUG-Verfahren droht, wenn sich der Markt nicht erholt. Bis zum 8. Dezember wurden die Kredite prolongiert. Bald gibt es hier also wieder Neuigkeiten, wie schlimm es wird, für die Aktionäre. Ein Totalverlust ist bedauerlicherweise nicht unrealistisch.

Als gelernter Banker hatte ich früher einmal auch mit kleineren Bauträgern zu tun. Eines hatten fast alle gemeinsam: Irgendwann sind sie in die kontrollierte oder unkontrollierte Pleite gerutscht. Manchmal hat man sich bewusst verkalkuliert, meistens lief aber irgendetwas schief. Traumhaus und Helma hatten das Geschäft professionalisiert und auf ganz andere Beine gestellt. Am Ende bleibt das Lied aber das Gleiche: Projektgeschäft und Bauträgergeschäft sind in Krisen Gift.

Fazit: Ich halte mich bewusst aus dem Projekt- und Bauträgergeschäft an der Börse heraus. Mit Instone haben wir aber einen Titel an der Börse, der die Turbulenzen wohl zu überleben scheint. Dennoch würde ich in das Baugeschäft lieber von der anderen Seite her investieren. Gemeint sind Unternehmen, die Baustoffe oder Teile produzieren. In Deutschland sind hier u. a. Titel wie Sto, Steico, Uzin Utz oder Innotec zu nennen.

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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