Bargeld wird knapp
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Eines der Mittel, das ein Staat anwenden kann, um seine Bürger besser zu kontrollieren, ist die Einschränkung des Bargeldverkehrs. Was man nicht als Schein oder Münze in der Tasche hat, kann man viel schlechter vor den Augen des Staates verbergen.
Zwar werden die meisten Änderungen in diesem Bereich als technischer Fortschritt verkauft, etwa als Steigerung der Bequemlichkeit oder als Kampf gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Im Kern sind sie jedoch vor allem eines: Ausdruck des steigenden Misstrauens eines Staates gegenüber seinen Bürgern. In Deutschland sieht die Sache bisher noch vergleichsweise entspannt aus. Hier gibt es bislang national kaum Einschränkungen, wenn man einmal davon absieht, dass man sich bei einer Bank bei Bareinzahlungen ab einer Größenordnung von 15.000 Euro ausweisen muss.
Anders sieht es jedoch in unseren europäischen Nachbarstaaten aus. In Italien beispielsweise sind Käufe mit Bargeld seit Anfang vergangenen Jahres nur noch bis zu einem Betrag von 1000 Euro erlaubt. Zwischenzeitlich gab es zwar auch Berichte, dass die Italiener Bargeldtransaktionen über 50 Euro verbieten wollen, was nahezu eine komplette Auslöschung des Bargeld bedeutet hätte – diese Berichte haben sich aber bislang nicht bewahrheitet.
Nun will Frankreich nachziehen. Für das nächste Jahr plant die Regierung eine Begrenzung von Cashtransaktionen auf 1000 Euro. Zudem soll der Umlauf von 500-Euro-Scheinen begrenzt werden. Offizielle Begründung auch hier: Der höchst ehrenhafte Kampf gegen Steuerbetrug und Geldwäsche. Die neuen Bargeldregelungen sind nur ein Teil der Restriktionen, die die Regierung als [Link "„Kampf gegen den Betrug an den öffentlichen Finanzen“" auf www.gouvernement.fr/... nicht mehr verfügbar] verkauft. Wer will da schon dagegen sein?
Je klammer die Finanzen eines Staates werden, desto eher greift die Regierung zu Mitteln wie der Beschränkung der Bargeldverwendung. Auch Spanien hat im vergangenen Jahr eine Obergrenze von 2500 Euro eingeführt. So gesehen, haben wir im Bereich der Eurozone in diesem Bereich noch einiges zu erwarten. Möglicherweise könnte es auch zu einheitlichen Regelungen für den gesamten Währungsraum kommen, natürlich unter dem Deckmantel einer Harmonisierung des Kampfes gegen das Böse.
Aber auch in vermeintlich stabilen Ländern gibt es entsprechende Strömungen. Am krassesten vielleicht in Schweden, wo es Forderungen einer breiten Allianz aus Behörden, Unternehmen und Gewerkschaften gibt, Bargeld komplett abzuschaffen.
Was heute das Bargeld ist, könnten morgen die Edelmetalle sein. Rationierungen sind denkbar - bei einer Verschärfung der Lage auch ein komplettes Verbot. Anders als beim Bargeld könnte Deutschland hier sogar eine Vorreiterrolle spielen – und zwar zunächst, wenn es um die Besteuerungen von Gewinnen aus dem Besitz von Edelmetallen geht. Denn für den physischen Besitz von Edelmetallen gilt noch die Spekulationsfrist. Nach einer Haltedauer von zwölf Monaten sind Gewinne komplett steuerfrei. Besitzer von Aktien, Anleihen oder Sparbüchern, die brav ihre Abgeltungsteuer zahlen, können da nur neidisch zuschauen. Ich finde es bemerkenswert, dass ausgerechnet die subversivste aller Geldanlagen – der Besitz von physischen Edelmetallen – steuerlich besser gestellt wird. Es würde mich nicht wundern, wenn dieses Thema nach der Bundestagswahl ins Visier der Politik rücken würde.
Über den Autor:
Roland Klausarbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und ist aktiver Investor. Für n-tv, N24 und den amerikanischen Finanzsender CNBC berichtete er von der Frankfurter Börse. In seinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ analysiert er die Schuldenkrise und liefert konkrete Ratschläge, wie man sich vor den entstehenden Risiken schützen kann. Sie erreichen Ihn unter www.wirtschaftliche-selbstverteidigung.de
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