Kommentar
13:12 Uhr, 23.09.2016

Bank of Japan: So wird das nichts!

Um die Inflationserwartungen dauerhaft nach oben zu treiben, müssen die Zentralbanken glaubhaft machen, dass die Geldbasisausweitung permanenter Natur ist.

Das wird nix. David Beckworth sinnierte gestern ein wenig über die BoJ-Maßnahmen und stellte fest, dass da kein Schuh draus wird.

Ein Zins-Peg nützt wenig, wenn er dort ansetzt wo die Rendite sowieso ankern würde:

„The BoJ is pegging the 10-year yield on government bonds at a level it would be at anyways.“

Stichhaltig. Das wirkliche Dilemma der BoJ hat aber mit der Geldbasis zu tun, denn es ist schlichtweg nicht glaubwürdig, dass das Geldbasiswachstum (QE) abhängig von der Inflation gestaltet werden soll. Solange nämlich die Ausweitung der Geldbasis als temporär betrachtet wird, gibt es keinen Grund für höhere Inflationserwartungen aka Konsum:

„If monetary injections are expected to be temporary they would do little to spur spending.“

Die einzige Möglichkeit Inflationsängste zu schüren wäre laut Beckworth die Monetisierung der Staatsschulden, also die permanente Ausweitung der Geldbasis:

"If they are viewed as permanent, however, they would raise the expected future price level and thus temporarily push up expected inflation. The higher expected inflation, in turn, would spur robust spending in the present. But this requires some portion of the monetary base growth to be seen as permanent."

Der einzige Schönheitsfehler: Die Bilanz der BoJ ist mittlerweile so massiv, dass es nicht bei einem kleinen „Überschiesser“ bleiben würde, die Inflationshausnummer wäre dann vielleicht im dreistelligen Bereich und dehalb gilt auch für diesen Ansatz: Schlichtweg nicht glaubwürdig.

PS: Welcher Mechanismus steckt überhaupt hinter der Geldbasis und den Inflationserwartungen?

Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen QE und Inflation. Die Notenbank könnte 1000 Billionen an Überschussreserven generieren, ohne dass dadurch Inflation entsteht, weil das Geldmengenwachstum durch Banken gesteuert wird, welche lediglich auf Nachfrage reagieren.

Die ursprüngliche Idee war über QE die langfristigen Zinsen zu senken, um damit die Wirtschaft und die Menschen zu mehr Nachfrage zu animieren (Kreditkanaleffekt). Dies hat bislang wenig funktioniert.

Wenn die Notenbanken nun aber glaubhaft versichern würden (was sie bislang nicht tun), dass die Geldbasis auf hohem Niveau verbleiben würde, könnten sie sich auch den Erwartungskanal aktivieren, sprich die Menschen würden dann aus Angst vor unkontrollierter Inflation in den Konsum flüchten, und damit die Kreditnachfrage antreiben. Es ist darauf hinzuweisen, dass der Erwartungskanal durch den Zins-Peg der BoJ möglicherweise neutralisiert wird.

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8 Kommentare

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  • netzadler
    netzadler

    "Wenn die Notenbanken nun aber glaubhaft versichern würden (was sie bislang nicht tun), dass die Geldbasis auf hohem Niveau verbleiben würde, könnten sie sich auch den Erwartungskanal aktivieren, sprich die Menschen würden dann aus Angst vor unkontrollierter Inflation in den Konsum flüchten, und damit die Kreditnachfrage antreiben"

    Henry Ford: Wenn die Menschen das Geldsystem verstehen, haben wir die Revolution vor morgen früh.

    13:38 Uhr, 23.09.2016
    1 Antwort anzeigen
  • einfach
    einfach

    das ganze gerede über inflation oder inflationserwartung und zinserhöhungserwartungen sind nur sprechblasen um volatilität zu erzeugen.

    jeder dieser sprechblasenverursacher egal ob bei boj, ezb oder fed ist doch auch für seinen eigenen kapitalertrag verantwortlich und dafür ist bei null oder nahe null % zinsen volatilität der märkte nötig.

    solange kein wichtiger rohstoff zur neige geht wird es auch keine langfristige inflation geben und was die zinsen anbelangt sind wir doch mal ehrlich wir lügen uns doch alle selber in die tasche wenn bei den derzeitigen staatsverschuldungen auch nur ansatzweise ein hauch von zinserhöhungsfantasie oder hoffnung aufkommen sollte.

    welche regierung auf dieser welt möchte seinen wählern denn sagen dass die steuern massiv erhöht werden sollen um die zukünftigen zinserwartungen zu bedienen. KEINE!

    13:30 Uhr, 23.09.2016

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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