Fundamentale Nachricht
11:37 Uhr, 15.03.2016

Bank of Japan enttäuscht mit abwartender Haltung die Märkte

Die Bank of Japan traut sich nicht und belässt bei der Geldpolitik alles wie bisher. Scheinbar wollen die Notenbanker erst einmal die Entwicklungen der jüngsten expansiven Maßnahmen, insbesondere in Bezug auf den Negativzins abwarten.

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Tokio/ Hannover (Godmode-Trader.de) - Die japanische Notenbank BoJ hat entgegen den Markterwartungen keine Veränderungen an ihrer geldpolitischen Agenda vorgenommen. Nach dem Abschluss zweitägiger Beratungen beschlossen die Ratsmitglieder der Bank of Japan, die Geldmenge weiterhin um jährlich 80 Billionen Yen auszuweiten. Auch an den im Januar eingeführten Negativzinsen von minus 0,1 Prozent zur Ankurbelung der Preise und des Wirtschaftswachstums hielten die Notenbanker fest. Die Entscheidungen der Notenbank seien zwar wie erwartet ausgefallen, allerdings hatte es Hoffnungen am Markt gegeben, dass die Bank of Japan noch stärkere Maßnahmen ergreifen würde, kommentierte das Analysehaus Nomura,. Das Votum für eine Beibehaltung des Ziels zur jährlichen Steigerung der Geldbasis lag bei 8 zu 1. Bei der Policy Bank Rate stimmten 7 für keine Veränderung und es gab 2 Gegenstimmen.

Die Experten der NordLB waren vor dem Hintergrund des schwachen Wirtschaftswachstums im vierten Quartal 2015, der aktuellen Yen-Stärke und vor allem der hinter den Erwartungen der Notenbanker zurückbleibenden Preissteigerung entgegen der Marktmeinung von „nennenswerten Impulsen“ seitens der Tokioter Währungshüter ausgegangen. „Vor allem, dass die Bank of Japan die Signalwirkung eines weiteren Abtauchens der Policy Rate Balance auf minus 0,30 Prozent nutzen würde, wäre aus unserer Sicht ein durchaus wahrscheinliches Szenario gewesen“, schrieb NordLB-Analyst Frederik Kunze in einer ersten Reaktion auf den BoJ-Entscheid. „Die Notenbanker im Land der aufgehenden Sonne haben sich nicht von ihren Amtskollegen in Frankfurt ermuntern lassen, ihrerseits ebenfalls einen Gang höher zu schalten und warten zunächst die Wirkungen der jüngsten Maßnahmen ab“. Die Europäische Zentralbank senkte erst vergangene Woche den Leitzins von 0,05 auf null Prozent und den Zinssatz für Bankeinlagen bei der EZB auf minus 0,4 Prozent. Zugleich schleust die EZB noch mehr Geld in den Markt.

Das Statement der BoJ kommt ohne große Überraschungen daher. Die Wirtschaft des Landes habe ihren „Trend einer moderaten Erholung“ trotz schwächelnder Exporte fortgesetzt, erklärte die BoJ zur Konjunktureinschätzung. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt war im Schlussquartal 2015 um annualisiert 1,1 Prozent geschrumpft. Insbesondere die nahe an der Grenze zu Deflation dahinsiechende Teuerungsrate macht den japanischen Notenbankern zu schaffen. Nach Einschätzung von BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda haben sich die Inflationserwartungen weiter abgeschwächt. Er geht davon aus, dass die Verbraucherpreise erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres die angestrebte Teuerungsrate von zwei Prozent erreichen werden. Zuletzt hatte die Notenbank diesen Zeitpunkt zur Erreichung des Inflationsziels mehrfach nach hinten verschoben. Kuroda zeigte sich dennoch überzeugt, dass der Negativzins Wirkung auf die Realwirtschaft wie auch auf die Preisentwicklung zeigen werde. Notfalls sei man bereit, weitere Schritte zur Lockerung der Geldpolitik zu ergreifen.

Am Devisenmarkt legte der Yen nach der Entscheidung der BoJ leicht zu. Der Dollar fällt im Gegenzug auf 113,42 Yen zurück, nach 113,85 Yen vor der Entscheidung. Die Aufwertung des Yen ist nach Einschätzung der Commerzbank eine abstrafende Reaktion des Marktes. Die BoJ werde dafür kritisiert, im Kampf gegen die schwache Inflation zu zögerlich zu agieren, zitiert Dow Jones Newswires einen Devisenanalysten. Zwar seien weitere geldpolitischen Schritte angekündigt worden, jedoch ohne jeglichen zeitlichen Bezug. Für den Markt heiße das, dass das Inflationsziel weiter in das Reich der Fabeln rücke.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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