Kommentar
08:05 Uhr, 01.11.2019

Bailouts sind wieder notwendig

Bailouts waren vor 10 Jahren für Banken in. Diesmal sind es andere Unternehmen, die Milliarden benötigen.

Jahrelang konnten Kleinanleger nur neidisch von der Seitenlinie zuschauen, wie Private Equity Investoren Aktien von Unternehmen wie Uber, Alibaba und Spotify hielten, bevor man sie an der Börse handeln konnte. Der Private Equity Markt steht nicht jedem offen. Das Eintrittsticket kann mit vielen hunderttausend oder Millionen Euro teuer sein. Das war besonders ärgerlich, weil diese Unternehmen erst an die Börse gingen, als sie schon unverschämt hoch bewertet waren. Softbank, einer der größten Investoren mit seinem Vision Fund, hielt an Uber Anteile, als das Unternehmen noch lange nicht Milliarden wert war. Als Uber an die Börse ging, konnten gigantische Gewinne realisiert werden. Der Einsatz wurde in den meisten Fällen vervielfacht und zwar nicht um den Faktor zwei oder drei, sondern teils im mittleren zweistelligen Bereich. Davon konnten Kleinanleger nur träumen. Das höchste der Gefühle war noch der Einstieg nach dem Börsengang. Wegen der hohen Bewertung, zu der die Firmen an die Börse gingen, war die Freude allerdings nicht besonders groß.

Der Renaissance IPO ETF performt seit Jahren schlechter als der S&P 500 (Grafik 1). Seit vergangener Woche muss man aber auf die frühen Investoren nicht mehr neidisch sein. Das Debakel rund um WeWork hat vielen die Augen geöffnet.


Schon lange haben Kritiker vermutet, dass die Bewertungen im Private Equity Bereich einfach nur wahnwitzig sind. Jetzt scheint sich das zu bestätigen. Es ist eine Blase, die irgendwann platzen musste. Wann sie platzen würde, wusste niemand. Nun ist es aber soweit. Und es wird teuer.

Damit Softbank keinen Totalverlust hinnehmen muss, wurde unter Hochdruck ein Bailout-Paket geschnürt. Dabei wird WeWork nun nur noch mit etwas weniger als 10 Mrd. bewertet. Das sind 37 Mrd. weniger als noch vor einigen Wochen (Grafik 2).


Softbank musste fast 10 Mrd. in die Hand nehmen, um WeWork zu retten, nachdem der Börsengang nicht stattfinden konnte. Keiner wollte Aktien zu dieser Bewertung haben. Nun ist WeWork nicht nur weniger wert, es musste durch einen Notverkauf gerettet werden. Ob das auf Dauer reicht, ist noch offen. Das Unternehmen verbrennt Milliarden.

Der Verlust, der Quartal um Quartal angehäuft wird, liegt bei der Hälfte des Umsatzes. Für ein Unternehmen, das im Endeffekt Büros vermietet, ist das untragbar. Investoren hat das lange Zeit nicht gestört. Immerhin war das Unternehmen in der New Economy bzw. Sharing Economy.

Das Geschäftsmodell ist nicht kreativ. Für Konkurrenten gibt es praktisch keine Eintrittsbarrieren. Es reichte aber, dass es um die Sharing Economy ging. Das ist wie beim Internet vor 20 Jahren. Die Blase platzt diesmal aber zulasten der Private Equity Investoren und nicht zulasten der Kleinanleger.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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