Analyse
16:50 Uhr, 23.10.2024

BAADER BANK - Kursrutsch am Freitag, diese Woche gleich drei Meldungen

Nach dem Kursrutsch am Freitag konterte die Baader Bank die Marktgerüchte mit einer gegenteilig klingenden Meldung, und legte gleich zwei weitere News nach.

Erwähnte Instrumente

  • Baader Bank AG
    ISIN: DE0005088108Kopiert
    Kursstand: 3,850 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Baader Bank AG - WKN: 508810 - ISIN: DE0005088108 - Kurs: 3,850 € (XETRA)

Der Artikel der Finanzseite financefwd, der Pläne von Scalable Capital bzgl. der Beantragung einer Vollbanklizenz und des Aufbaus eines eigenen Market Makers (ich berichtete) hat den Verantwortlichen nicht geschmeckt. Klar, man möchte solche Nachrichten gerne selber veröffentlichen, wenn der richtige Zeitpunkt dafür da ist. Und vor allem nicht, bevor Nägel mit Köpfen gemacht wurden.

Gleich am Montag darauf verkündete die Baader Bank, dass mit Scalabe eine "mehrjährige Kooperation" vereinbart wurde. Das Timing? Vermutlich kein Zufall.

"Seit Gründung arbeitet Scalable Capital mit der Baader Bank als zuverlässiger und starker Partner Seite an Seite zusammen, das wird auch in Zukunft so sein", ließ sich Scalable-Gründer und Co-CEO Erik Podzuweit zitieren.

Freilich war von einem Dementi, was Vollbank und Market-Maker-Modell angeht, weder hier noch sonst wo etwas zu lesen. Ich gehe auch weiter davon aus, dass sich die Kollegen von financefwd die Story nicht ausgedacht haben, sondern dass dies auch wirklich so geplant ist - aber eben nicht auf ganz kurze Sicht.

Das PFOF-Verbot, das einer der Beweggründe für Scalable sein dürfte, gilt in Deutschland erst ab Juli 2026. Insofern ist hier auch noch Zeit und Bedarf für eine "mehrjährige Kooperation". Besonders konkret wurde man inhaltlich ohnehin nicht.

Auch wenn Scalable dann in Zukunft tatsächlich über eine eigene Vollbanklizenz und ein eigenes Market-Maker-Modell verfügen sollte, heißt das ja nicht, dass Baader und Scalable gar nicht mehr zusammenarbeiten. Aber Scalable würde einen bedeutenderen Teil der Wertschöpfung selbst in die Hand nehmen, und damit auch einen größeren Part der Gesamtmarge für sich verbuchen.

Wie zum Trotz veröffentlichte Baader in der gleichen Woche noch zwei weitere Meldungen.

Eine Kooperation mit Erste Group im Kapitalmarkt- und Handelsgeschäft: Es geht dabei um Aktivitäten im Equity-Capital-Markets-Geschäft, den Primärmarktvertrieb und Deal-Execution- Services in Europa und Nordamerika, sowie das Research-Angebot für institutionelle Kunden.

Für Endkunden wie Dich und mich interessanter ist das neue Zinskonto, das Baader den Kooperationspartnern anbieten will. Der erste Anbieter ist Smartbroker, der Zins beträgt zumindest in diesem Fall Einlagezins der EZB minus 0,25 Prozent, also aktuell 3 %. Ich habe das Umbuchen vom Verrechnungskonto auf das Zinskonto und zurück ausprobiert, es funktioniert bis 17 Uhr in Echtzeit und ist daher gut für die Kombination aus Cash-Parken und Trading geeignet.

Noch kundenfreundlicher wäre freilich die direkte Verzinsung des Verrechnungskontos, wie es Trade Republic handhabt. Das halte ich für den besseren Ansatz, auch im Hinblick darauf, dass die Kunden aus Brokersicht natürlich eigentlich handeln sollen. Mit dem Zinskonto ist ja fast keine Marge zu machen.

Übrigens verlängert die Baader Bank die Handelszeiten im OTC-Handel. Aus 8 bis 22 Uhr wird 7:30 Uhr bis 23 Uhr. Bitte darauf achten, ganz früh und ganz spät werden die bid/ask-Spreads nicht besser. Trotzdem kann es manchmal sein, dass einem die zusätzlichen 1 1/2 Stunden gut in den Tradingstil passen und man so vielleicht die eine oder andere Chance zusätzlich mitnehmen kann.

Fazit

Die Baader Bank ist recht breit aufgestellt, breiter als z.B. eine Lang & Schwarz. Das Geschäft mit den Neobrokern gehört auf jeden Fall zu den Hoffnungsträgern des Unternehmens, insofern wäre der Verlust von Scalable Capital, und wenn auch nur teilweise, schon ein kleiner Schlag. Erstmal wird hier wohl nichts passieren, aber in ein paar Jahren wird das wahrscheinlich ganz anders aussehen.

Das haut die auf vielen Beinen stehende Baader Bank sicher nicht um, aber die anderen kleinen Kooperationspartner in dem Bereich kommen nicht annähernd an diese Kundenzahl und damit auch Bedeutung heran.

Ich habe mir die aktuellen Gewinnschätzungen für den Konzern angeschaut. Für 2024 werden 0,29 EUR/Aktie Profit erwartet, im Folgejahr 0,31 EUR und 2026 dann 0,39 EUR. 2025er-KGV also 12 bis 13.

Das haut einen bewertungstechnisch weder in die eine noch andere Richtung vom Hocker. Die Abhängigkeit vom Kapitalmarkt ist enorm, sprich von der Handelsaktivität. Das trübt auch stark die Verlässlichkeit von Prognosen. Ich sehe in der Aktie weder einen klaren Verkauf noch einen zwingenden Kauf.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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