AXA-Ausblick 2023: Rezession auf beiden Seiten des Atlantiks
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Globaler Makroausblick – Die Wolken um den Inflationsgipfel
Von Gilles Moec, AXA Group Chief Economist and Head of AXA IM Core Investments Research
- „Der Inflationsschock hat das Jahr 2022 bestimmt und das Ende einer geldpolitischen Ära eingeläutet. In Verbindung mit der quantitativen Straffung führte dies zu der stärksten Verschärfung der allgemeinen Finanzbedingungen seit der großen Finanzkrise 2008-2009.“
- „Wir befinden uns in einer Konstellation, die wir seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben: eine politisch herbeigeführte Verlangsamung der Weltwirtschaft.“
- „Wir sind überzeugt, dass die Fed die Zinsen nicht so schnell senken will, wie es der Markt derzeit einschätzt (zweites Halbjahr 2023), da sie sich vergewissern will, dass sie die Inflation wirklich in den Griff bekommen hat.“
- „Die USA befinden sich wahrscheinlich in einer komfortableren Lage als Europa. Ihre demografische Lage verschlechtert sich zwar, ist aber weniger problematisch, und das Land kann zumindest auf günstige, im Inland produzierte Energie zählen. Jetzt, da die politische Unterstützung ihren Höhepunkt überschritten hat, werden diese strukturellen Schwächen der USA in den Mittelpunkt rücken.“
- „Wir sind zwar zuversichtlich, dass sich die Weltwirtschaft bis Mitte 2023 wieder erholen wird, warnen aber vor übermäßigem Enthusiasmus. Abgesehen von der zyklischen Erholung werden viele strukturelle Fragen unbeantwortet bleiben.“
Globaler Investmentausblick – Positive, aber gedämpfte Renditeerwartungen
Von Chris Iggo, Chair of the AXA IM Investment Institute and CIO of AXA IM Core
- „Wir erwarten eine Rezession auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Märkte rechnen 2023 mit einem Höchststand der Zinsen in den USA im zweiten Quartal und in der Eurozone im dritten Quartal.“
Zur Assetklasse Aktien:
- „Die Aktienmarktrallye im vierten Quartal wurde vor allem durch die Erwartung eines Inflations- und Zinshöchststandes angetrieben, muss aber vor dem Hintergrund sich verschlechternder Ertragsaussichten und eines Umfelds, in dem die Zinsen so hoch sein werden wie seit Jahren nicht mehr, beurteilt werden.“
- „Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse von Aktien werden wahrscheinlich unter ihren Höchstständen bleiben, und die Anleiherenditen werden nicht in die Nähe von Null zurückkehren. Die Art von Kapitalrenditen, die die Anleger in der Ära der quantitativen Lockerung genossen haben, werden sich in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht wiederholen. Das derzeitige Umfeld erfordert durchdachtere Anlagestrategien als nur das Streben nach Gewinnwachstum und höheren Renditen, ungeachtet der Bewertungen oder des Kreditrisikos.“
- „Selbst nach der bereits stattgefundenen deutlichen Herabstufung sind die Aktienmärkte noch anfällig für die erwartete Gewinnrezession.“
- „Es besteht das Potenzial für eine gewisse Sektor- und Stilrotation in der Zukunft. Die langfristigen Aussichten für traditionelle Energieunternehmen werden durch die Dynamik der Energiewende in Frage gestellt. Gleichzeitig wird ein neuer Investitionszyklus letztendlich Unternehmen der Technologie und der Automatisierung zugutekommen.“
- „Außerhalb der USA sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse an den Märkten deutlich gesunken. Die europäischen Märkte wären zum Beispiel in einer guten Ausgangsposition, um sich zu erholen, wenn es in der Ukraine positive Entwicklungen gibt.“
Zur Assetklasse Fixed Income:
- „Anleger in festverzinslichen Wertpapieren werden jedoch am meisten vomm Höchststand der Inflation und der Leitzinsen profitieren. An den Anleihemärkten hat sich das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko verbessert.”
- „Während Aktien mit dem Wachstumsumfeld zu kämpfen haben, können Anleihen eine Absicherung und eine Alternative für Anleger sein, die auf Erträge Wert legen.“
- „Das neue Umfeld für die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere und damit verbundene Strategien ist ausgewogener. In den letzten Jahren wurden die Erträge von Kapitalgewinnen dominiert, da die Zentralbanken die Renditen nach unten drückten. Nun dürften die Erträge einen größeren Anteil an den Gesamterträgen haben.“
- „Mittelfristig werden die heutigen Spreads den Anlegern die Möglichkeit geben, von Kapitalgewinnen zu profitieren, wenn sich die Fundamentaldaten der Unternehmen verbessern.“
Eurozone – Vor uns liegt ein schwerer Weg
Von François Cabau, Senior Economist (Euro Area) Macro Research – Core Investments and Hugo Le Damany, Economist (Euro Area) Macro Research – Core Investments
- “In einem äußerst unsicheren makroökonomischen Umfeld sehen wir düstere Aussichten für die Zukunft. Das begrenzte Energieangebot und die schwächelnde Nachfrage werden die Eurozone in diesem Winter wahrscheinlich in eine ausgeprägte Rezession stürzen.“
- „Aufgrund gefüllter Gasspeicher sind jedoch schwerwiegende Produktionsunterbrechungen weniger wahrscheinlich.“
- „Die Sanierung der ökonomischen Angebotsseite – die Veränderung des Energiemixes, insbesondere für Deutschland, und die Sicherung der Lieferketten – ist ein Prozess, der wahrscheinlich Jahre dauern wird.“
- „Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Gesamt- und Kerninflation im vierten Quartal 2022 mit 10,8 Prozent bzw. 5 Prozent (jährlich) ihren Höhepunkt erreichen wird und dass die Gesamtinflation in jedem Quartal um etwa 2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr zurückgehen und 2023 bei 2,5 Prozent liegen wird.“
- „Wir und der Markt erwarten eine weitere Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Dezember und halten es für wahrscheinlich, dass die EZB im Februar und März zu Zinserhöhungen um 25 Basispunkte übergehen wird, um 2,5 Prozent zu erreichen.“
China – Ein holpriger Weg zur Wiedereröffnung
Von Aidan Yao, Senior Economist (China), Macro Research – Core Investments
- “Es wird erwartet, dass sich der jährliche BIP-Zuwachs von 8,1 Prozent im Jahr 2021 auf etwa 3 Prozent im Jahr 2022 mehr als halbieren wird, womit Peking sein Wachstumsziel zum zweiten Mal in drei Jahren verfehlt.“
- „Die Aussichten für die Wirtschaft werden weiterhin von der Entwicklung der Pandemie und der Reaktion Pekings abhängen. Die Fortsetzung der harten Kontrollen gegen das wiederholte Aufflackern von COVID-19 wird wahrscheinlich den wirtschaftlichen Stress verlängern und dauerhafte Narben in Wirtschaft und Gesellschaft hinterlassen.“
- „Unsere Basisprognose für 2023 beruht im Wesentlichen auf der Annahme, dass die Zero-Covid-Politik (ZCP) an eine eventuelle Wiederbelebung der Wirtschaft angepasst werden wird. Die jüngste Ankündigung aus Peking von 20 Maßnahmen zur Feinabstimmung der COVID-19-Strategie lässt vermuten, dass noch mehr kommen wird.“
- „Der Außenwirtschaftssektor wird die Wirtschaft im nächsten Jahr weniger stützen, insbesondere aufgrund der Erwartung, dass die Industrieländer in eine Rezession rutschen. Der Verlust des Wachstumsbeitrags der Exporte könnte die Dringlichkeit für Peking erhöhen, die COVID-19-Kontrollen zu lockern, um die Inlandsnachfrage zu beleben.“
- „Angesichts des geringeren Potenzials für konventionelle Konjunkturmaßnahmen gibt es nur noch wenige andere Möglichkeiten als die Wirtschaft aus dem Griff der Pandemie zu befreien, um das Wachstum zu fördern.“
UK – Durch unruhige Gewässer navigieren
Von Modupe Adegbembo, Junior Economist (G7), Macro Research – Core Investments
- “Die Nachfrage nach Arbeitskräften scheint sich nun gedreht zu haben und hinkt dem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit hinterher. Durch den Rückgang des Arbeitskräfteangebots ist die Arbeitslosigkeit jedoch niedrig geblieben und der Arbeitsmarkt bleibt angespannt.“
- „Wir prognostizieren eine durchschnittliche Inflationsrate des Verbraucherpreisindex von 9,1 Prozent im Jahr 2022, 7,6 Prozent im Jahr 2023 und 2,8 Prozent im Jahr 2024 (Konsens 9 Prozent, 6,3 Prozent und 2,5 Prozent).“
- „Wir gehen davon aus, dass die Zinssätze ab dem vierten Quartal 2023 vierteljährlich um 25 Basispunkte gesenkt werden, so dass sie bis zum vierten Quartal 2024 auf 3 Prozent sinken. Der genaue Zeitpunkt dürfte vom Ausmaß der Arbeitsmarktanpassung abhängen.“
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