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Kommentar
11:55 Uhr, 14.10.2025

Crash bei Ferrari! Einmalige Chance bei der vielleicht besten Auto-Aktie?

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Ferrari steht am Wendepunkt. Jahrzehntelang war der Klang eines röhrenden Zwölfzylinders das Herz der Marke – jetzt soll ein Elektromotor diese Rolle übernehmen. Der neue „Elettrica“ markiert den Beginn einer neuen Ära in Maranello: vollelektrisch, über 1.000 PS stark und technisch auf Augenhöhe mit Tesla & Co. Doch während Ferrari stolz die ersten Details seines Zukunftsmodells präsentiert, sorgt die Börse für einen Dämpfer – die Aktie stürzt um 16 % ab, der größte Tagesverlust seit fast zehn Jahren.

Ist Ferraris leise Revolution also ein riskanter Kurswechsel, der das Markenimage verwässert? Oder gelingt den Italienern das Kunststück, Tradition und Technologie zu vereinen – und damit die Zukunft des Luxus-Sportwagens neu zu definieren?

Der neue Ferrari Elettrica

© Ferrari S.p.A. / media.ferrari.com

Mit dem „Elettrica“ wagt Ferrari den Sprung in die elektrische Zukunft – ohne seine DNA zu verleugnen. Das Chassis besteht zu 75 % aus recyceltem Aluminium, die Batterie ist tief im Unterboden integriert und senkt den Schwerpunkt um ganze acht Zentimeter. Vier eigens entwickelte Elektromotoren liefern zusammen über 1.000 PS, katapultieren den Wagen in 2,5 Sekunden auf 100 km/h und ermöglichen 310 km/h Spitze.

Besonders stolz ist Ferrari auf den Klang: Statt künstlicher Soundeffekte werden echte Vibrationen des Antriebs verstärkt – wie bei einer E-Gitarre. So bleibt das Fahrgefühl authentisch, nur eben elektrisch. Die Reichweite von über 530 Kilometern und das 800-Volt-System mit 350 kW Ladeleistung zeigen, dass Emotion und Effizienz hier kein Widerspruch sein müssen. Der Preis: voraussichtlich ab 500.000 Euro.

Das Geschäftsmodell: Exklusivität als Erfolgsrezept

Ferrari spielt bewusst in seiner eigenen Liga. Während andere Hersteller auf Stückzahlen und Skaleneffekte setzen, bleibt Maranello dem Prinzip der Knappheit treu: wenige Autos, hohe Margen, maximale Begehrlichkeit. Wartelisten gehören genauso zum Geschäftsmodell wie das Gefühl, Teil eines exklusiven Zirkels zu sein. Der Elettrica soll daran nichts ändern – er ist kein Volumenmodell, sondern ein Statement. Auch deshalb will Ferrari bis 2030 nur rund 20 % seiner Fahrzeuge vollelektrisch bauen und weiterhin stark auf Hybrid- und Verbrennermodelle setzen. Wachstum um jeden Preis? Nicht in Maranello – hier zählt Wertigkeit vor Menge.

Zahlen & Fakten

Marktkapitalisierung 83,69 Mrd. EUR
Mitarbeiter 5.430
Hauptsitz Maranello, Italien

Umsatz & Gewinn

Mit einem Umsatz von rund 6,7 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis (EBIT) von 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2024 bleibt Ferrari ein Ausnahmefall in der Automobilwelt. Die operative Marge liegt damit bei knapp 28 %, eher ein Luxuskonzern als ein Autokonzern. Während Massenhersteller mit einstelligen Renditen kämpfen, verdient Ferrari an jedem Wagen ein kleines Vermögen. Analysten erwarten bis 2028 sowohl Umsatz- als auch Ergebniszuwächse, wenn auch moderater als in den Boomjahren nach 2020. Das unterstreicht: Ferrari agiert weniger wie ein Autobauer – und mehr wie eine Luxusmarke mit vier Rädern.

Solvenzkennzahlen

Gesamtkapital 9,65
Eigenkapital 3,55
Gesamtverschuldung 3,16
Liquide Mittel 1,66
in Mrd. EUR

Ferrari überzeugt mit einer starken Eigenkapitalbasis und moderater Verschuldung, die durch hohe Liquidität abgesichert ist. Der Konzern kann Investitionen weitgehend selbst finanzieren – ein seltener Vorteil in der Autoindustrie. Diese finanzielle Stärke gibt Ferrari die Freiheit, den Wandel zur Elektromobilität aus eigener Kraft zu gestalten.

Bewertungskennzahlen

Mit einem KGV von rund 38 und einem EV/EBITDA über 20 wird Ferrari deutlich höher bewertet als klassische Autohersteller. Anleger zahlen hier nicht für Volumen oder Technologie, sondern für Marke, Exklusivität und Preissetzungsmacht. Der immer noch hohe Bewertungsaufschlag spiegelt das Vertrauen wider, dass Ferrari auch im Elektrozeitalter seine Aura bewahrt – doch genau diese Erwartung macht die Aktie anfällig, wenn das Wachstumstempo sinkt.

Konkurrente: Allgemeine Schwäche der Branche?

Auch Ferraris Wettbewerber kämpfen mit dem Umbruch. Lamborghini, Teil des VW-Konzerns unter dem Audi-Dach, verschiebt seinen ersten Stromer auf 2029 – zu groß sind derzeit Kosten und Unsicherheiten im Luxus-Elektromarkt. Porsche leidet unter rückläufigen Margen, gestiegenen Entwicklungskosten und einer schwachen Nachfrage nach E-Modellen; die Aktie steht nahe an ihren Verlaufstiefs. Aston Martin wiederum kämpft schon länger ums Überleben: hohe Schulden, geringe Stückzahlen und ein fragiles Vertriebsnetz bremsen die britische Traditionsmarke. Insgesamt zeigt sich: Die Luxus-Sportwagenbranche tritt auf die Bremse – und Ferrari ist trotz Gegenwind noch der stabilste Fahrer im Feld.

Ferrari: Chancen und Risiken

Chancen:

  • Starke Markenmacht und Preissetzung: Ferrari hebt sich klar von Porsche, Lamborghini und Aston Martin ab – Nachfrage übersteigt das Angebot dauerhaft, was Preiserhöhungen und Margenstärke ermöglicht.
  • Elektrifizierungsstrategie mit Markenkern: Die Elettrica und Hybride sollen Leistung und Emotion verbinden, ohne Ferraris Identität zu verwässern – gelingt das, sichert das die Zukunftsfähigkeit.
  • Exklusive Positionierung im Luxussegment: Ferrari ist längst nicht nur Autobauer, sondern Luxusmarke mit hoher Preispremium-Struktur und wachsendem Lifestyle-/Merch-Geschäft.

Risiken:

  • Übergang zur Elektromobilität: Die Transformation birgt technologische und emotionale Risiken – viele Kunden stehen E-Modellen skeptisch gegenüber.
  • Hohe Bewertung: Mit KGV und EV/EBITDA weit über Branchenschnitt ist viel Perfektion eingepreist – kleine Rückschläge können stark durchschlagen.
  • Regulatorischer Druck und Investitionskosten: Emissionsvorschriften und teure E-Entwicklungen erhöhen den Kapitalbedarf, während Exklusivität Produktionsausweitungen begrenzt.

Chart: Ferrari in der Korrektur!

Wochen-Chart von Ferrari | Quelle: stock3

Die Aktie von Ferrari ist seit Jahren ein schöner Dauerläufer und befindet sich aktuell einer der größten Korrekturen seit dem Börsengang. Vor einem Einstieg sollte die Aktie im lower Timeframe, also zum Beispiel im Tages-Chart einen Boden ausbilden. Knapp unter dem Kurs verläuft aktuell die 200-Wochen-Linie und um 300 EUR eine Unterstützung. Diese Level sollten gehalten werden, da der langfristige Aufwärtstrend sonst zu stark an Dynamik verlieren würde.

Fazit

Ferrari steht trotz aller Euphorie am Scheideweg. Die Elektrifizierung bringt hohe Kosten, technologische Risiken und emotionale Unsicherheiten mit sich – und an der Börse ist immer noch viel Perfektion eingepreist. Die hohe Bewertung lässt wenig Raum für Fehltritte, und eine mittelfristige Kurskorrektur wäre angesichts des verhaltenen Wachstumsausblicks durchaus denkbar.

Langfristig aber bleibt Ferrari eine Ausnahmeerscheinung: eine Marke mit unvergleichlicher Strahlkraft, solider Bilanz und fast unantastbarer Preissetzungsmacht. Wenn Maranello den Übergang zur Elektromobilität meistert, dürfte Ferrari auch in der neuen Ära das bleiben, was es seit Jahrzehnten ist – eine der besten Automarken der Welt.

Transparenzhinweis

Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Analyse nicht investiert

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