Aussichten für europäische Unternehmen so günstig wie lange nicht
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Paris (BoerseGo.de) - Die Ergebnisse im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres waren angesichts der Probleme in der Eurozone und in Gesamt-Europa eine angenehme Überraschung, befindet Pierre Ciret, Ökonom bei Edmond de Rothschild Asset Management, in seinem aktuellen Marktkommentar. Der BIP-Zuwachs von 0,8 Prozent lag unter anderem an Sondereffekten, aber auch das globale Wirtschaftswachstum und vor allem die Schwellenländer spielten eine wichtige Rolle.
Laut Ciret trugen die Schwellenländer lange Zeit kaum etwas zu Umsatz und Ertragswachstum bei – gerade am Anfang belastete der Investitionsaufwand häufig die Ertragsentwicklung. Das habe sich in den letzten zehn Jahren grundlegend geändert. Nach Schätzungen von Société Générale trugen die Schwellenländer 2002 nur etwas über 30 Prozent zum Umsatzwachstum und etwa 28 Prozent zum Bruttobetriebsergebnis europäischer Unternehmen bei. 2010 waren es bereits rund 55 Prozent. Dieselbe Studie prognostiziert, dass der Beitrag zum Umsatzwachstum in drei bis fünf Jahren bei 60 Prozent liegen wird. "Logischerweise steht China für jedes globale Unternehmen im Mittelpunkt seiner Marktstrategien. Einige Unternehmen haben schnell begriffen, welche Vorteile die Präsenz vor Ort bietet. So war Volkswagen beispielsweise ein Pionier auf dem chinesischen Markt und das Unternehmenswachstum hat erheblich von dieser Strategie profitiert. Schätzungen zufolge stammt sogar die Hälfte der Gewinne des Konzerns aus China", meint der Ökonom.
Dieser Trend werde in den kommenden Jahren anhalten. Für China, das einen tiefgreifenden Wandlungsprozess durchläuft, stehe bei Exporten und als Produktionsstandort einiges auf dem Spiel. Die Exporte nach China sind bereits sprunghaft gestiegen und sollen sich künftig noch verdreifachen. Nur zehn Prozent der deutschen Exporte gehen nach China, dabei stammt der größte Anteil an den chinesischen Einfuhren aus Deutschland. "Das Exportwachstum wird anhalten, aber der wichtigste Wachstumsfaktor der kommenden Jahre wird Chinas Profilierung als Produktionsstandort sein", so Ciret. Mit zunehmender Entwicklung der Schwellenländer werde der Anstieg von Konsumgütern und Dienstleistungen infolge des verbesserten Lebensstandards das BIP-Wachstum übertreffen. Laut Ciret konzentrieren sich auf kurze Sicht die Risiken vor allem auf steigende Energie- und Lebensmittelpreise und die diesbezüglichen Zentralbankmaßnahmen: "Alle Zentralbanken haben – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß – die Zinszügel angezogen und die Liquidität verknappt. Wenn in der zweiten Jahreshälfte 2011 das Wachstumstempo in China etwas nachlässt und sich realistischere Erwartungen durchsetzen, dürfte auch der Inflationsdruck nachlassen."
Nach Meinung des Ökonomen sind die Aussichten für europäische Unternehmen jetzt so günstig wie seit Langem nicht mehr. Die heimischen Märkte erleben ein zwar bescheidenes, aber stetiges Wachstum im Einklang mit der Arbeitsmarktsituation. Die Finanzprobleme an der Euro-Peripherie werden durch die dynamischen Bedingungen in den Ländern ausgeglichen, die am meisten vom globalen Wirtschaftswachstum profitieren. Laut jüngsten Statistiken werden die steigenden Exporte Konjunktur und Investitionen in das Produktivvermögen weiter ankurbeln. Einige europäische Länder haben das Potenzial der Emerging Markets schnell erkannt. "Damit sind sie gut aufgestellt, um vom tiefgreifenden strukturellen Wandel in den Schwellenländern zu profitieren“, so der Experte.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.